Der Bedrohung so nah (German Edition)
Licht brannte noch immer. Verärgert stellte er fest, wie erregt er nach wie vor war.
Mit zusammengebissen Zähnen schloss er die Autotür auf und setzte sich hinters Steuer. Er würde in der kommenden Woche vorsichtig sein müssen. Auch wenn er es nur äußerst ungern zugab, war er offenbar doch anfälliger, als er angenommen hatte. Nicht unbedingt emotional, aber körperlich. Es schien ganz so, als ließen sich gewisse Bedürfnisse, die er als Mann hatte, nicht ewig beiseiteschieben. Er brauchte wieder weibliche Gesellschaft, so viel stand fest. Stephanie würde sich schon irgendwann daran gewöhnen. Vielleicht würde eine Frau nicht nur die Lücke in seinem, sondern auch in ihrem Leben füllen.
Doch was Nick ganz bestimmt nicht brauchte, war Erin McNeal. Nur weil sie ihn so heiß machte wie keine andere, war sie noch lange nicht die Richtige für ihn. Sie war genau die Art von Frau, die er Stephanie nicht zumuten konnte. Sein kleines Mädchen war schon einmal von einem leichtsinnigen Erwachsenen verletzt worden. Er würde nicht zulassen, dass das noch einmal passierte. Eher würde er sich das Herz aus der Brust reißen.
Erin war die erste Frau, die er seit Ritas Tod geküsst hatte. Und die Tatsache, dass es ganz bestimmt kein unschuldiger Kuss gewesen war, verstörte ihn. Es sah so aus, als habe er persönliches Neuland betreten.
Völlig unerwartet traf ihn der vertraute Schmerz tief in seiner Brust, die Wunde so frisch verheilt, dass sie immer noch blutete, wenn man sie berührte. Doch es erstaunte ihn, dass der Schmerz selbst nach drei langen Jahren nichts von seiner Intensität eingebüßt hatte. Seit Ritas Tod war er nicht mehr derselbe. Mit ihr war ein Teil von ihm gestorben. Am Tag ihrer Beerdigung hatte er sich geschworen, nie wieder den qualvollen Fehler zu begehen, jemanden zu lieben.
Fluchend schob er den Gedanken an Rita zur Seite. Laut und rau hallte seine Stimme durch die Stille des Wagens. Erin McNeal war tabu für ihn. Er musste nicht nur sich selbst, sondern auch Stephanie vor ihr schützen. Er durfte nicht zulassen, dass Erin ihn oder seine Tochter verletzte. Und nachdem, was heute passiert war, würde sie genau das tun. Egal, wie attraktiv sie war oder wie sehr er sich nach ihr sehnte. Er durfte in ihr nicht mehr als die Polizistin sehen.
Energisch legte er den Gang ein und lenkte den Wagen auf die Straße, um nach Hause zu fahren. Erin konnte ihm egal sein, versicherte er sich. Sie brauchte niemanden, der auf sie aufpasste. Und wenn sie vorhatte, sich weiterhin so selbstzerstörerisch zu verhalten, war das nicht sein Problem.
Hoffentlich konnte er Mrs Thornsberry davon überzeugen, die Nacht bei Erin zu verbringen. Nick wusste, dass er kniff, doch auch wenn Erin seine Mitarbeiterin war: Er fühlte sich der Situation einfach nicht gewachsen. Außerdem war er nicht der Einzige, den der Kuss völlig unvorbereitet getroffen hatte. Er hatte das Erstaunen und die Betroffenheit in Erins Gesicht gesehen. Noch ein weiter Grund neben all den anderen, sich von ihr fernzuhalten. Es war für sie beide am besten, wenn er ihr aus dem Weg ging.
6. KAPITEL
Erin wollte nicht über den Kuss nachdenken. Es hätte sie nur daran erinnert, wie sie in Nicks Armen dahingeschmolzen war, als seine Lippen ihre berührt hatten. Auch wenn sie das Risiko liebte – diese Gedanken waren selbst ihr zu gefährlich. Denn dann würde sie sich eingestehen müssen, dass sie, seitdem sie wach war, an nichts anderes mehr als an diesen Mann gedacht hatte. Und sie würde zugeben müssen, wie empfänglich sie für ihn war. Dass sie gewollt hatte, dass er sie küsste. Und dass sie sich danach sehnte, dass er es wieder tat.
Offenbar wurde sie mit der Zeit immer besser im Leugnen, denn sie weigerte sich strikt, darüber nachzudenken. Sie war auf dem Weg zu Nicks Haus und überquerte gerade die Stadtgrenze. Und der einzige Grund, warum sie zu Stephanies Party ging, war das kleine Mädchen selbst. Sie mochte zwar ein schwieriges Kind sein, aber das konnte man ihr kaum anlasten, wenn man bedachte, was sie alles durchgemacht hatte. Den Tod ihrer Mutter und ihre schwere Verletzung.
Erin konnte Stephanies Geburtstag nicht einfach ignorieren. Das Mädchen hatte jede Freude verdient, die ihr die Erwachsenen in ihrer Umgebung bereiten konnten.
Und es würde die Dinge nur schlimmer machen, wenn Erin sich noch weiter von Nick zurückzog. Er mochte sie zwar falsch einschätzen und eine gänzlich andere Auffassung von der Polizeiarbeit
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