Der Bedrohung so nah (German Edition)
Stephanies Augen gesehen hätte oder Nicks Lächeln, machte es ihr nichts aus, dass er sie nicht hereinbat. Zumindest versuchte sie, sich das einzureden. Immerhin kannten sie sich erst wenige Wochen, und sie war weit davon entfernt, eine Freundin der Familie zu sein, die man zur Geburtstagsfeier seiner Tochter einlud. Trotzdem war sie enttäuscht.
„Erin!“
Erschrocken fuhr sie zusammen, als sie die Stimme von Mrs Thornsberry hörte, und sah, wie die ältere Dame hinter Nick auftauchte. „Ich bin so froh, dass Sie gekommen sind. Es war nicht leicht, Hector dazu zu bewegen, ein Stück Kuchen für Sie übrigzulassen. Ich hoffe, Sie mögen Schokoladentorte.“
Nick runzelte die Stirn. „Sie ist im Dienst, Em.“
„Herrgott, es wird schon nicht gegen irgendwelche Regeln verstoßen, wenn Polizisten im Dienst ein Stück Geburtstagskuchen essen, oder?“ Freundlich lächelnd sah Mrs Thornsberry sie an. „Da steht ein großes Stück für Sie in der Küche.“
Erin erwiderte ihr Lächeln etwas unschlüssig. Sie wollte Nick nicht verärgern, es aber gleichzeitig auch seiner Haushälterin recht machen. Und sie hätte Stephanie wirklich gerne das Geschenk persönlich überreicht, doch offenbar war Nick strikt dagegen, dass sie blieb. „Vielen Dank, Mrs Thornsberry, aber …“
„Nick, wo haben Sie Ihre Manieren gelassen?“, schimpfte die ältere Dame. „Wollen Sie Erin nicht hereinbitten?“
Nick sah Mrs Thornsberry finster an.
„Grundgütiger, sie wird doch wohl noch für ein Stück Kuchen Zeit haben.“ Sie warf ihm einen verärgerten Blick über ihre Schulter zu, als sie in Richtung Wohnzimmer ging.
Erin fühlte sich zunehmend unwohler. Ganz offensichtlich war Nick nicht sehr begeistert darüber, sie zu sehen. Und es war mehr als deutlich, dass er sie nicht hierhaben wollte. Sie sah zu ihrem Wagen hinüber und trat einen Schritt zurück. „Ich muss dann mal wieder los …“
„Schon in Ordnung.“ Er öffnete die Tür etwas weiter und machte einen Schritt zur Seite. „Kommen Sie rein.“
„Ich möchte nicht stören.“
Ihre Blicke trafen sich, und Erin fühlte sich beinah nackt. Augenkontakt hatte ihr noch nie Probleme bereitet, aber Nicks Blick war so intensiv, dass sie wegsehen musste.
„Wir werden uns sowieso nicht länger aus dem Weg gehen können“, sagte er mit tiefer Stimme.
Noch immer versuchte sie, seine dunklen, gefährlichen Augen zu meiden. „Ich bin Ihnen nicht aus dem …“
„Da wir zusammenarbeiten, scheint es mir ohnehin keine besonders gute Strategie zu sein.“
Die Röte stieg ihr ins Gesicht, und sie spürte ein warmes Kribbeln im Bauch, als die Erinnerung an seinen Kuss ungebetenerweise zurückkam. Seine Lippen auf ihren. Die Art und Weise, wie er sie im Arm gehalten hatte. Wie hart sich sein Körper angefühlt hatte, als er sie näher zu sich gezogen hatte.
Sie wollte etwas Schlagfertiges erwidern, einfach nur, um ihm zu beweisen, dass der verfluchte Kuss ihr nicht das Geringste ausgemacht hatte, doch sie brachte keinen Ton heraus. Schweigend tat sie einen Schritt an ihm vorbei und trat ein. Der Duft seines Aftershaves vernebelte ihr die Sinne und brachte die Nervenenden in ihrem Körper zum Vibrieren, während die Erinnerung an den Kuss in ihr immer lebendiger wurde. Verzweifelt versuchte sie, das Verlangen zu ignorieren, das in ihr aufkeimte.
Nick deutete in Richtung Flur. „Es war wirklich nicht nötig, aber es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie ein Geschenk mitgebracht haben. Stephanie wird sich bestimmt darüber freuen.“
Atemlos und etwas durcheinander, ging Erin durch den Flur. Hätte sie doch bloß ihren gesunden Menschenverstand benutzt und das Geschenk vorbeigebracht, wenn Nick nicht zu Hause war.
Einen Augenblick später betraten sie das Wohnzimmer. Hector begrüßte sie nickend von seinem Platz auf dem Sofa aus. Mrs Thornsberry sah von der Küchentür herüber. Stephanie saß, umgeben von zerknülltem Geschenkpapier und etlichen Geschenken, in ihrem Rollstuhl in der Mitte des Raumes.
„Hi, Steph“, sagte Erin. „Herzlichen Glückwunsch.“
„Danke.“
Das Herz ging ihr auf, als das kleine Mädchen lächelte. Sie hatte so ein wunderschönes Lächeln. Schade, dass sie es so selten zeigte.
„Dad hat mir eine Staffelei zum Zeichnen geschenkt“, sagte sie. „Möchten Sie mal meinen neuen Malblock sehen?“
„Gerne.“ Erin fühlte sich ein wenig unbeholfen, als sie den Block entgegennahm, da sie vom Zeichnen nicht viel verstand. Sie befühlte
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