Der Bedrohung so nah (German Edition)
schlanker Körper unter der Decke zitterte. Wie nah sie dem Tod gewesen war … Verzweifelt versuchte er, sich zusammenzureißen. In einen Anfall von Panik zog er seine Hand zurück. Das Zittern wurde immer stärker. Sein Magen krampfte sich zusammen. Er wollte nicht, dass sie ihn so sah.
Ohne zu antworten, stand er auf und ging zu seinem Wagen. Er spürte, wie wackelig er auf den Beinen war, und er hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Beim Suburban angekommen, stützte er beide Hände auf die Motorhaube und lehnte sich nach vorn. Ihm war so schlecht, als hätte ihm jemand in den Magen getreten.
„Nick.“
Er antwortete nicht. Drehte sich nicht um. Sah sie nicht an. Er hatte noch nicht einmal die Kraft, ihr zu sagen, dass sie ihn in Ruhe lassen sollte. Schwer atmend und schwitzend stand er da und kämpfte gegen die Panik an – oder was auch immer über ihn gekommen war und ihn so fest im Griff hielt, dass er sich nicht einmal mehr bewegen konnte, ohne vor ihren Füßen zusammenzubrechen.
„Hey“, sagte sie sanft, „geht es Ihnen gut?“
Er schreckte zusammen, als er ihre Hand auf seiner Schulter spürte. Er wollte ihr sagen, dass sie zurück unter die Decken gehen sollte. Dass sie sich hinlegen musste, weil es möglich war, dass sie unter Schock stand, auch wenn sie es selbst nicht merkte. Vielleicht hatte sie sich am Rücken oder am Kopf verletzt und spürte die Schmerzen noch nicht.
Doch stattdessen stützte er sich weiter zitternd auf die Motorhaube, unfähig, ihr ins Gesicht zu sehen. Er wollte nicht, dass sie die Wahrheit in seinen Augen las. „Lassen Sie mich“, sagte er mit tiefer Stimme.
„Was ist los?“
„Verdammt, McNeal. Sie können nicht einfach aufstehen und hier herumlaufen.“
„Ich wollte mich nur vergewissern, dass alles in Ordnung ist“, flüsterte sie.
„Mir geht es gut.“
„Sie zittern …“
„Vergessen Sie’s.“
In der Ferne heulte eine Sirene und durchbrach die Spannung zwischen ihnen. Nick fiel ein Stein vom Herzen, als er das Geräusch hörte. Erin musste so schnell wie möglich untersucht werden. Doch das war nur die halbe Wahrheit. Wenn er noch länger mit ihr allein gewesen wäre, würde sie weiter in der Wunde stochern, die sich gerade wieder geöffnet hatte.
Früher oder später würde er sich zu ihr umdrehen müssen. Er biss die Zähne zusammen und versuchte, ein neutrales Gesicht zu machen. Dann drehte er sich zu ihr – und sah ihre Tränen. Ein Anblick, der ihn zutiefst rührte. Er konnte sich einfach nicht länger zurückhalten. Fluchend machte er einen Schritt auf sie zu und zog sie in seine Arme. Das Gefühl, sie zu halten, war einfach überwältigend. Es fühlte sich so richtig und so gut an, dass es ihm selbst die Tränen in die Augen trieb. Er hatte das dringende Bedürfnis, sie vor der ganzen Welt zu beschützen, auch wenn er wusste, dass sie das gar nicht wollte.
„Warum die Tränen?“ Er drückte sein Gesicht gegen ihr Haar und atmete den Duft ein. „Es ist vorbei. Bei mir sind Sie sicher. Alles wird gut.“
„Und was ist mit Ihnen?“
„Mir geht es gut.“ Noch immer rang er um Fassung. Er schluckte. Es gefiel ihm gar nicht, dass ihr Unfall ihm so zusetzte, als läge er selbst verletzt und blutend am Boden.
„Danach sieht es mir aber nicht aus.“
„Eins nach dem anderem, McNeal, okay?“ Er lockerte seine Umarmung, um ihr in die Augen zu sehen, und versank beinah in deren grüner Tiefe. „Sie haben geweint, als Sie von mir fortgefahren sind, nicht wahr?“
„Nick, es war nicht Ihr Fehler“, sagte sie mit fester Stimme.
Er war sich nicht sicher, ob er ihr glauben sollte, doch er ließ ihre Bemerkung unkommentiert. Noch mehr Schuldgefühle waren das Letzte, was er brauchte. Die Vorstellung, dass alles auch ganz anders hätte enden können, machte ihm schon genug zu schaffen. „Was ist passiert?“, fragte er nach einer Weile.
Im Kontrast zu ihrer blassen Haut erschienen ihre Augen unglaublich groß und leuchtend. Als sie den Mund öffnete, um zu sprechen, zitterten ihre Lippen. „Es war ein Auftragskiller.“
Unruhig schritt Nick im Flur der Notaufnahme auf und ab. Mit jedem Schlag pumpte sein Herz eine neue Welle der Besorgnis durch seinen Körper.
„Es war ein Auftragskiller.“
Wie eine Totenglocke hallten Erins Worte in seinen Ohren. Doch nach dem Vorfall in der Schule wunderte es ihn nicht im Geringsten. Tausend unbeantwortete Fragen schwirrten ihm durch den Kopf. Gleichzeitig spürte er, wie sein
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