Der Bedrohung so nah (German Edition)
Körper, der ihm eine machtvolle Präsenz verlieh, sondern seine Augen. Sie hatten die Farbe von starkem Kaffee und waren so kalt wie der Wind am Lake Michigan im Januar. Sein Mund war ein gerader Strich, und sie wusste instinktiv, dass er nicht oft lächelte.
„Wann können Sie anfangen?“
Sie blinzelte. Peinlich berührt stellte sie fest, dass sie ihn angestarrt hatte. „Montag.“ Wie sie allerdings innerhalb von zwei Tagen den Umzug von Chicago nach Logan Falls bewerkstelligen sollte, wo sie noch nicht einmal eine Wohnung hier hatte, war ihr ein Rätsel. Aber irgendwie würde sie es schaffen.
„Sie müssen diese Formulare ausfüllen.“ Er reichte ihr einige Bögen Papier. „Die Bezahlung ist nicht so gut wie in Chicago, aber dafür sind die Lebenshaltungskosten hier auch niedriger.“
Wie betäubt nahm sie die Papiere. Furchtbar, wie stark ihre Hände zitterten. „Ich habe noch keine Wohnung.“ Sie war die rund hundert Meilen von Chicago heute Morgen in weniger als zwei Stunden gefahren und hatte sich nicht weiter in der Stadt umgeguckt, sondern sofort die Polizeiwache angesteuert.
„Über dem Blumenladen in der Commerce Street ist eine Zweizimmerwohnung frei.“ Nick öffnete die oberste Schublade seines Schreibtisches, zog eine Visitenkarte heraus und gab sie ihr. „Mike Barton ist mein Nachbar. Er sucht seit zwei Monaten nach einem Mieter. Am besten rufen Sie ihn an.“
Sie hatte noch nicht richtig verarbeitet, dass er sie eingestellt hatte, da bot er ihr auch schon eine Wohnung an. „Das werde ich machen.“
„Übernachten Sie hier, oder fahren Sie zurück nach Chicago?“
„Wenn es heute mit einer Wohnung klappt, werde ich am Abend zurückfahren, um meine Sachen zu holen. Dann könnte ich übermorgen einziehen.“ Erin erhob sich. Sie fühlte sich wie nach einer Achterbahnfahrt.
„Gut, dann sehen wir uns am Montagmorgen.“
Sie erhob sich und ging zur Tür. Auf halbem Weg hielt sie jedoch inne, holte tief Luft und drehte sich zu ihm um.
„Wieso haben Sie Ihre Meinung geändert?“, fragte sie.
Mit undurchschaubarer Miene stand er auf und ging zu ihr.
„Am liebsten hätten Sie mich zur Hölle geschickt. Sie waren kurz davor. Aber Ihr Stolz hat es nicht zugelassen. Sie wollten nicht, dass ich sehe, wie sehr ich Sie aus dem Konzept gebracht habe. Das hat mich beeindruckt.“
„Sie haben mich nicht aus dem Konzept gebracht.“
Er besaß tatsächlich die Frechheit und lächelte belustigt. „Ach nein?“
Ihre Wangen brannten. Sie mochte es nicht, wenn man mit ihrer Würde spielte. Es war nicht mehr viel davon übrig. „Ich war verärgert, dass Sie mir so auf den Zahn gefühlt haben, obwohl ich ganz offensichtlich über die nötigen Qualifikationen verfüge.“
„Das werden wir sehen.“ Zu ihrer Überraschung streckte er die Hand aus. „Sorgen Sie einfach dafür, dass ich meine Entscheidung nicht bereue.“
„Das werde ich.“ Sie reichte ihm die Hand.
Die Berührung durchfuhr sie wie ein elektrischer Schlag, der von ihm auf sie übersprang und jedes einzelne Nervenende in ihrem Körper in Erregung versetzte. Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Hoffentlich hatte er es nicht bemerkt. Nur vage war sie sich seines Griffs bewusst. Er war fest, aber nicht schmerzhaft. Sein Blick bohrte sich in ihren und jagte ihr einen kribbelnden Schauer nach dem anderen über den Rücken.
Der Knoten in ihrer Brust war geplatzt, aber nur, um einem neuen Gefühl der Anspannung zu weichen. Nur allzu gerne hätte sie dieses schwerelose Gefühl darauf geschoben, dass sie so lange auf diesen Augenblick gewartet hatte. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass das nicht stimmte. Die Tatsache, dass er so nah bei ihr stand und sie die frische Note seines Aftershaves riechen konnte, war viel eher dafür verantwortlich. Es war verrückt, so einem unwichtigen Detail überhaupt ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Schon vor langer Zeit hatte sie gelernt, dass Polizeidienst und Beziehungen genauso kompatibel wie Benzin und Feuer waren – und ebenso explosiv.
Verstört von ihrer eigenen Reaktion, ließ sie seine Hand los und trat einen Schritt zurück. Nicks Blick ruhte auf ihr, doch er lächelte nicht. Er sah genauso überrascht und irritiert aus, wie sie sich fühlte.
Wenn er die Zähne noch stärker zusammenbiss, würde er anschließend zum Zahnarzt müssen.
Er räusperte sich, öffnete ihr die Tür und ließ sie vorangehen. Sofort nutzte sie den Moment zur Flucht. Ohne Deputy Price weiter Beachtung zu
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