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Der Bedrohung so nah (German Edition)

Der Bedrohung so nah (German Edition)

Titel: Der Bedrohung so nah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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wild, als er sah, wie sie auf ihn zusteuerte. Obwohl er wusste, dass er es später bereuen würde, musterte er sie von Kopf bis Fuß. Der dunkelblaue Blazer und der Rock, die sie trug, waren eigentlich eher konservativ, doch ihr Hüftschwung und die Form ihrer Waden sprachen eine andere Sprache. Sie erinnerte ihn an einen Panther. Graziös und dennoch auf der Hut. Und ein bisschen gefährlich. Ihre Beine waren lang, ihre Schritte selbstbewusst, doch er spürte die Anspannung, die sich hinter ihrem geschmeidigen Gang verbarg. Sie sah ihm in die Augen.
    „Morgen“, sagte er.
    „Morgen.“ Sie betrat sein Büro.
    „Sie sind früh. Es ist noch nicht mal acht.“
    „Ich fange gerne früh an.“
    Obwohl eine innere Stimme ihn davor warnte, erlaubte er sich einen Blick auf die Seidenbluse unter ihrem Blazer. Noch bevor er wieder wegsehen konnte, wurde er von der Spitze und den Kurven darunter abgelenkt, auch wenn diese ihn natürlich absolut nichts angingen.
    Innerlich fluchend deutete er auf den Stuhl ihm gegenüber. „Setzen Sie sich.“
    „Danke.“
    Ihre Augen schienen ihm heute dunkler als letztes Mal. Sie hatten die Farbe eines Regenwalds, schattenreich und geheimnisvoll. Sie setzte sich und kreuzte die Beine übereinander, wobei das Revers ihres Blazers ein wenig auseinanderfiel. Schnell wandte er den Blick ab und sah auf seine Unterlagen. „Haben Sie eine Wohnung gefunden?“
    „Oh ja. Sogar die, die Sie mir empfohlen haben.“
    „Gut. Mr Barton ist bestimmt ein guter Vermieter.“ Nick wusste nicht, was mit ihm los war. Noch nie in seinen zehn Jahren als Polizeichef hatte er mit einem seiner Deputys kein vernünftiges Gespräch zustande gebracht. Was hatte Erin McNeal nur an sich, dass er sich in ihrer Gegenwart wie ein pubertierender Jugendlicher fühlte und keinen Ton herausbrachte?
    Wütend über sein eigenes Verhalten, stand er auf und ging zu dem metallenen Aktenschrank hinter seinem Schreibtisch, in dem ihre Uniform, ihr Dienstrevolver und ihre Dienstmarke fein säuberlich auf einem Haufen lagen.
    „Bis zum Ende Ihrer Probezeit in dreißig Tagen fahren Sie mit mir“, sagte er. „Ich werde Ihnen die Stadt zeigen. Die Brennpunkte, die Stadtgrenzen und die wichtigsten Gebäude. Clyde Blankenships Pferde sind heute Morgen ausgerissen. Wir werden kurz bei ihm vorbeifahren, um uns zu vergewissern, dass er seinen Zaun repariert hat. Er ist schon über neunzig, da leistet er manchmal nicht mehr ganz so gute Arbeit.“
    „Pferde?“
    Stirnrunzelnd sah Nick sie an. Hielt sie sich als Großstadtcop aus Chicago etwa für was Besseres und war sich zu fein für die niederen Tätigkeiten des Polizeialltags? „Letzte Woche hat die Schule wieder angefangen. Hector ist an der Reihe, den Verkehr vor der Schule zu regeln. Wir werden bei ihm vorbeifahren und gucken, wie es läuft.“
    Erin nickte.
    „Der Umkleideraum ist neben dem Wasserspender“, sagte Nick. „Dort können Sie sich umziehen. Spind Nummer fünf.“
    „In bin in einer Minute fertig.“
    Die Vorstellung, wie sie ihren Rock abstreifte, kam völlig ungebeten. Entschieden schob er sie beiseite. „Aufgaben und Dienstzeiten werden wöchentlich an dem Brett über der Stechuhr ausgehängt.“
    Sie stand auf und nahm ihre Sachen von seinem Schreibtisch. „Wie viele Deputys arbeiten für Sie?“
    „Hector und zwei Teilzeitkräfte.“ Ein Hauch ihres süßen, exotischen Geruchs stieg ihm in die Nase und lenkte ihn ab. Allmählich wurde es ihm wirklich zu bunt.
    Er musterte sie, wobei er versuchte, ihren sinnlichen Mund und den feinen Schwung ihres Kinns zu ignorieren. „Haben Sie noch irgendwelche Fragen?“, fragte er, während er sich erhob.
    „Nein, ich gehe mich umziehen.“
    Er umrundete seinen Schreibtisch, und sie folgte ihm in den Vorraum. Ein Umstand, dem er sich deutlich bewusst war. „Der Umkleideraum ist da vorn.“ Er zeigte zum Ende des Flurs, der in den hinteren Teil des Gebäudes führte.
    „In fünf Minuten bin ich wieder bei Ihnen.“
    „Lassen Sie sich Zeit.“
    Erins Hand zitterte, als sie die Uniformhose anzog und ihre Bluse hineinsteckte. Der Dienstrevolver lag auf der Bank neben ihr und erinnerte sie daran, dass sie nach sechs Monaten und vier Bewerbungsgesprächen zurück im Polizeidienst war. Eigentlich hätte sie begeistert sein sollen, dass sie ihr Leben endlich wieder auf Kurs brachte. Doch in Wahrheit war es ebenso beunruhigend wie spannend. Sie spürte die Verantwortung wie Blei auf ihren Schultern lasten, als sie

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