Der Befehl aus dem Dunkel
verreist war. In dem Haus war damals nur der Diener Heidens anwesend. Es wäre doch kein großes Kunststück gewesen, den irgendwie unschädlich zu machen, und dann hätte ja Herr Doktor Francois Zeit genug gehabt, sich in dem Laboratorium gründlich umzusehen.«
»Übrigens, Herr Godard, Herr Forbin, an dem wir eine so kräftige Hilfe haben sollten, kümmert sich eigentlich nicht viel um unsere Angelegenheit.«
»Leider muß ich Ihnen da recht geben, mein lieber Samain, und das ist sehr schade, denn Forbin ist ein schlauer Fuchs. Ich kann nichts anderes vermuten, als daß er bessere, lohnendere Beute wittert. Ah, da kommt er ja endlich!«
Godard deutete auf Forbin, der eben in das Restaurant, in dem sie saßen, eintrat.
»Guten Abend, meine Herren. Bitte tausendmal um Entschuldigung. Ich konnte nicht früher kommen, kann auch gar nicht länger bleiben. Ich erwarte um elf Uhr in meinem Hotel einen wichtigen Telefonanruf.«
»Das ist ja sehr bedauerlich, Herr Forbin. Wir hätten doch einiges mit Ihnen zu besprechen gehabt, was auch nicht unwichtig ist.«
»Es ist mir sehr peinlich, Herr Godard. Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen. Würden Sie vielleicht so liebenswürdig sein, und mich auf dem Wege zu meinem Hotel am Marktplatz begleiten? Vielleicht könnten wir die Angelegenheit unterwegs besprechen.«
»Gewiß, das könnten wir machen«, meinte Samain und sah Godard fragend an.
Der nickte. »Meinethalben! Aber sagen Sie zunächst einmal, Herr Forbin, wie ist denn Ihre Unterredung mit Georg Astenryk ausgefallen?«
»Natürlich alles vergeblich! Er läßt sich auf nichts ein.«
Sie traten aus dem Restaurant und schlenderten in lebhafter Unterhaltung die Straße hinunter. Godard wandte sich an Forbin: »In der Voraussicht Ihres Mißerfolges, mein Herr, haben wir bereits andere Wege eingeschlagen. Es ist uns gelungen, uns der Hilfe des Gerichts zu versichern. Wir sind von glaubwürdiger Seite benachrichtigt worden, daß Georg Astenryk angefangen hat, allerhand Dinge beiseite zu schaffen, die eigentlich zur Konkursmasse gehören. Deshalb wird morgen jemand als Vertreter des größten Konkursgläubigers mit dem Konkursverwalter und einem Gerichtsvollzieher in dem Laboratorium Astenryks erscheinen und einen Gerichtsbeschluß vorlegen, wonach er sofort mit Stock und Hut das Haus zu verlassen hat.
Gleich darauf werden einige tüchtige Spezialisten von Pariser Provenienz kommen, die in vollem Gang befindlichen Arbeiten studieren und versuchen, sich die Früchte Astenryks anzueignen.«
»Das kann, wenn alles klappt, sehr erfolgreich sein, meine Herrschaften«, erklärte Forbin und sah auf die Uhr. »Ich darf mich wohl hier verabschieden. Auf Wiedersehen für morgen!«
*
Die kleine elektrische Uhr im Labor Georg Astenryks schlug die elfte Stunde.
»Nun, ausgeschlafen?« rief Marian Georg zu.
Georg richtete sich auf. »Wenn ich je in meinem Leben munter gewesen bin, Marian, so war ich’s jetzt eben. Ich hatte mich hingelegt und wollte über die Formel des letzten Versuchs nachdenken. Plötzlich stockte ich. Es wurde mir unmöglich, mich zu konzentrieren. Immer wieder kamen mir andere Gedanken in den Kopf, und zwar merkwürdigerweise immer Gedanken bestimmter fremder Personen, die sich mit mir beschäftigen.
›Deine Nerven sind nicht ganz auf der Höhe‹, sagte ich zu mir selber. ›Du fängst an, Geisterstimmen zu hören.‹ Dann kam mir plötzlich zu Bewußtsein, daß ich ja unter dem Verstärker lag, dessen Lampen brannten und dessen Antennen von dem Versuch vorher noch vertauscht waren.
Ich war sofort im Bilde. Schwächste Ausstrahlungen von den Gedankenwellen irgendwelcher Menschen draußen trafen die Eingangsantenne. Millionenfach verstärkt fluteten sie aus der Ausgangsantenne in meinen Kopf. Du kannst dir ja denken, wie ich da hellhörig wurde und mich ganz der Wirkung der Wellen hingab. Zunächst fiel es mir schwer, die verschiedenen Stimmen zu trennen. Erst nachdem es mir gelungen war, die gedanklichen Äußerungen einer gewissen Person festzustellen, glückte es mir, Sinn in diese Wahrnehmungen zu bringen.«
»Da bin ich aber sehr gespannt, was du da vernommen hast?«
»Das sollst du sofort hören. Aber ich will es dir nicht direkt sagen, du sollst es auch durch den Verstärker erfahren. Setze dich da unter die Deckenantenne.«
Wortlos saßen sie geraume Zeit da. Das wechselnde Mienenspiel Marians verriet, daß er alles mitempfand, was Georg dachte. Es war ungefähr alles das, was die
Weitere Kostenlose Bücher