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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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er die Brücke des Baches passierte, sah er Marian mit einem fremden Herrn vom Park her kommen und zum Wohnhaus gehen. Er hielt sein Pferd an, um genauer zu sehen, wer das wohl wäre, da waren die beiden schon in der Haustür verschwunden. Wird irgendein Geschäftsmann aus Georgetown sein, dachte er, und ließ sein Pferd antraben.
    Marian war inzwischen mit dem Fremden die Treppe zum Laboratorium hinaufgestiegen. Hätte Jan sein Gesicht gesehen, er wäre entsetzt gewesen. In den Augen ein trüber, glasiger Schimmer, der Mund krampfhaft zusammengepreßt, totenbleich.
    Vor der Tür zum Laboratorium blieb er einen Augenblick stehen. Ein Zittern ging durch seine Gestalt, wie wenn er noch einmal letzten Widerstand versuchen wollte. Er trat auf den Fremden zu, als wolle er ihn erwürgen. Da traf ihn dessen Blick. Er taumelte zurück, noch im Sturz ein kurzer Blick des Triumphs aus seinen Augen. Sein Arm hatte, halb gewollt, halb zufällig, den verborgenen Schutzschalter am Pfosten der Tür getroffen! Mechanisch ging seine Hand zum Türgriff. Mit gesenktem Kopf schritt er vor Turi Chan über die Schwelle des Heiligtums seines Herrn. Turi Chan ließ hinter ihnen die Tür ins Schloß fallen. Er wollte sie abschließen, doch fehlte der Schlüssel. Dann wandte er sich um, wollte auf Marian zugehen, blieb aber plötzlich stehen und schaute ihn verwundert an.
    Was war in dem Augenblick, in welchem er ihm den Rücken zugekehrt, geschehen? Mit ein paar Schritten war Turi Chan bei ihm, richtete die Augen auf ihn, wollte … Da …
    »Haha, Mr. Turi! So habe ich Sie doch noch unschädlich gemacht!«
    Turi Chan trat verdutzt zurück. Was sprach der da? Marian lachte ihn aus? Wie war es möglich, daß dieser seiner Macht widerstand? Er drehte sich zur Tür um, doch da war niemand.
    »Was soll das heißen? Was hast du gemacht?« schrie er Marian an. »Wie kannst du es wagen, dich mir zu widersetzen?«
    Er hob die Hand gegen Marian, da griff dieser zu einem Eisenrohr und schwang es drohend über Turi Chans Kopf.
    »Zurück, sonst zerschmettere ich dir den Schädel.«
    Mit wutverzerrtem Gesicht wich Turi Chan zurück.
    Da war es ihm wie damals auf der »James Cook«. Ein sonderbares, lähmendes Gefühl ging über ihn hin. Er tastete nach einem Stuhl und setzte sich. Doch auch der andere hatte dasselbe getan und saß ihm jetzt gegenüber.
    »Ja, ja, Mr. Turi«, lachte Marian. »Sie können hier nicht fort – ich allerdings auch nicht. Wir sind beide gefangen. Sie kamen hierher, um den Verstärker da drüben zu stehlen. Aber so leicht läßt sich der nicht stehlen. Er verteidigt sich selbst. Sie bekommen jetzt eine Probe von dem, was er kann. Als wir hier hereinkamen, gelang es mir trotz Ihrer teuflischen Gewalt doch noch, den Schalter am Türrahmen, der den Apparat betätigt, anzustoßen.
    Blicken Sie doch über sich. Da sehen Sie die Antenne, in deren Bann wir sind. Dort drüben läuft ein Tonband. Als wir hereinkamen, befahl es uns, das Zimmer nicht zu verlassen. Wenn wir jetzt hier sitzen, so tun wir das nach den weiteren Befehlen des Magnetophonbandes, und so werden wir sitzen, bis man kommt und uns befreit. Das Wie und Wann kann ich Ihnen allerdings nicht sagen. Aber wir haben ja viel Zeit.«
    Turi Chan lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloß die Augen. Nur an der schweratmenden Brust konnte man sehen, wie es in ihm tobte. —
    Wohl eine Stunde hatten sie so gesessen.
    »Es wird ein bißchen langweilig, Mr. Turi«, sagte Marian. »Plaudern wir doch etwas zum Zeitvertreib. Fangen Sie an! Ich glaube, wir werden noch einige Zeit hier sitzen müssen. Sie haben sicherlich viel Stoff zum Erzählen. Was Sie alles auf dem Kerbholz haben, dürfte Bände füllen.«
    Turi Chan verharrte stumm in seiner Stellung und warf nur ab und zu einen schrägen Blick auf Marian. Da sah er, wie dieser erwartungsvoll den Kopf hob, nach irgend etwas zu lauschen schien.
    Nicht lange, dann klangen Schritte im Hausflur, darauf ein lautes »Hallo!« Turi Chan vernahm ein Hin und Her von Schritten, dann kam jemand die Treppe herauf.
    Die Tür ging auf … Turi Chan fuhr unwillkürlich zurück. Da stand eine große Gestalt in einer merkwürdigen Kleidung, einem Gewand aus glitzernden Drahtmaschen. Das Bild, schon wunderlich an sich, wurde noch grotesker, als der so mittelalterlich Gewappnete einen modernen Browning aus der Tasche zog und ihn auf Turi Chan richtete.
    »Nun, Marian, was ist das für ein seltener Vogel, der auf unserer Leimrute klebt?«
    »Ein

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