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Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Ausgang zu geben, aber da Brass Elimbor sehr zielstrebig auf ein ganz bestimmtes Mauerstück zulief, nahm Arvan an, dass sich dort ebenfalls wieder ein Durchgang öffnen würde.
    » Wie findet man die Durchgänge und Tore? « , fragte Arvan. » Ich meine, Ihr habt mich ja bereits darauf vorbereitet, dass mein Aufenthalt hier länger dauern könnte, als ich zuerst erwartet hatte, und da wäre ich ungern andauernd auf Eure Hilfe angewiesen, wenn ich mal von einem Innenhof der Burg zum anderen wechseln möchte. «
    Brass Elimbor sah Arvan überrascht an.
    » Aus welchem Grund sollte das nötig sein? « , fragte er.
    Arvan zuckte mit den Schultern. » Ich glaube, ich hätte sonst das Gefühl, eingesperrt zu sein. «
    » Es ist eine Frage des Geistes « , sagte Brass Elimbor.
    » Nicht des Auges? «
    » Ein schwacher Geist sieht nichts. Selbst mit dem besten Gesichtssinn nicht! Es liegt nicht an deinen Augen, Arvan. So schwach sind sie nun auch wieder nicht, immerhin ist selbst der größte Platz auf Elbanadors Burg nicht so groß, dass ein menschliches Auge damit überfordert wäre, von einem Ende zum anderen zu sehen. «
    » Und trotzdem bemerke ich die Tore immer erst, wenn ich geradewegs davorstehe! Ich müsste also das gesamte Mauerwerk aus der Nähe absuchen, wenn ich nach einem Durchgang schaue. «
    » Nein, du musst nur deinen Geist anstrengen. Das ist nicht schwieriger, als den Willen von niederen Geschöpfen zu beeinflussen– eine Kunst, die unter deinesgleichen unüblich ist, die du aber ja wohl ganz gut beherrschst! «
    Diesmal führte der Durchgang in den nächsten Innenhof scheinbar mitten durch eines der Gebäude hindurch. Erst einen Schritt vor der Mauer öffnete sich ein gewölbeartiger Zugang zu einem Hof, der so etwas wie der Hauptplatz der Burg sein musste. Jedenfalls war er sehr viel größer als die anderen. In der Mitte befand sich der Palas. Auf der dem Meer zugewandten Seite wurde der Platz von einem gewaltigen Kuppelbau überragt, der von schlanken, spitz zulaufenden Türmen umgeben war. » Das ist Elbanadors Halle « , sagte Brass Elimbor. » Dort wird der wichtigste Teil des Fests stattfinden. Unsere Quartiere sind hingegen dort, im Haus für besondere Gäste. « Er deutete in die andere Richtung auf ein Gebäude, dessen Architektur zwar für menschliche Verhältnisse sehr verschnörkelt und kunstvoll gewirkt hätte, unter den Bauten auf Elbanadors Burg jedoch einen vergleichsweise schlichten Eindruck machte.
    » Geleitet uns kein Diener? « , fragte Arvan.
    Brass Elimbor lächelte mild. » Hier nicht, Arvan. Hier muss jeder seinen Weg und seine Zeit selbst erkennen. Die Gemäuer dieser Burg sind erfüllt von den Gedanken und dem Geist der uralten Zeit. Alles, was du über das Fest, dein Quartier und die Rituale wissen musst, wird dir durch die Anstrengung deiner Gedankenkraft mitgeteilt. «
    » Aber… wie mache ich das? «
    » Es wird einfach geschehen, Arvan. Du wirst es lernen, so wie du lernen wirst, die Tore und Türen zu finden. Gib dir ein bisschen Mühe. Ich habe den größte Helden von Athranor nicht hierhergeholt, um mich dann mit ihm zu blamieren! Und auch dein kurzes Leben ist keine Entschuldigung für geistige Trägheit! «
    Wenig später durchschritten sie den Eingang zum Gästehaus, auf das Brass Elimbor gedeutet hatte. Dieses Mal glaubte Arvan im Voraus zu spüren, an welcher Stelle des Gemäuers sich der Eingang befand. Aber er war sich nicht sicher, ob das vielleicht nur Einbildung war.
    Vertraue der Kraft des Geistes, empfing er daraufhin einen Gedanken von Brass Elimbor. Sie erreichten eine große Säulenhalle, von der aus mehrere Wendeltreppen in die höher gelegenen Stockwerke führten. Elben, die anlässlich des dem Andenken an König Elbanador gewidmeten Festes hierhergekommen waren, wandelten scheinbar gedankenverloren in dieser Halle.
    Eine dieser in fließende Elbenseide gehüllten Gestalten fiel ihm sofort auf. Arvan musste unwillkürlich schlucken.
    Zoéwén!
    Die unvergleichlich schöne und anmutige Elbin, der er auf der Burg des Elbenkönigs Péandir bereits begegnet war und deren ebenmäßiges Antlitz sich seitdem immer wieder in seine Gedanken stahl, hob den Blick und sah ihn an. Nein– durch ihn hindurch. Sie schien ihn überhaupt nicht zu bemerken, geschweige denn wiederzuerkennen. Zaleas Worte klangen Arvan noch im Ohr, wonach es völlig ausgeschlossen war, dass dieses anmutige Elbengeschöpf ihn überhaupt bemerkte, und dass er für diese Elbenschönheit

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