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Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nicht mehr als ein flüchtiger Gedanke sein konnte. Ein Gedanke, der es offenbar nicht einmal wert war, dass man sich an ihn erinnerte.
    Zoéwén schritt voran, näherte sich sogar bis auf Armlänge und ging dann an ihm vorüber, so als wäre er gar nicht da.
    Arvan fühlte einen Kloß im Hals. Er wollte etwas sagen und fühlte sich, als wäre seine Zunge auf rätselhafte Weise schwer geworden.
    Lass es!, erreichte ihn ein Gedanke von Brass Elimbor. Aber Arvan tat trotzdem, was er sich vorgenommen hatte. Er sprach ihren Namen aus. Seine Stimme klang dabei für ihn selbst entsetzlich schwach, seine Aussprache dieses elbischen Namens erschien ihm vollkommen unbeholfen. Aber das war ihm in diesem Moment ebenso gleichgültig wie Brass Elimbors mahnender Gedanke.
    Zoéwén blieb stehen und drehte sich um. Ihr glattes, von seidigem Elbenhaar umrahmtes Gesicht veränderte sich nur ganz leicht. Auf ihrer Stirn erschien eine zarte Falte, die sich von der Nasenwurzel ein paar Fingerbreit emporzog und dann verlor. Unverständnis. Das war es, was ihre Züge durch diese winzige Regung zum Ausdruck brachten. Es war beinahe so deutlich, als hätte Arvan einen ihrer Gedanken empfangen. Sie erkennt mich nicht mehr, dachte Arvan.
    Wortlos wandte sich die schöne Elbin wieder um und setzte schreitend ihren Weg fort. Arvan sah ihr nach, bis sie in dem Wald von Säulen verschwunden war.
    » Sammle deine Gedankenkraft auf die wichtigen Dinge, Arvan « , mahnte ihn nun Brass Elimbor laut. » Sonst wirst du nicht die Hoffnung entfachen können, die wir brauchen, um Ghool entgegenzutreten– trotz all der Ungewissheit darüber, wie dieser Kampf am Ende ausgehen wird. «
    Das Quartier, das man Arvan zuwies, war nicht groß– und doch hatte man den Eindruck von Weitläufigkeit. Das musste mit der Magie zusammenhängen, die den Gebäuden auf Elbanadors Burg allesamt innewohnte. Die Einrichtung war vergleichsweise schlicht. Es gab keinen Wandschmuck und nur ein einfaches Bett sowie Tisch und Stuhl. Brass Elimbor erläuterte ihm, dass diejenigen, die zum Fest des Ersten Elbenkönigs kamen, nichts von ihrer inneren Sammlung auf die Geschehnisse der Alten Zeit ablenken sollte, und dass deshalb die Gästequartiere auf Elbanadors Burg sehr einfach gehalten waren. Dies galt offenbar selbst für den amtierenden Elbenkönig und die Mitglieder des Thronrates.
    Tatsächlich stand auf dem Tisch eine Mahlzeit für Arvan bereit. Sie bestand aus einem unbekannten Getränk und etwas, von dem sich nicht sagen ließ, ob es sich um ein Brot oder einen Pilz handelte.
    » Wie lange steht das schon hier? « , fragte Arvan.
    » Du kannst es ohne Bedenken essen « , erklärte Brass Elimbor. » Unsere Speisen mögen für den menschlichen Gaumen etwas fad schmecken, weil auch unser Geschmackssinn empfindlicher ist. Aber auf jeden Fall sind sie lange haltbar. «
    » So wie Ihr selbst « , lächelte Arvan und begann zu essen. Dass seiner Empfindung nach sowohl das Getränk als auch die Mahlzeit keinerlei Geschmack oder gar Würze hatte, war ihm im Moment vollkommen gleichgültig. Im Augenblick kam es ihm nur darauf an, sich den Magen zu füllen.
    Später, als bereits die Dämmerung eingesetzt hatte, sah Arvan aus dem Fenster seines Quartiers, dass die Tharnawn in den Hafen von Elbanadors Burg eingelaufen war. Prinz Eandorn und sein Gefolge gingen an Land und begaben sich zur Burg.
    Mitten in der Nacht klopfte es an der Tür von Arvans Quartier. Zumindest diese Tür sah Arvan jetzt ständig, ohne sich darauf konzentrieren zu müssen. Brass Elimbor, der im Moment mit der Erfüllung zahlreicher Pflichten zu tun hatte, die ihm als oberstem Schamanen im Zusammenhang mit dem Fest des Ersten Elbenkönigs oblagen, hatte ihm prophezeit, dass das vermutlich sehr bald bei allen bisher auf den ersten Blick unsichtbaren Türen und Toren von Elbanadors Burg der Fall sein würde.
    Arvan schreckte aus einem unruhigen, leichten Schlaf auf. Leuchtende Steine im Gemäuer sorgten dafür, dass es auch des Nachts in seinem Quartier hell genug blieb, sodass er sich orientieren konnte.
    » Seid Ihr das, Brass Elimbor? « , fragte er laut.
    » Ich bin es, Prinz Eandorn « , sagte eine Stimme von der anderen Seite her.
    » Dann tretet ein! «
    Die Tür öffnete sich, und der Kronprinz des Elbenreichs betrat Arvans Quartier. » Es freut mich außerordentlich, dich wiederzusehen « , sagte Eandorn. » Dein Heldenmut in der Schlacht an der Anhöhe der drei Länder hat sich tief in mein Gedächtnis

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