Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
spürte eine bleierne Müdigkeit in Armen und Beinen. Und damit war er nicht allein. Der Großteil der Ritter war dem Zustand der Erschöpfung nahe. Die Waffenarme der Dämonenkrieger hingegen schienen nicht erkennbar schwächer zu werden– sie kannten das Bedürfnis nach Schlaf und Erholung nicht so, wie es bei den Rittern aus Ambalor und Beiderland der Fall war. Und genau dies würde letztlich dazu führen, dass das Ritterheer diese Schlacht verlieren würde.
Bis zum letzten Mann werden sie uns abschlachten, das war Kalamtar klar. Es gab keinen Grund für die Gegner, auch nur einen einzigen von ihnen am Leben zu lassen. Nicht jetzt, nachdem König Candric den Anführer der Feinde umgebracht und dafür selbst mit dem Leben bezahlt hatte.
Signalhörner ertönten.
Aus dem Nebel der umliegenden Anhöhen tauchten nun die grauen Schreckensgestalten wieder auf. Wir sind zum Untergang verurteilt, dachte Kalamtar, aber der sollte zumindest in ritterlicher Würde geschehen. Sollen sie sich an uns die Zähne ausbeißen. Diese Bestien! Zumindest solange noch ein einziger von uns in der Lage ist, ein Schwert zu heben.
Kalamtar zog sein Langschwert hervor. Das Dämonenkrieger-Blut, mit dem die Klinge besudelt war, hatte seit dem letzten Angriff kaum trocknen können.
Die Horden stürmten von allen Seiten heran, und es dauerte nicht lange, bis Stahl auf Stahl klirrte. Die berittenen Armbrustschützen unter den Beiderländern und Ambalorern hatten kaum noch Bolzen, die sie verschießen konnten.
Sie steckten in den Körpern von unzähligen Dämonenkriegern, von denen manche während einer der Angriffswellen regelrecht durchsiebt worden waren. Einige von ihnen saßen noch immer im Sattel eines Reithundes und kämpften trotz ihrer Verletzungen weiter. Dämonenkrieger waren eben einfach unwahrscheinlich schwer zu töten. Zusammen mit ihren kaum ermüdenden Waffenarmen und ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit hatten sie damit alle Trümpfe auf ihrer Seite.
Der Speer eines Dämonenkriegers schnellte dicht an Kalamtars Kopf vorbei. Der König von Ambalor entging dieser Waffe nur knapp. Der Speer fuhr dafür einem anderen Ritter gegen den Brustharnisch. Die Wucht, mit der das Wurfgeschoss geschleudert worden war, riss diesen aus dem Sattel. Kalamtar parierte mit dem Schwert den Schlag mit einer mit Obsidianspitzen gespickten Keule, wie sie ansonsten vor allem unter den Orks verbreitet war. Die Klinge verhakte sich in den Obsidianspitzen und riss dem Dämonenkrieger die Keule aus der Pranke. Der Dämonenkrieger brüllte wütend auf, als ihn gleichzeitig rücklings die Lanze eines anderen beiderländischen Ritters durchbohrte. Ihre Spitze ragte einen halben Arm weit aus seiner Brust heraus. Kalamtars Schwert fuhr zurück in das geifernde Maul des Reithundes, der ihn nun angriff. Alle Kraft, die noch in ihm war, legte Kalamtar in seine Schläge. Der Reithund sank winselnd nieder. Trotz der Lanze in seinem Torso war noch Leben in dem Dämonenkrieger. Seine Augen glühten. Er umfasste den Griff eines Sichelschwertes, das vorn am Sattel in einer Schlaufe steckte. Mit ungestümer Bewegung riss er die Klinge heraus. Ehe er es schaffte, sie zum Schlag zu heben, trennte Kalamtars Schwert dem Dämonenkrieger den Kopf von den Schultern. Er fiel auf den aufgeweichten Boden, während sein Körper noch im Sattel saß und rudernde Bewegungen mit den Waffenarmen vollführte– beinahe so, als wollte er ohne Kopf weiterkämpfen. Seine Sichelklinge schlug ins Leere, ehe er aus dem Sattel des bereits in sich zusammengebrochenen Reithundes rutschte und in den Morast fiel.
Immer wieder ließ Kalamtar das Schwert kreisen.
Todesschreie gellten auf beiden Seiten durch die Kühle dieses nebeligen Morgens.
Rechts und links des Königs erlag ein Ritter nach dem anderen der ungebändigten Wut der Angreifer. Damvan von Caplanien war inzwischen ein ganzes Stück von Kalamtar abgedrängt worden. Auch er kämpfte verzweifelt um sein Leben.
Wir können nicht gewinnen, erkannte Kalamtar. Denn in dem Moment, als Candric von Beiderland Urroch getötet und ihm die geraubte Magische Lanze wieder entrissen hatte, war ihrer aller Schicksal besiegelt gewesen. Candric hatte für sie alle entschieden, und jetzt gab es nichts mehr, was diese Entscheidung hätte rückgängig machen können.
Bei dieser Angriffswelle kamen mehr Ritter zu Tode als bei den Angriffen zuvor. Die Erschöpfung machte sich immer deutlicher bei Ambalorern und Beiderländern bemerkbar. Und auch
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