Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
geschah, Oger. «
Brass Elimbor und der Oger wechselten einen Blick, und man konnte nur ahnen, was der uralte Elbenschamane seinem Gegenüber dabei an Gedanken sandte.
Der Oger drehte sich um.
Er deutete auf Arvan und wollte gerade mit dröhnender Stimme zu sprechen beginnen, da kam Harrgyr von Dalanor ihm zuvor.
» Arvan Aradis ist der neue Hochkönig von Athranor! Und gleichgültig, wer immer sonst gerade diesen Titel für sich beanspruchen mag– seine Zeit ist um. Und wenn Haraban, dieser verfluchte Feigling, dazu etwas sagen wollte, hätte er hier sein müssen und sich nicht in der Elefantenburg verkriechen sollen! «
Die letzten Worte gingen im Geschrei der Menge unter. Und da gleichzeitig auch der Oger-Häuptling zu seinen Leuten zu sprechen begonnen hatte, konnte man für lange Augenblicke sein eigenes Wort nicht verstehen.
Harrgyr lenkte sein Pferd nahe an Arvan herab, zog ihn mit einem kräftigen Griff zu sich herüber und schrie ihm ins Ohr: » Nichts für ungut, aber du wirst mir noch dankbar sein! «
» Was meint Ihr damit? «
» Dafür, dass nicht in den Geschichtsbüchern stehen wird: Er war ein Hochkönig, der von einem Oger ausgerufen wurde! «
So zog das vereinigte Heer aus Elben, Dalanoriern, den bagorischen Reitern des Grafen von Norabar und den Kriegern der nördlichen Oger-Stämme der Flachen Mark weiter nach Süden.
Nach ein paar Tagen tauchten bereits in der Ferne die ersten Gipfel des Tablanor-Gebirges auf.
Arvan überkam unwillkürlich ein Schauder, als er die schroffen, felsigen Höhen erblickte. Jetzt kommt die Stunde der Entscheidung, dachte er. Und dabei ließ ihn der Gedanke nicht los, dass alle Hoffnung auf einem einfachen Stück Holz ruhte. Einem Stück Holz, aus dem jeder noch so kleine Funken magischer Kraft gewichen war und das aufgrund seiner besonderen Beschaffenheit vermutlich nicht einmal als Brennholz für ein Lagerfeuer so richtig getaugt hätte.
Am Berg Tablanor
Ein gewaltiges Heer sammelte sich am Berg Tablanor. Abertausende von thuvasischen Söldnern hatten sich eingefunden und ihre gewaltigen Kriegsmaschinen mitgebracht. Die von ihren vierarmigen Treibern brutal vorwärtsgehetzten Zugechsen brüllten gequält auf. Die aus Gnomen bestehenden Bedienungsmannschaften der riesigen Flammenrohre schienen etwas ratlos darüber zu sein, in welche Richtung sie ihre Waffen in Stellung bringen sollten, denn es war weit und breit kein Gegner zu sehen. Stattdessen nur zahllose Trolle und noch mehr Orks und Dämonenkrieger, die Ghool von überallher gerufen hatte. Nicht alle waren diesem Ruf gefolgt, aber letztlich war doch ein beachtlicher Teil jener Horden, die der Schicksalsverderber ursprünglich ausgesandt hatte, um die Reiche von Athranor zu unterwerfen, am Fuß des heiligen Berges eingetroffen. Schon seit Wochen fanden sich immer häufiger Gruppen von ihnen am Berg Tablanor ein. Und spätestens seit dieser Zeit wagte sich auch kein gläubiger Pilger mehr in die Nähe der heiligen Residenz der Ersten Götter. Die letzten Pilger, die auf den zahllosen in den Fels gehauenen Stufen ihre Opfer dargebracht hatten, waren selbst zu Opfern der ersten Ork-Horden geworden. Jenes Gebiet, das über so lange Zeitalter hinweg ein Ort gewesen war, an dem Gläubige die Rückkehr der Ersten Götter erflehten, damit sie ihre ordnenden Hände walten ließen, war zu einem einzigen großen Heerlager unterschiedlichster Kreaturen geworden.
Eine Phalanx aus hundert Vogelreitern hatte sich vor den untersten Stufen formiert. Sie standen einfach nur stumm da und rührten sich nicht.
Yalos von Cavesia, der von den Magiern Thuvasiens zum Meister des Krieges bestimmt worden war, ließ seinen Ballon zur Erde sinken, sodass er schließlich inmitten seines Heeres landete. Es gefiel ihm nicht, hierher beordert worden zu sein, als wäre er ein niederer Befehlsempfänger. Das war der Meister des Krieges nicht gewohnt. Aber anscheinend blieb Yalos keine andere Wahl, als sich damit abzufinden. Die Würfel waren gefallen, die Bündnisentscheidungen waren getroffen worden. Und obgleich Yalos viel lieber seine Truppen weiter nach Süden ins Herz der mittelvaldanischen Mark hätte vordringen lassen, war ihm sehr wohl bewusst, dass er keine andere Wahl hatte, als sich dem übermächtigen Ghool zu beugen. Alles andere wäre schlichtweg unklug gewesen. Unklug und selbstmörderisch. Harren wir der Feinde, die da kommen, dachte der Thuvasier, dem inzwischen schmerzlich aufgefallen war, dass Ghool ihn und das
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