Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
ausschließlich Dunkelalben, und ihre Kampfkraft ist höher als die einer Tausendschaft von Orks. «
Wenn du das sagst, Siebter Mächtiger!, sandte Ghool einen Gedanken, der von so schmerzhafter, spöttischer Eindringlichkeit war, dass Brogandas sich sehr beherrschen musste, um sich nichts anmerken zu lassen. Kein Dunkelalb zeigte ein Zeichen der Schwäche. Und ein Mächtiger von Khemrand schon gar nicht!
Auf einem Felsvorsprung mit freiem Blick zu den Stufen des Berges Tablanor befanden sich ein Elb, ein Söldner und ein Halbling. Während Ersterer konzentriert das Geschehen beobachtete und aus dem Geschrei Abertausender Krieger etwas herauszuhören versuchte, konnten die beiden anderen die Einzelheiten nur grob erkennen.
Aber dass der Vogelmann auf den Stufen des heiligen Berges der Ersten Götter niemand anders als Ghool selbst war, nicht etwa irgendeines der dämonenhaften Geschöpfe, die zu seinen Dienerkreaturen zählten, brauchte ihnen niemand zu sagen. Sie spürten es. Die geistige Präsenz des Schicksalsverderbers war zu stark. Über die Schlucht hinaus, die zwischen dem Heiligen Berg und dem südlichen Teil des Gebirges verlief, war seine Gegenwart in geradezu bedrückender Weise für jedes Geschöpf körperlich fühlbar.
Besonders galt dies für den Halbling.
Denn er war bereits in Ghools Gefangenschaft gewesen und kannte dieses Wesen besser als jeder andere– gleichgültig, in welcher Gestalt es auch immer erscheinen mochte.
Neldo umfasste den Griff seines Breitschwertes, und sein Gesicht verzog sich zur Grimasse. » Dies ist die richtige Waffe, um diesem Scheusal den Vogelkopf von den Schultern zu schlagen! «
» Ich würde es niemandem empfehlen, in diesen Hexenkessel einzutauchen « , meinte Whuon. » Zumindest nicht, wenn er lebend wieder herauskommen will! «
» Das wäre mir gleichgültig « , murmelte Neldo. » Ich will einfach nur, dass er aus meinem Kopf verschwindet. Aus meinen Gedanken und Träumen. Und das wird er erst, wenn er vollständig vernichtet ist! «
» Das solltest du einem anderen überlassen « , sagte Lirandil ernst.
» Wem denn? Vielleicht Arvan? Der ist weit weg und wird im Elbenreich wahrscheinlich Jahrzehnte darauf warten, dass eine Entscheidung getroffen wird! «
» Nein « , widersprach Lirandil. » Ich hatte seit längerer Zeit wieder eine gedanklich Verbindung zu ihm. Nur für einen Moment, aber sie war da. Er ist auf dem Weg hierher– und mit ihm ziehen ein großes Heer und die Magier und Schamanen der Elbenheit. «
» Ich will hoffen, dass das nicht nur deinem Wunschdenken entspricht, Elb « , meinte Whuon. Dessen metallene Brustplatte, die durch die in der Stadt der Blitze entfesselten magischen Kräfte zu leuchten begonnen hatte, schimmerte noch immer leicht durch das Wams hindurch. Lirandil meinte zwar, dass sich diese Wirkung mit der Zeit verflüchtigen würde, aber bisher hatte dieses grünliche Schimmern nur wenig nachgelassen.
Allerdings fühlte Whuon kaum noch Schmerzen. Aber das führte der Söldner eher darauf zurück, dass er sich daran gewöhnt hatte– nicht auf eine tatsächliche Verbesserung seines Befindens.
Lautlos tauchten geflügelte Schatten hinter ihnen auf. Nicht einmal Lirandil hatte sie rechtzeitig bemerkt. Wie aus dem Nichts waren sie plötzlich erschienen. Innerhalb von Augenblicken verwandelten sie sich in große schwarze Vögel. Der erste packte Neldo mit seinen Klauen, die so groß waren, dass sie den Oberkörper des Halblings vollkommen umfassten. Neldo gelang es nicht, sein Schwert zu ziehen. Seine Arme waren an den Körper gepresst, und der riesenhafte Vogel erhob sich mit einem durchdringenden, kreischenden Laut in die Höhe. Whuon riss sein kurzes Breitschwert hervor, da er damit schneller und wendiger war als mit der über den Rücken gegürteten Langklinge. Der Stahl fuhr widerstandslos durch den Körper des Vogels, so als wäre da nichts Stoffliches. Durch die Wucht des eigenen Hiebes, der ins Leere ging, verlor der Söldner beinahe das Gleichgewicht. Im nächsten Moment wurde auch Whuon von den Klauen gepackt und emporgerissen. In der Luft hängend ruderte Whuon mit den Armen, schlug mit dem Schwert um sich, ohne etwas zu treffen, und die Metallplatte in seiner Brust sprühte grüne Blitze, die schließlich seinen gesamten Körper und die Klinge seines Breitschwertes erfassten und erzittern ließen.
Lirandil murmelte eine Formel, um den Griff des Vogels abzuwehren, der es auf ihn abgesehen hatte. Vergeblich. Die
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