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Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig

Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig

Titel: Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
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bot sich ihr die Möglichkeit dazu. Gervis hatte sie vor dieser Reise nach Turn-Coupe nie um etwas gebeten. Dies war die erste Gefälligkeit, die er von ihr verlangte. Wäre sie ihm nicht zu Dank verpflichtet, wäre sie jetzt gar nicht hier.
    Aber Gervis hatte sich in den letzten Monaten verändert. So, wie er sich zurzeit benahm, kannte sie ihn kaum. Es musste die Sorge um sein Geschäft sein, die diese Veränderung bewirkte, die Angst, alles zu verlieren, was er sich so hart erarbeitet hatte.
    Ein Straßenkind aus Brooklyn, hatte er praktisch mit nichts angefangen. Sein Vater war kurz nach seiner Geburt gestorben, und seine Mutter hatte es nie geschafft, etwas aus ihrem Leben zu machen. Trinken und Modezeitschriften durchblättern, damit brachte sie ihre Tage zu. Von der Sozialhilfe abhängig, träumte sie davon, es eines Tages zu Reichtum zu bringen, in der Lotterie oder bei einem Preisausschreiben zu gewinnen. Als gute Mutter konnte man sie nicht bezeichnen. Ihr Leben wurde von ihren Tagträumen und ihren Depressionen bestimmt. Dass sie Regina nach dem Tod ihrer Mutter bei sich aufnahm, verriet zwar Gefühl, aber keinerlei Vernunft, selbst wenn Reginas Mutter ihre beste Freundin gewesen war. Die Sache war ohnehin nicht von Dauer gewesen. Knapp fünf Jahre später, Regina war gerade fünfzehn geworden, starb Gervis' Mutter an einer Überdosis verschreibungspflichtiger Tabletten.
    Danach blieb Regina nur noch Gervis. Sie waren allein, und sie waren aufeinander angewiesen. Genau daran erinnerte er sie jetzt. Er brauchte sie, und sie durfte ihn nicht im Stich lassen.
    Sollte er Stephan etwas zu Leide tun, würde sie ihm nie vergeben. Und er selbst würde es sich genauso wenig verzeihen. Dieser Meinung wäre sie jedenfalls noch vor wenigen Tagen gewesen.
    Jetzt hielt sie es für möglich, dass sie sich täuschte.
    Schließlich hätte sie sich niemals träumen lassen, dass Gervis sie bitten könnte, die Spionin für ihn zu spielen. Und dass er von ihr verlangen könnte, mit seinem schlimmsten Feind ins Bett zu steigen, war das Allerletzte, womit sie gerechnet hätte.

Hewlett-Packard
    7. KAPITEL
    Regina kam es vor, als würden tausend Augen sie beobachten, als sie am Samstagabend die Stufen zur Villa Chemin-ä-Haut hinaufstieg. Das Grundstück wimmelte nur so von Leuten. Gäste gingen in der Abenddämmerung unter den Bäumen spazieren, unterhielten sich in kleineren Grüppchen auf der vorderen Veranda, standen auf dem Gang beisammen und in dem großen offenen Salon mit seinen hohen Flügeltüren. Es schienen alle Altersgruppen vertreten zu sein. Kinder, die sie schmerzlich an Stephan erinnerten, tollten auf dem Rasen herum. Eine Gruppe Teenager saß auf den Verandastufen, und einige ältere Paare hatten es sich in Schaukelstühlen bequem gemacht. Sie alle genossen die Kühle des Abends, die Musik der Cajun-Band, die auf der hinteren Veranda spielte, das reichlich vorhandene Essen, die Getränke und die angenehme Gesellschaft.
    Schon nach wenigen Minuten musste sich Regina eingestehen, dass die neugierigen Blicke, denen sie sich ausgesetzt fühlte, nur in ihrer Einbildung existierten. Einige Leute nickten ihr freundlich zu, andere lächelten sie an, aber sie stand keinesfalls im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Und wenn die Gesichter um sie herum forschendes Interesse ausdrückten, dann durfte sie darin nichts Ungewöhnliches sehen, denn schließlich war sie eine Fremde, die ganz offensichtlich nicht dazugehörte.
    Sie war ein Eindringling, aber das war nichts Neues für sie. Sie kannte gar keine andere Rolle als die des Außenseiters. Nie hatte sie dazugehört, egal wo. Nie hatte sie ein eigenes Zuhause gehabt. Doch es konnte ihr eigentlich egal sein, wenn sie auch in diesem Kreis als Außenstehende galt. Sie war schließlich nicht hier, um ein Teil der Gemeinde oder dieser Familie zu werden.
    Ihre Rationalisierung half Regina leider nicht weiter. Sie war nach wie vor ein Nervenbündel. Am liebsten hätte sie kehrtgemacht und wäre davongerannt wie ein verängstigtes Kaninchen. Sie konnte es nicht tun. Es ging einfach nicht. Es war ganz und gar unmöglich, was Gervis da von ihr verlangte.
    Noch nie hatte sie es bewusst darauf angelegt, die Aufmerksamkeit eines Mannes auf sich zu ziehen. Nicht einmal in der High School hatte sie es versucht. Allein die Vorstellung war ihr peinlich. Jetzt bildete sie sich ein, jeder müsse ihr ansehen, was sie vorhatte.
    Nicht, dass sie sich als Femme fatale zurechtgemacht hätte. Das war

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