Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
mir etwas zu berichten hast."
Der Ton, in dem er das sagte, gefiel ihr überhaupt nicht. „Was willst du von mir?" fragte sie ihn rundheraus.
„Gina, Baby", erwiderte er mit sanftem Tadel, „du weißt doch, was ich will."
„Ich bin nicht dein Baby!" schrie sie in den Hörer. „Ich verlange, dass du meinen Sohn zurückbringst, wo er hingehört."
„Sicher, sicher, ich verspreche es dir. Sobald du deinen Job dort unten erledigt hast."
Das Atmen fiel ihr schwer. Angestrengt versuchte sie nachzudenken. „Ich kann keine Wunder vollbringen, Gervis. Ich kann keine Geheimnisse finden, die es nicht gibt, oder krumme Geschäfte aufdecken, wenn keine stattgefunden haben."
„Du wirst doch irgendetwas tun können, verdammt noch mal! Wie läuft die Sache mit Benedict? Kannst du ihn bearbeiten?"
„Ihn bearbeiten? Wie meinst du das?"
„Sprich mit ihm, mach ihn an, geh mit ihm ins Bett, besorg es ihm. Verdammt, Gina, du bist eine Frau. Dir wird schon etwas einfallen."
Heißes Erschrecken durchzuckte sie. „Das kann ich doch nicht tun!"
„Klar kannst du es tun! Ich habe das Angebot des Alten abgelehnt, und jetzt haben sie den Einsatz erhöht und sprechen von Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe. Wenn sie den Prozess gewinnen, kann ich einpacken. Dann bin ich bankrott. Ich will Informationen. Was du tun musst, um sie dir zu beschaffen, interessiert mich nicht."
„Aber du weißt doch, warum es nicht geht. Du kennst mein Problem." Gervis war der Einzige, der Bescheid wusste, der einzige Mensch, der ihr in dieser schrecklichen Zeit zur Seite gestanden hatte. Wie konnte ausgerechnet er etwas Derartiges von ihr verlangen?
„Ich weiß, dass du dich all die Jahre dahinter versteckt hast. Du musst endlich mal darüber hinwegkommen."
„Aber was ist, wenn ..."
„Wenn, wenn ... Genau genommen tue ich dir einen Gefallen, Gina, indem ich dich mit der Sache konfrontiere. Viele Leute haben Pech im Leben. Aber sie lassen sich nicht davon unterkriegen. Sie rappeln sich auf und machen weiter. Und genau das wirst du jetzt tun. Lass dir was einfallen. Lass deine Reize spielen. Ihr Frauen habt doch so eure Tricks. Verdammt, mir ist es scheißegal, wie du es machst, aber mach es endlich. Wir haben noch eine Woche Zeit, etwas auszugraben und uns zu überlegen, wie wir es benutzen können. Entweder du spurst, oder du wirst es bereuen."
„Du würdest doch Stephan nichts antun, Gervis? Nein, das könntest du nicht!"
„Es wäre nicht nötig, wenn du mich endlich ein wenig unterstützen würdest, nicht wahr? Außerdem müsste ich ihm bloß erzählen, was für ein Bastard sein Vater war und dass seine Mama seinetwegen fast gestorben wäre. Wir könnten uns darüber unterhalten, wie schlimm es ist, dass das Gesetz Mädchen, die selbst noch Kinder sind, dazu zwingt, Babys auszutragen, die ihnen bei einer Vergewaltigung gemacht wurden. Vor allem Babys mit Problemen. Glaubst du, es wird ihm gefallen, das zu hören, Gina?"
„Wie kannst du so etwas tun? Wie kannst du auch nur daran denken?" schrie Regina mit tränenerstickter Stimme. „Stephan ist wie dein eigener Sohn. Wir sind Familie!"
„Familien halten zusammen, Gina. Ich habe dich um deine Hilfe gebeten, aber ich höre nur Ausflüchte von dir."
„Ich sagte dir doch, ich will es versuchen."
„Und ich sage dir, ich bin ein verzweifelter Mann. Vielleicht glaubst du mir jetzt. Vielleicht bist du auch verzweifelt und wirst endlich etwas unternehmen. Was meinst du, Gina? Schaffst du es jetzt, etwas aufzutreiben, womit ich was anfangen kann?"
Ehe sie antworten konnte, wurde am anderen Ende der Hörer auf die Gabel geknallt. Einen Moment saß sie regungslos da und starrte ins Leere. Dann ließ sie den Hörer auf die Gabel fallen, schlug die Hände vors Gesicht und brach in Tränen aus.
Stephan war ihr Ein und Alles. Ihr ganzes Leben drehte sich nur um ihn. Er war so jung, so lieb, so wehrlos. Wie konnte irgendjemand ihm etwas zu Leide tun? Allein bei der Vorstellung krampfte sich ihr das Herz zusammen.
Gervis hatte seine Drohung doch sicher nicht ernst gemeint? Er wollte ihr bestimmt nur Angst machen. Er war immer so lieb zu Stephan gewesen, von Anfang an. Nach Stephans Geburt hatte er ein Kindermädchen für ihn eingestellt und später seine Tests und die Sonderschule finanziert. Ohne Gervis hätte sie es damals nicht geschafft.
Sie schuldete ihrem Cousin so viel. Und hatte sie nicht schon immer auf eine Gelegenheit gewartet, auch ihm einmal einen Gefallen zu tun? Jetzt
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