Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
im Bett gelegen hatte, ehe sie endlich eingenickt war. Die Sirenen, die sie einige Male hörte, hatten sie beunruhigt, zumal es so klang, als würden Polizei- und Krankenwagen zum See hinausfahren. Die Straßen waren nass, und sie hatte sich Gedanken gemacht um all die Leute, die auf Lukes Party gewesen waren.
Doch was sie wirklich um den Schlaf gebracht hatte, das war der Aufruhr in ihrem Innern. Selbst jetzt, nachdem sie aufgewacht war, konnte sie nur benommen daliegen und an die Decke starren. Kanes Kuss hatte sie nicht abgestoßen, sondern vielmehr Impulse in ihr ausgelöst, die sie bisher nur aus ihren Träumen kannte. Seine festen Lippen, sein harter Körper, seine behutsame Zärtlichkeit waren eine Offenbarung für sie gewesen. Der Geschmack seiner Lippen hatte sie berauscht wie Champagner, bis sie im siebten Himmel zu schweben glaubte und die Konsequenzen ihres Tuns mit euphorischer Sorglosigkeit verdrängte - oder sie sich gar herbeisehnte.
Erst als Kane sie plötzlich enger an sich zog, so eng, dass es kein Entkommen mehr zu geben schien, war ihr mit einem Mal bewusst geworden, was sie tat. Und schlagartig überfiel sie wieder die alte Panik, der Fluchtgedanke, auf den sie blindlings reagierte.
Aber in dem Moment, als Kane sie losließ, kam sie sich so allein und verlassen vor, dass sie sich verzweifelt in seine Arme zurücksehnte. Selbst jetzt würde sie gern mit ihm zusammenliegen. Nicht, um sich mit ihm zu lieben. Ihr ging es einfach nur um die Sicherheit, um die Wärme und Zuneigung, die er seiner Familie, den Menschen, die er liebte, entgegenbrachte. Gleichzeitig wusste sie, dass ihr Wunsch illusorisch war. Es würde ihr niemals vergönnt sein, in Kane Benedicts Nähe Sicherheit zu empfinden.
Selbst wenn sie ihre Ängste vor körperlicher Intimität überwand, selbst wenn Lewis Cromptons Enkelsohn und sie sich leidenschaftlich ineinander verlieben sollten, würde sie sich nur Kummer damit einhandeln. Denn sobald Kane von ihrer Verbindung zu Gervis Berry erfuhr, würde er sie verachten. Dann wäre es aus zwischen ihnen. Und sollte sie entgegen aller Erwartungen doch noch Dinge über seinen Großvater herausfinden, die Gervis dabei helfen konnten, den Prozess zu gewinnen, dann würde Kane ihr diesen Vertrauensbruch niemals verzeihen. Ein Mann wie er konnte die Gründe, die hinter ihrem Verhalten standen, nicht nachvollziehen. Er würde niemals verstehen, dass Dankbarkeit und Loyalität den Verrat nicht nur möglich, sondern unumgänglich gemacht hatten.
Kane fühlte sich durch ihre Zurückweisung verletzt. Sie hatte es ihm angesehen. Zwar hatte nur sein männlicher Stolz gelitten, aber sie bedauerte es trotzdem. Weil sie ihn mit ihrem Verhalten auch verärgert hatte, woraus sich ein weiteres Problem für sie ergab. Wie, um Himmels willen, sollte sie sich ihm danach noch einmal nähern, wie die Intimität schaffen, von der Gervis gesprochen hatte? Und selbst wenn es ihr gelingen sollte, wie konnte sie verhindern, dass die Situation sich wiederholte?
Ganz einfach, sie durfte sich nicht wiederholen. Jedenfalls nicht, wenn es nach Gervis ging.
Würde sie es schaffen, ihre Zweifel und Ängste zu überwinden und einem Mann zu vertrauen? Konnte sie es Gervis und Stephan zuliebe tun? Angenommen, es gelang ihr tatsächlich, Kane das nötige Vertrauen entgegenzubringen, wie sollte sie dann damit fertig werden, wenn er sich von ihr abwandte, sobald die Wahrheit ans Licht kam?
Er wurde schon einmal von einer Frau hintergangen. Wie würde er reagieren, wenn es ihm ein zweites Mal widerfuhr? Was würde sie ihm damit antun? Wollte sie es wirklich herausfinden?
Schritte auf dem Gang vor ihrem Zimmer ließen sie aufhorchen. Sekunden später wurde an ihre Tür geklopft. Regina richtete sich im Bett auf. Kane! war ihr erster Gedanke. Sie war noch nicht bereit, ihm gegenüberzutreten, hatte keine Ahnung, wie sie sich verhalten, was sie zu ihm sagen sollte.
Wieder klopfte es. Regina schlug die Bettdecke zurück, zog sich ihren Morgenrock über und ging zur Tür. Vorsichtig spähte sie durch den Spion.
Betsy North stand draußen. Regina schloss die Augen. Langsam atmete sie aus. Dann öffnete sie die Tür.
„Tut mir Leid, Sie zu stören", sagte sie Motelbesitzerin, eine Hand auf die üppige Hüfte gelegt. „Ich weiß, Sie haben zu tun, sonst würden Sie nicht hier drinnen herumhocken. Aber ich dachte, Sie sollten vielleicht erfahren, was mit Mr. Lewis passierte."
Betsy platzte geradezu vor
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