Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
Mitteilungsbedürfnis. Es war ihr anzusehen, dass sie die Neuigkeit nicht schnell genug loswerden konnte. Dabei lag jedoch ein grimmiger Ausdruck in ihren Zügen, der Regina alarmierte. „Was ist passiert?" fragte sie.
„Mr. Lewis und Miss Elise hatten gestern Nacht einen Autounfall. Jemand hat sie von der Straße abgedrängt."
„Oh nein!" Regina legte die Hand auf ihren Bernsteinanhänger. Unter ihren kalten Fingern konnte sie seine Wärme spüren.
„Der Bastard hat nicht einmal angehalten. Es würde mich nicht wundern, wenn er den Unfall mit Absicht herbeigeführt hätte." Betsys Lippen wurden schmal vor Zorn und Verachtung.
„Sind Sie ..." Regina konnte nicht weitersprechen. Sie vermochte dieses fürchterliche, endgültige Wort einfach nicht über die Lippen zu bringen.
„Es geht ihnen gut. Miss Elise wurde gleich wieder aus dem Krankenhaus entlassen, aber Mr. Lewis musste noch dableiben." Und dann zählte Betsy seine Verletzungen auf.
Regina wurden die Knie weich, so froh war sie, dass Mr. Lewis lebte. Sie wagte gar nicht daran zu denken, dass der alte Herr womöglich wegen ihr und ihrem Tun hätte getötet werden können. „Sie glauben doch nicht, der Unfall könnte in irgendeinem Zusammenhang mit dem Prozess stehen?" fragte sie zögernd.
„Es sieht mir ganz danach aus."
„Könnte es nicht sein, dass der Fahrer betrunken war? Oder dass der Regen ihm die Sicht nahm?" wandte Regina ein.
Betsy schüttelte den Kopf. „Er mag nicht mehr der Jüngste sein, aber Mr. Lewis ist noch immer ein guter Autofahrer. Er verliert nicht so leicht die Nerven. Wenn er sagt, dass ihn der Mann mit Absicht von der Straße abgedrängt hatte, dann glaube ich ihm das. Außerdem ist es doch wirklich ein seltsamer Zufall."
„Was soll das heißen?"
Regina wusste natürlich, was Betsy damit meinte, aber sie wollte trotzdem ihre Erklärung hören.
„Es war Mr. Lewis, der Klage gegen diese Berry Association einreichte. Er ist nicht nur der Kläger, sondern auch der Kronzeuge der Anklage. Niemand kennt den Hintergrund der Anklagepunkte oder das Geschäft selbst besser als er. Ohne Mr. Lewis gäbe es keinen Prozess. Denken Sie doch einmal darüber nach."
„Aber Sie sagten neulich, Kane sei die treibende Kraft bei der ganzen Geschichte. Er würde doch die Klage bestimmt nicht fallen lassen, wenn seinem Großvater etwas zustieße?"
„Wer weiß? Es hinge wohl davon ab, was er gegen diesen Berry ins Feld führen kann. Ich frage mich, ob dieser Schuft sich nicht überlegte, dass der Versuch, Mr. Lewis auszuschalten, das Risiko wert ist."
„Das klingt ja wie ein Krimi", protestierte Regina.
„Ja, vielleicht hat er sich da die Anregung dazu geholt", meinte Betsy düster.
Regina überlief es eisekalt. Bemüht, sich ihre Bestürzung nicht anmerken zu lassen, fragte sie: „Haben Sie Mr. Lewis gesehen?"
„Noch nicht. Ich will ihn heute Abend besuchen, wenn mich mein Manager hier ablöst. Aber ich habe im Krankenhaus angerufen und mit der Stationsschwester gesprochen. Sie hat mir alles genau berichtet, weil sie nämlich ..."
„Eine Benedict ist?" kam Regina ihr zuvor, ehe Betsy ihren Satz beenden konnte.
„Sie ist mit einem Benedict verheiratet", erwiderte Betsy und lächelte flüchtig, ehe sie jene umfassende Beschreibung des Unfalls weitergab, die sie von der Stationsschwester erhielt, die wiederum den Tathergang von dem Polizisten erfahren hatte.
Während Regina ihr zuhörte, musste sie gegen den Impuls ankämpfen, sofort zum Hospital zu fahren, um sich mit eigenen Augen zu überzeugen, dass alles in Ordnung war. Sie hätte dem Impuls vielleicht nachgegeben, wenn ihr nicht plötzlich Zweifel gekommen wären. Zum einen war sie nicht erpicht darauf, Kane zu begegnen, zum anderen fürchtete sie, es könnte ihm nicht recht sein, wenn sie sich als Fremde in dieser Krisensituation da- zwischendrängte.
Als Betsy einen Moment schwieg, fragte sie: „Und man hat den Fahrer des anderen Wagens bisher nicht identifizieren können?"
„Nein. Kane ist ganz schön sauer darüber. Wenn er herausfindet, wer der Kerl war, dann ist die Hölle los, das kann ich Ihnen sagen."
„Ja, das glaube ich auch."
„Er wird nicht eher ruhen, bis er ihn gefunden hat. Und ich hoffe, dass er ihn findet, denn wenn sie keinen Schutzengel gehabt hätten, dann wären Mr. Lewis und Miss Elise jetzt nicht mehr am Leben. Ich könnte den Kerl selbst mit bloßen Händen erwürgen."
Regina nickte zustimmend. Dabei warf sie einen Blick an Betsy vorbei
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