Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
rücksichtslos niedertrampeln."
„Tatsächlich?" sagte sie, seinem Blick standhaltend.
„Und ob." Etwas Animalisches lag in seinen Zügen, als er sie wie aus dem Innern einer Höhle aus seinem Wagen heraus anstarrte.
Regina wandte sich ab. Nachdem sie sich mit einem schnellen Blick vergewissert hatte, dass kein Auto kam, überquerte sie die Straße. Dabei spürte sie geradezu Slaters bohrenden Blick in ihrem Rücken. Aufatmend erreichte sie ihre Zimmertür, schloss sie auf und verriegelte sie, kaum dass sie drinnen war, von innen. Um Luft ringend, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich, lehnte sie sich mit geschlossenen Augen dagegen.
Es mochte ein Fehler gewesen sein, Slaters Vorschlag so brüsk zurückzuweisen. Sie hatte seinen Stolz verletzt und ihn sich damit womöglich zum Feind gemacht. Aber sie konnte es nicht ändern. Der Mann war ihr so zuwider, dass sie nicht einmal so tun konnte, als würde sie mit ihm kooperieren.
Sie musste etwas unternehmen. Aber was?
Sie könnte Gervis anrufen, doch was hätte ihr das genützt? Er hatte ihr ja bereits gesagt, dass er keine Kontrolle über Slater hatte - falls er ihn überhaupt kontrollieren wollte.
Die zweite Möglichkeit war, sich Kane anzuvertrauen. Aber das hieße, sich seiner Gnade auszuliefern. Und wer garantierte ihr, dass er gnädig sein würde? Und dass er zu verstehen bereit war, aus welchem Grund sie in die Sache verwickelt wurde?
Sich an Roan Benedict zu wenden war auch keine Alternative. Wenn sie das tat, würde der ganze Schwindel auffliegen. Sie wagte sich nicht auszumalen, was dann passierte. Gervis würde verrückt werden, durchdrehen, zu allem fähig sein.
Und Stephan war ihm schutzlos ausgeliefert. Stephan, ihr Sohn.
Nein, es war ausgeschlossen, den Sheriff zu Rate zu ziehen. Damit blieb ihr nur eine Möglichkeit. Sie musste etwas finden, was Gervis vor Gericht gegen Mr. Lewis verwenden konnte. Sie musste es finden, ehe Slater einen neuen Plan aushecken konnte. Sie musste ihm zuvorkommen. Wenn ihr das gelang, war die Gefahr gebannt.
Somit blieb Kane die eine Person, an die sie sich halten musste. Nur über ihn konnte sie die Dinge in Erfahrung bringen, auf die Gervis wartete. Sie legte die Hand auf den Anhänger an ihrem Hals. Fest umschlossen ihre Finger den Bernstein. Würde sie es schaffen? Besaß sie den Mut dazu? Und den notwendigen Sex- Appeal? Und die Unverfrorenheit? Noch wusste sie es nicht. Aber sie würde es sehr bald herausfinden. Sie hatte gar keine andere Wahl.
Sie musste Gervis' Anweisung befolgen, und zwar so schnell wie möglich - morgen, übermorgen, sobald sich die Gelegenheit dazu bot. Sie musste mit Kane schlafen, um ihm näher zu kommen, um so intim mit ihm zu werden, dass sie in Erfahrung bringen konnte, was er wusste.
Hewlett-Packard
10. KAPITEL
Es war Betsy, die Regina zwei Tage später von der geplanten Willkommensparty für Mr. Lewis erzählte. Daraufhin nahm Regina all ihren Mut zusammen und rief Luke an, um sich nach dem Befinden des Patienten zu erkundigen und dann beiläufig die Party zu erwähnen. Sie hasste es, Kanes Cousin hinters Licht zu führen, aber die daraus resultierende Einladung war wichtig für sie, denn sie stellte den ersten Schritt in ihrem Angriffsplan dar.
Nicht, dass die Zusammenkunft als eine größere Affäre gedacht war. Nur ein paar Freunde und Nachbarn würden sich einfinden, um Mr. Lewis willkommen zu heißen, wenn er aus dem Hospital kam. Man würde sich in Kanes Haus, The Häven, versammeln, wo Mr. Lewis zunächst einmal einquartiert werden sollte, damit Vivian Benedict und Kane sich um ihn kümmern konnten und darauf achteten, dass der Patient sich an die verordnete Bettruhe hielt.
Kane und sein Großvater waren noch nicht da, als Regina und Luke in The Häven ankamen. Sie gesellten sich zu den übrigen Gästen, die auf der schattigen Veranda beisammensaßen und sich unterhielten. Die Stimmung war gedämpft. Nur hin und wieder wurde gelacht. Man war froh, dass Mr. Lewis glimpflich davongekommen war, aber der Schreck saß allen noch in den Gliedern.
Besondere Aufmerksamkeit brachte man Miss Elise entgegen, die blass und still in einem Rattansessel saß. Obwohl sie nicht viel sagte, schien sie sich wohl zu fühlen, und mehr als einmal versuchte sie aufzustehen, um in der Küche mitzuhelfen. Aber davon wollte Kanes Tante nichts wissen. Jedes Mal schob sie Miss Elise wieder in ihren Sessel zurück. Vivian Benedict schien in ihrer Rolle als Gastgeberin aufzugehen.
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