Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
Gesicht und sagte: „Ganz schön hart für dich."
„Ja", stimmte Roan unumwunden zu. „Es gibt bei diesem Job Sachen, die mir wirklich nicht viel Spaß machen."
„Im Gegensatz zu anderen? Wie zum Beispiel, dich um diese Donna Unbekannt zu kümmern?"
Womit sie endlich beim Thema waren. Jake wollte wissen, warum Roan die Gefangene mit nach Hause gebracht hatte. Roan wählte seine Worte sorgfältig, bevor er antwortete: „Es könnte Vorteile haben."
„Soll ich jetzt vielleicht denken, du könntest ihre Situation ausnutzen?" Sein Sohn schnaubte verächtlich. „Auf jeden Fall wirkt sie ziemlich hilflos. Du wirst Krankenschwester spielen und ihr womöglich sogar beim Baden oder beim Anziehen helfen müssen."
Der Schauer, der Roan bei dieser Vorstellung überlief, war unangenehm und kam gänzlich unerwartet. Die Situation geriet etwas außer Kontrolle. „Hauptsache, sie ist in Sicherheit und hat es bequem. Obwohl ich dir zustimme, dass es uns zusätzliche Arbeit machen wird."
„Uns?" Jake schien seinen Vater gut zu kennen; sein Blick wurde plötzlich wachsam.
Roan neigte den Kopf. „Ab morgen wird Cal hier sein, wenn ich in der Stadt bin; allerdings erwarte ich nicht von ihm, dass er Krankenschwester spielt. Was sollen wir machen, was meinst du?"
„Tante Vivian anrufen?" Es klang hoffnungsvoll.
Roan schüttelte langsam, aber entschieden den Kopf und grinste.
„Ach, Dad."
„Stell dir einfach vor, sie wäre ein verletztes Tier. Sorg dafür, dass sie zu essen und zu trinken hat, kümmere dich darum, dass sie ihre Medikamente regelmäßig einnimmt, und leiste ihr ein bisschen Gesellschaft, wenn sie es braucht."
„Ich registriere, dass du nichts von Baden gesagt hast."
„Du registrierst zu viel", gab Roan streng zurück. „Vor allem für dein Alter."
Sein Sohn grinste, dann funkelten seine Augen listig. „Aber wenn sie wirklich eins von meinen Tieren wäre, würde ich Clay anrufen."
„Das glaube ich nicht", sagte Roan. Clay war Junggeselle, sah ziemlich gut aus und hatte überdies eine wilde, ungebändig- te Ausstrahlung, von der die Frauen sich angezogen fühlten wie die Fliegen vom Honig. Er hatte erst kürzlich mit seinem ersten Fotoband, einem dicken Wälzer über den Horseshoe Lake und seine Umgebung, Furore gemacht. Davon abgesehen war er ein schrecklich netter Kerl. Zu nett, genau gesagt.
„Ach, komm, es würde ihm bestimmt einen Heidenspaß machen."
„Daran zweifle ich keine Sekunde", gab Roan gedehnt zurück, „aber diese kleine Aufgabe werden wir schon im engsten Familienkreis bewältigen müssen. Sie ist doch nur eine Frau. Das schaffen wir mit links."
Jake stieß einen tiefen Seufzer aus. „Na ja, ich schätze schon."
Daraufhin wurde es still. Als sich das Schweigen zu dehnen begann, spürte Roan eine leise Unruhe in sich aufsteigen. Es war ein Gefühl, auf das er zu achten gelernt hatte. Die Quelle, aus der es sich speiste, war nicht schwer zu orten. Er stellte seine Tasse auf dem Tisch ab und sagte: „Spaß beiseite, Sohn, das ist eine ernste Sache. Diese Burschen, mit denen Donna zusammen war, könnten sich hier anschleichen, wenn sie herausfinden, dass sie sich hier aufhält."
„Ich werde meine Augen offen und die Türen geschlossen halten."
„Schön. Aber es könnte nicht ausreichen." Obwohl Jake für sein Alter stark war, würde er sich doch gegen zwei erwachsene Männer mit Erfahrung und finsteren Absichten nicht behaupten können.
„Tagsüber hält Cal Wache, und nachts bist du da", wandte Jake ein. „Ich kann nicht sehen, wo das Problem ist."
„Ich gehe auch nicht wirklich davon aus, dass es eins gibt", sagte Roan offen. „Dieses Risiko würde ich nicht eingehen. Ich kann mir vorstellen, dass diese Burschen im Krankenhaus einen ganz schönen Schreck bekommen haben, deshalb halte ich es für ziemlich unwahrscheinlich, dass sie einen zweiten Versuch starten, außer, ihr Auftraggeber befiehlt es ihnen. Aber ich will, dass du dir über die Gefahren im Klaren bist."
Der Junge spülte den letzten Bissen seines Sandwichs mit dem Rest Milch hinunter, während er aus dem Fenster schaute. Dann wischte er sich den Mund mit der Serviette ab und fragte: „Aber ich muss doch jetzt nicht die ganze Zeit hier im Haus herumhocken, oder?"
In den Ferien war Jake, sofern er sich nicht um seine Tiere kümmerte, viel unterwegs und durchstreifte mit seinen Freunden die Umgebung. Roan schüttelte den Kopf. „Wenn du vorsichtig bist, nicht. Aber sag Bescheid, wohin du gehst und
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