Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
vorwurfsvoll gerunzelter Stirn. „Ich wollte gerade eine Vermisstenmeldung rausgeben. Darüber wäre der Sheriff garantiert nicht glücklich gewesen."
Der eine Anlass, bei dem sie Roan wütend gesehen hatte - in der Nacht, in der er sie angeschossen hatte hatte ihr gereicht. „Wir haben nur nach irgendetwas gesucht, was ich anziehen könnte", erklärte sie hastig.
„Sie scheinen sich ja entschieden besser zu fühlen. Bloß komisch, dass mir das niemand gesagt hat." Er wartete mit schräg gelegtem Kopf auf eine Antwort.
„Warum komisch?" fragte sie eine Spur verärgert.
„Ich bin für Ihre Sicherheit verantwortlich. Ich muss jederzeit wissen, wo Sie sich aufhalten."
„Ganz locker bleiben, Cal", mischte sich Jake ein, während er näher an Tory herantrat. „Sie haben uns doch gefunden, oder?"
Der Hilfssheriff drehte sich zu Roans Sohn um. „Das habe ich nicht dir zu verdanken, Junge. Das war doch nicht etwa deine Idee?"
Tory konnte es nicht zulassen, dass Jake Probleme bekam, nur weil er versucht hatte, freundlich zu ihr zu sein. „Es ist meine Schuld, wirklich. Ich habe mich im Bett gelangweilt und beschlossen, mir ein bisschen Anregung zu verschaffen."
Cal verengte die Augen. „Anregung?"
„Na ja, es ist ziemlich ruhig hier, das werden Sie zugeben müssen, ganz davon abgesehen, dass es finsterste Provinz ist."
„Ist irgendwas falsch daran?"
Er fühlte sich sichtlich beleidigt, und das war das Letzte, was sie wollte. Jake wirkte auch nicht gerade erfreut. Jetzt konnte sie nur noch versuchen, sich möglichst elegant aus der Affäre zu ziehen, und die erste Ausrede, die ihr in den Sinn kam, war zumindest nicht völlig aus der Luft gegriffen. „Oh, ich fühle mich wirklich nicht sehr gut. Mir ist furchtbar schwindlig. Ganz plötzlich. Ich muss ... ich muss mich hinlegen."
„Ich habe mir doch gleich gedacht, dass Sie es übertrieben haben", sagte Cal, während er auf sie zukam.
„Jake, bitte ..." Um die Absicht des Hilfssheriffs zu vereiteln, streckte sie hilfesuchend die Hand nach Roans Sohn aus. Jake spielte wunderbar mit, indem er ihre Hand nahm und sich ihren gesunden Arm auf seine Schultern legte. Dann schlang er seinen rechten Arm um ihre Taille, als wäre es für ihn das Normalste der Welt, eine Dame, die in Ohnmacht zu fallen drohte, zu retten. Er würde eines Tages ein echter Gentleman werden.
„Warte, lass mich", begann Cal.
„Danke, geht schon." Jake winkte mit seiner freien Hand ab, während er anfing, langsam mit Tory die Treppe nach unten zu gehen. „Gehen Sie vor und fangen Sie sie auf, falls sie runterfällt."
Es war ein guter Plan. Und er funktionierte. In ein paar Minuten war Tory unten und wieder sicher in ihrem Bett. Bevor sie ihren Morgenrock auszog und ihn Jake reichte, zerrte sie sich das kurze Krankenhausnachthemd nach unten. Jake nahm den Morgenrock entgegen und breitete, nachdem sie sich hingelegt hatte, das Laken über sie.
„Soll ich Doc Watkins anrufen?" fragte Cal von der Türschwelle aus.
„Nein, das ist nicht nötig", gab Tory hastig zurück. „Es geht schon wieder."
„Vielleicht sollte ich Roan anrufen und ihn entscheiden lassen.
„Nein, wirklich, es war nur die Hitze."
„Kann sein, aber es ist mein Fell, das er ans Scheunentor nagelt, wenn ich es zulasse, dass Ihnen irgendwas passiert."
„Bitte, ich kann selbst entscheiden, wann ich einen Arzt brauche", beharrte sie.
Ihren Atem hätte sie sich genauso gut sparen können. Der Hilfssheriff drehte sich auf dem Absatz um, während er sagte: „Ich rufe vom Streifenwagen aus an."
„Blödmann", brummte Jake in sich hinein, als sie die Eingangstür ins Schloss fallen hörten.
„Lästiger Idiot", sagte Tory im selben Atemzug.
Ihre Blicke trafen sich, und sie lachten. Es war ein seltener Moment vollster Ü bereinstimmung.
Jake wurde als Erster wieder ernst. „Er hält Sie für sonst was, wissen Sie."
„Der Hilfssheriff?"
„Guter alter Cal. Ich habe gesehen, wie er Sie angeschaut hat."
„Ach komm!"
„Ja, ehrlich." Er legte sich die Hand aufs Herz, aber seine Augen glitzerten. „Er wollte Sie in seinen starken Armen nach unten tragen. Nicht auszudenken, auf was für Ideen er noch gekommen wäre, wenn Sie nicht diesen scheußlichen Morgenrock angehabt hätten."
„Na, dann hat das Ding wenigstens seinen Zweck erfüllt", spöttelte sie.
Er inspizierte angelegentlich seine Schuhspitzen. „Na ja, ich habe darüber nachgedacht. Wir haben zwar nichts für Sie zum Anziehen gefunden, aber
Weitere Kostenlose Bücher