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Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Titel: Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin Kostenlos Bücher Online Lesen
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sicher, ob er seine Ungehaltenheit zügeln konnte. Er war müde, und seine vornehmste Pflicht war es im Augenblick, sich um seinen Sohn und seine Gefangene zu kümmern. Er war nicht im Dienst, und er hatte private Verpflichtungen. Entweder wussten sie das nicht, oder sie hatten es vergessen.
    Doch wenn es ihnen entfallen war, war es vielleicht besser, sie nicht daran zu erinnern. Weil er nicht wollte, dass man seine Kreise störte, nur weil irgendwer meinte, sich aufplustern zu müssen. Das war das entscheidende Argument für ihn, sich aus seinem Sessel zu hieven und in seine Stiefel zu steigen. Zits und Big Ears waren seit dem Umzug seiner Gefangenen nach Dog Trot nicht wieder aufgetaucht. Dass sie sich die nächste Stunde für eine Offensive aussuchen würden, war ungefähr so unwahrscheinlich wie die Aussicht, dass vor der Hintertür zwei Klapperschlangen auftauchen könnten.
    „Schließ hinter mir ab und lass niemand rein, den du nicht kennst", ermahnte er Jake, bevor er das Haus verließ.
    „Alles klar", gab sein Sohn zurück, ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen.
    „Ich meine es ernst", sagte Roan eindringlich und blieb mit dem Hut in der Hand noch einmal stehen.
    Endlich schenkte Jake ihm mit einem halben Grinsen die verlangte Aufmerksamkeit. „Ich weiß."
    Er weiß es wirklich, dachte Roan. Auf Jake war Verlass. Er hatte schon vor langer Zeit alle Verhaltensmaßregeln gelernt, die ein Junge, der oft allein zu Hause war, lernen musste, und er wurde mit jedem Tag, an dem er auf Donna aufpassen musste, aufs Neue daran erinnert. Trotzdem zögerte Roan immer noch. Donna war in der Badewanne. Das wusste er, weil er jedes Geräusch in dem alten Haus kannte, aber auch, weil er in Bezug auf sie einen inneren Radar entwickelt hatte. Obwohl er nicht wirklich glaubte, dass sie vorhatte zu fliehen, und falls doch, würde sie ohne fremde Hilfe sowieso nicht weit kommen. Mit einem bisschen Glück würde er wieder zurücksein, bevor sie überhaupt merkte, dass er weg war. Von daher müsste es eigentlich okay sein, aber es behagte ihm dennoch nicht.
    Roan fluchte leise in sich hinein, wobei er den Bürgermeister und seine Freunde ebenso verwünschte wie seine Angewohnheit, sich jederzeit verfügbar zu halten. Dann stülpte er sich den Stetson auf den Kopf und verließ das Haus.
    Im Coffeeshop des Motels roch es nach frisch aufgebrühtem Kaffee, Hamburgern, Senf, Zwiebeln und nach der köstlichen
    Vanille der hausgemachten Pies. Die inoffizielle Stadtratssitzung fand in einer abgelegenen Nische statt. Nach einem ganz annehmbaren Beginn entwickelte sie sich genau so, wie Roan vorausgesehen hatte.
    „Was haben Sie gegen das Glücksspiel?"
    Diese Frage, in der ein Anflug von Streitlust mitschwang, kam von Tubby Michaels. Dem asthmatischen, dickbäuchigen alten Schurken, der, wie jeder wusste, ständig hinter seinen Buchhalterinnen her war, gehörte die Holzhandlung. Dass er während der Bauphase von dem geplanten Vorhaben profitieren würde, trübte seinen Blick beträchtlich.
    „Nichts", gab Roan mit einem unterdrückten Seufzer zurück. „Es ist keine Frage der Moral. Meinetwegen kann jeder so viel spielen, wie er lustig ist. Ganz davon abgesehen, weiß ich natürlich, dass es außerhalb unserer Gemeinde jede Menge Spielsalons gibt, wo sich jeder Süchtige ohne großen Aufwand seinen Kick holen kann ... und dass diese Leute ihr Geld genauso gut in unserer Stadt lassen könnten als anderswo. Meine Sorge ist rein praktisch. Ich frage mich, wen wir da eigentlich nach Turn-Coupe einladen und wie die Stadt anschließend aussehen wird."
    „Diese Burschen von dem Konsortium schwören, dass wir es kaum merken werden, dass da draußen auf dem See ein Kasinodampfer ist."
    „Außer der vierspurigen Straße, die wir durch den Ort bauen sollen", gab Roan mit beißendem Spott zurück. „Oder der halben Meile Seeufer, die sie in einen Parkplatz verwandeln wollen."
    „Sie bitten uns nur, die Durchführbarkeit solcher Maßnahmen zu prüfen", mischte sich der Bürgermeister übertrieben geduldig ein. Der hoch gewachsene Stutzer mit dem Lenkstangen-Schnauzer sang an den Wochenenden in einem Chor mit und betrachtete sich in punkto Weltgewandtheit den meisten Bürgern von Turn-Coupe haushoch überlegen, weil er einen Großteil seines Armeedienstes in Europa abgeleistet hatte.
    „Immerhin ist es ihnen so wichtig, dass sie sogar bereit sind, extra herzukommen und mit uns darüber zu reden." Roan warf einen Blick auf seine Armbanduhr.

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