Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
Gesicht, als er sagte: „Und trotzdem willst du die Lady immer noch heiraten? Im Hinblick auf Geld werden Prinzipien unwichtig?"
„Im Hinblick auf Rache auch", antwortete Ahmad mit einem gefährlich klingenden Tonfall. „Ich habe das Böse in ihr geahnt, doch jetzt bin ich mir dessen völlig gewiss. Ich habe dieses Haus beobachtet, als Ismael gegangen ist, um dich aus dem Hotel abzuholen, und ich habe euch zusammen zurückkommen sehen. Für diesen zusätzlichen Verrat wird der Mann, der wie ein Bruder für mich hätte sein sollen, zusammen mit der Frau sterben, wenn ich sie und ihren Reichtum kontrollierte.
„Du musst ihm keine Schuld geben, ich war ohnehin auf dem Weg hierher."
Noch während Wade sprach, ließ Treena die Hand ihres Ehemanns los und stürmte auf ihren Bruder los. „Neiiiiin!" schrie sie erneut.
„Nicht!" Gequältes Flehen war aus Ismaels Stimme herauszuhören. Er wollte nach ihrem Arm greifen, doch sie wich ihm aus.
Ahmad nahm von seiner Schwester kaum Notiz. „Keine Angst, du wirst auch noch gerächt werden."
„Ich spucke auf deine Rache!" konterte sie mit ängstlicher und zugleich stolzer Stimme. „Es war nicht mein Mann, der Chloe half, dich zu täuschen, es war nicht sein Herz, das Tränen vergoss, weil ihre Zukunft darin bestehen sollte, die Frau an deiner Seite zu sein. Ich habe mit ihr gemeinsame Sache gemacht, und ich habe sie gerettet. Ich habe Ismael losgeschickt, nur ich, niemand sonst!"
Treena stand nur ein kleines Stück von Ahmad entfernt, der den Kopf hob und sich aufrichtete, um seine Schwester anzusehen. Die Knöchel der Hand, mit der er das Messer umschlossen hielt, traten weiß hervor. „Du", sagte er, als hätte er dieses Wort nie zuvor ausgesprochen. Dann wurde sein Gesicht von schrecklichem, mörderischem Zorn verzerrt.
Chloe wurde von einer entsetzlichen Angst erfasst. Sie riss den Mund auf, um zu schreien, doch kein Laut kam aus ihrer Kehle. Alles schien sich wie in Zeitlupe abzuspielen. Sie wollte auf ihre Stiefschwester zustürmen, von der sie nicht den Blick abwenden konnte, doch die Luft kam ihr dick und zähflüssig vor. Sie sah, wie Ahmad ausholte und das Messer auf Treena richtete. Die Klinge reflektierte in der Dämmerung ein merkwürdiges bläuliches Licht und erreichte im nächsten Moment Treena. Während sie über ihre Kehle hinwegglitt, hinterließ die Spitze eine rote Linie.
Treena gab einen röchelnden Laut von sich und drückte die Hände an ihren Hals. Wie eine Marionette, bei der man alle Fäden durchtrennt hatte, sank sie zu Boden. Ismael fing sie auf und ging auf die Knie, um sie behutsam auf den Boden zu legen. Er stieß einen durchdringenden Schrei aus, als er seine Hand an den Hals seiner Frau legte und vergeblich versuchte, den roten Strom zu stoppen, der sich seinen Weg zwischen den Fingern hindurch bahnte.
Treena bekam sein Handgelenk zu fassen und blickte zu ihm auf. Sie bewegte ihre Lippen, doch es war kein Laut zu hören.
„Unsere Töchter, ja", sagte Ismael, dessen Stimme verriet, dass es ihm schwer fiel, sich auf die Worte seiner Frau zu konzentrieren. „Zu meiner Mutter. Ich werde mich darum kümmern, ich verspreche es."
Wieder versuchte Treena etwas zu sagen.
„Ja, noch heute, mein Herz, meine Angebetete. Seine Rache wird sie nicht treffen, das verspreche ich dir."
Sie hörte nicht mehr, was ihr Ehemann ihr versprach, und sie nahm auch nichts mehr von der Liebe in seinen Worten wahr. Ihre Gesichtszüge erschlafften, ihre Augen wurden glasig.
Ismael stöhnte laut auf, während er niederkniete und mit seiner blutigen Hand ihre Augen schloss, den schlanken Körper langsam zu Boden sinken ließ und seine Hand schließlich auf ihren Bauch legte, der bereits ein wenig erkennen ließ, dass sie schwanger war. Dann sah er zu Ahmad. „Du hast sie umgebracht", flüsterte er. „Du hast meine Frau ... deine Schwester getötet. Du hast meinen Sohn getötet... deinen Neffen! Was ist das für eine Ehre, für eine Rache?"
Ahmad erwiderte nichts. Er schien ihn gar nicht zu hören. Er stand mit fahlem Gesicht und offen stehendem Mund da, und mit leerem Blick starrte er seine Schwester an, die auf dem Boden lag. „Ihre Töchter! Sie sind auch befleckt!"
Dann sprach Wade mit durchdringender Stimme und hielt die Waffe weiter auf Ahmad gerichtet. „Hände hoch. Sofort. So, dass ich sie sehen kann."
Ahmad schüttelte den Kopf wie ein Boxer, den man k.o. geschlagen hatte und der jetzt versuchte, sich von der Benommenheit zu befreien.
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