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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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kleines Stück zurück und spreizte die Beine, damit sie sich besser bewegen konnte.
    Einen Morrient lang versteifte sie sich und wirkte teilnahmslos. Ihr Blick durch den Netzeinsatz vor ihren Augen hatte etwas Fragendes, und mit einem Mal erkannte er, dass sie sich in der gleichen Position befanden wie an dem Zaun, als die Polizei sie beobachtet hatte. Die Erinnerung schoss in ihm hoch wie ein Feuer, das er aber mit einiger Mühe ersticken konnte. „Ich wollte nur helfen."
    Sie sagte nichts, sondern widmete sich wieder ihrer Arbeit.
    Wade saß ruhig da und versuchte, gleichmäßig zu atmen, als er den Schmerz spürte, der von der Schnittwunde ausging, auf der mit einem Mal kein Druck mehr lastete. Er fühlte das warme Blut, das aus der Wunde austrat, genauso wie den pochenden Schmerz, der noch eine Weile schlimmer werden würde, ehe er nachließ. Als Chloe an einem Stück Stoff riss, das vom getrockneten Blut fest geworden war, musste er die Luft anhalten.
    Sie blickte hoch zu ihm. „Tut mir Leid."
    Er musste sich irgendwie ablenken. Dass Chloe so dicht vor ihm stand und ihn zudem noch in der Leistengegend behandelte, war eine Situation, die ihm nicht half, gelassen zu bleiben. Am liebsten hätte er sich vorgebeugt, sie in seine Arme genommen und sich hingelegt, um zusammen mit ihr einzuschlafen.
    Er nahm den Stoff ihrer Burqa, der über seinem Knie lag, zwischen zwei Finger und sagte: „Deiner Freundin - der Witwe - scheint es nichts auszumachen, ihr Gesicht zu zeigen. Wieso trägst du immer noch diesen Umhang?"
    „Ohne meinen Schal wäre mein Haar nicht bedeckt. Außerdem ist die Vorderseite meines Rocks mit deinem Blut beschmiert."
    „Aylas Haar ist nicht bedeckt."
    „Dies hier ist ihr Zuhause, und sie hat keine männlichen Verwandten, um die sie sich kümmern muss."
    „Du hast doch auch keinen männlichen Verwandten mehr um dich", sagte er und bemühte sich, so vernünftig wie möglich zu klingen. „Jedenfalls ist wohl nicht davon auszugehen, dass du einen von ihnen wiedersiehst, wenn wir erst einmal von hier fort sind. Was macht es dann aus, wenn die anderen wissen, dass wir uns ein wenig näher als erlaubt waren?"
    Behutsam löste sie ein weiteres Stück des behelfsmäßigen Verbands, der regelrecht festklebte. „Wir sind noch nicht fort, und wir sind auf die Hilfe Einheimischer angewiesen. Es wäre nicht klug, das zu ignorieren, was hier als Gepflogenheit gilt. Und wenn wir einen Beweis für unser Fehlverhalten liefern und dann von der Polizei gefasst werden, könnte es sein, dass wir für das hart bestraft werden, was wir ihrer Meinung nach verbrochen haben."
    „Wir sind aber doch unschuldig."
    „Erzähl das mal denen, die das Urteil sprechen."
    „Bist du sicher, dass nichts anderes hinter der Verkleidung steckt?"
    „Beispielsweise?"
    „Vielleicht eine Methode, um sich in aller Öffentlichkeit zu verstecken?"
    Sie hielt in ihrer Bewegung inne. Unmut oder eine sehr ähnliche Empfindung blitzte in ihren Augen auf. „Und wo-vor?
    „Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht vor ungewollter Aufmerksamkeit?"
    „Also vor deiner, darf ich wohl annehmen", gab sie bissig zurück.
    „Oder vor der eines anderen Mannes."
    „Geniale Schlussfolgerung", sagte sie voller Ironie. „Und sie passt auch noch so hervorragend zu den Erlassen der Taliban, nicht wahr?"
    Sie löste das restliche Stück des Schals ab und warf es zur Seite. Vielleicht war es ein Zufall, dass sie sich von ihm wegdrehte, um ihre Hände zu waschen, doch das nahm er nicht an. Wenn es nicht ihre eigene Entscheidung war, die Burqa zu tragen, dann konnte er nur einen Grund sehen, warum sie sie anbehielt.
    Er wollte sich nicht weiter damit befassen, wohin ihn seine Überlegung führen würde, doch sie darauf anzusprechen, war ebenfalls nicht ratsam. Wenn sie vorhatte, trotz allem hier zu bleiben, dann musste es eine bessere Methode geben, um sie davon abzuhalten. Auf die Taktik, sie unter Druck zu setzen, reagierte sie offenbar nicht besonders gut.
    Chloe trocknete ihre Hände ab, dann wandte sie sich ihm wieder zu. Sie stellte sich vor ihn und zog Stück für Stück sein T-Shirt aus der Jeans. Der langsame Prozess, mit dem sie versuchte, ihm nicht zu starke Schmerzen zu bereiten, war alles andere als angenehm, weil sie ihn allmählich verrückt machte.
    Wade legte seine Hände auf ihre, damit sie aufhörte. Dann griff er sich über die Schultern, fasste sein T-Shirt und zog es mit einem einzigen qualvollen Ruck von der langen Schnittwunde an

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