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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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getaucht worden war, über seine nackte Haut strich. Es war ein angenehmes Gefühl, als das juckende getrocknete Blut weggewischt wurde. Er glaubte zu fühlen, dass sie mit ihren Fingern dem Weg folgte, den sie mit dem Tuch genommen hatte, und sie über seine Bauchmuskeln und seine Taille bis auf seinen Rücken wandern ließ. Ob es diese Berührung oder die kühle Luft auf seiner feuchten Haut war, wusste er nicht, auf jeden Fall bekam er eine Gänsehaut.
    Alles Angenehme an dieser Erfahrung verschwand abrupt, als sie die Wunde gründlich reinigte. Das erinnerte ihn auf drastische Weise daran, was als Nächstes kommen würde.
    Der erste Nadelstich war der schlimmste. Wade versteifte sich und empfand den Schmerz so schlimm, als würde er an jeder Stelle seines Körpers gleichzeitig von einer Nadel durchbohrt. Dann zwang er sich, ihn zu ignorieren. Er atmete tief durch und kämpfte nicht länger gegen den Schmerz an, sondern ließ es zu, dass er durch seinen Körper strömte und dann abebbte. Schließlich lag er völlig ruhig da, während sie seine Wunde wie einen Riss in einem Stück Stoff zusammennähte.
    Irgendwann war es dann vollbracht. Er wurde mit so viel Mullverband umwickelt, dass es auch für eine komplette Mumie gereicht hätte. Ayla kam für diese letzte Phase zurück und brachte ihm und Chloe je ein Glas mit süßem, heißem Tee. Als er ausgetrunken hatte, zogen sie und Chloe ihm ein Hemd mit tiefem Halsausschnitt, aber ohne jegliche Knöpfe über, das weit genug war, um nicht auf die genähte Wunde zu drücken. Beide Frauen verließen den Raum, bevor er seine Jeans gegen eine Khakihose eintauschte. Unterwäsche, um die blutgetränkte Unterhose zu ersetzen, hatte man ihm nicht gegeben, was er zwar mit Verwunderung zur Kenntnis nahm, jedoch nicht für so gravierend hielt, um auf dieses Versäumnis hinzuweisen.
    Nachdem er sich umgezogen hatte, schwitzte er und musste von den beiden Frauen, die wieder ins Zimmer gekommen waren, gestützt werden, um zur Tür zu gehen. Er bedankte sich höflich und einigermaßen verständlich bei Ayla für ihre Hilfe und ihre Gastfreundlichkeit - jedenfalls nahm er an, dass er genau das machte -, dann ließ er sich, von Chloe und dem Wachmann gestützt, zum bereits wartenden Wagen bringen. Der Fahrer hielt die Tür auf, und Wade ließ sich dankbar auf den Sitz gleiten.
    Was danach geschah, nahm er nur in kurzen Augenblicken wahr - fast so wie eine zu schnelle Diashow, bei der eine Szene umgehend der anderen folgte. Ein Tor, durch das sie fuhren, ohne anzuhalten. Eine Festung mit Wachen, die mit Waffen im Anschlag auf dem Dach standen. Eine junge Frau, deren großer Busen durch ein mit blauen Blumen besticktes Mieder betont wurde und die ein Kind im Arm hielt. Ein Daunenbett in einem fensterlosen Raum. Der Geschmack von Brot und Hühnerbrühe, die in völliger Dunkelheit gelöffelt wurde. Ruhe, Frieden und endlich der ersehnte Schlaf.
    Dann kamen die Träume. Sie waren nie völlig gleich, aber sie unterschieden sich auch nie sehr voneinander. Manchmal starb die Frau des Ölbarons, weil ihr die Kehle mit einem Messer aufgeschlitzt wurde, während sie ein andermal durch Gewehrfeuer starb. Dann war es Chloe, die ums Leben kam. Oder Ayla. Oder die vollbusige junge Frau mit dem Kind. Oder die Stiefschwester, deren Kinder die ganze Nacht über weinten. All diese Bilder waren voller Blut und Schmerz. Und immer rannte und rannte er, ohne jemals die schrecklichen Dinge verhindern zu können, die sich dann anschlössen. Er schrie aus Leibeskräften Warnungen, doch jedes seiner Worte verhallte ungehört.
    Hin und wieder kam jemand zu ihm und legte sich neben ihn. Jemand mit dem zarten Körper einer Frau und einem süßen, reinen Duft. Die Frau drückte ihn an sich, strich mit ihren Händen über seine Schultern. Dann wieder legte sie sich mit dem Rücken zu ihm, damit er sie festhielt. Sie bewegte sich nicht, auch nicht, wenn seine Finger sich wie selbstverständlich um ihre Brüste legten.
    Er kannte diese Frau in seinen Träumen, er kannte die Form und das Gefühl ihres Körpers, er kannte den Balsam ihrer Berührung. Er wusste, wie sie hieß und welche Geheimnisse sie hatte. Er wollte sie, er begehrte sie mit einer rohen Verzweiflung, die an ihm zehrte, die sich in seine Seite fraß. Er war sich auch in seinem Traum bewusst, dass sie verschwinden würde, wenn er ihr sagte, was er wollte, wenn er nur ihren Namen aussprach. Also schwieg er. Solange sie da war, blieb er von den

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