Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Titel: Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
gehört, dass ein Mann bei einer Internetauktion eine Niere zur Versteigerung angeboten hatte. Man hatte ihm fast sechs Millionen Dollar dafür geboten, bevor der Betreiber der Website sich eingeschaltet hatte. Menschliche Organe waren ein wertvolles Handelsgut.
    „Na, Gott sei Dank, dass sie das ausnahmsweise mal richtig gemacht ham.“ Nachdenklich kratzte Arty sich den Bart. „Aber warum hätte sonst jemand den Jung aufschlitzen und ausnehmen sollen?“
    „Nur weil es verboten ist, heißt das noch lange nicht, dass es nicht gemacht wird.“
    Arty schnitt eine Grimasse. „Gab’s da nicht mal so ’ne irre Geschichte von so ’nem Studenten, der an Mardi Gras auf der Bourbon Street zu heftig gefeiert hat und dann in ’ner Badewanne aufgewacht is’, wo er gemerkt hat, dass ihm ’ne Niere fehlt?“
    „Das war nur eins dieser gruseligen Gerüchte, die ein Eigenleben bekommen, weil sie so wahrscheinlich klingen. Eine Niere operativ zu entfernen ist eine hochkomplizierte Angelegenheit, für die man ein erfahrenes Chirurgenteam und eine hochmoderne medizinische Ausrüstung braucht. Es ist nichts, was man in einem Hotelzimmer versuchen sollte.“
    Arty hob eine buschige graue Augenbraue. „Höchstens, wenn’s dem Kerl mit dem Messer schnuppe is, ob der Patient ins Gras beißt, wolltest du das damit sagen?“
    „Vielleicht. Aber auch das setzt voraus, dass man die Niere lange genug konservieren kann, bis man sie jemand anders einpflanzt. Und das geht nicht ohne die besonderen Einrichtungen, die es nur in einer Spezialklinik gibt.“
    „Und was heißt das für den Toten aus dem See? Glaubst du, dass einer die Organe in irgendein Krankenhaus gebracht hat und dann den Jungen hier im Sumpf abgeladen hat?“
    „Kann gut sein.“
    „Na, dann sollen sie zur Hölle fahren“, brummte Arty.
    Dem konnte Clay nur aus vollem Herzen zustimmen. Der Gedanke, dass man seine geliebten Sümpfe derart missbrauchte, machte ihn ganz krank. Der Tod schaute in dieser wasserreichen Gegend oft vorbei, es war jedoch stets ein natürliches Ende, bei dem sich der Kreislauf des Lebens schloss. Dieser Tod war nicht obszön und abstoßend und dazu da, irgendjemandes Brieftasche zu füllen oder die Vorstellung zu nähren, dass in den Sümpfen von Louisiana das Böse hauste.
    Dennoch wunderte Clay sich ein wenig über Artys helle Empörung. Er kannte ihn seit vielen Jahren, und er schätzte dessen umfangreiche Kenntnisse über den Ort, den er sein Zuhause nannte, aber in Bezug auf dessen Einstellung zu seinen Mitmenschen gab sich Clay keinen Illusionen hin. Arty hatte sich nie um irgendwelche gesellschaftlichen Belange geschert, und Tiere standen ihm normalerweise wesentlich näher als Menschen. Er war als junger Mann kein Heiliger gewesen, und das Alter hatte keinen besseren Menschen aus ihm gemacht.
    Arty unterbrach seinen Gedankenfluss, indem er übergangslos sagte: „Roan hat nach dir gefragt, er wollte wissen, ob ich dich in letzter Zeit gesehen hab.“
    „Und ich nehme an, du hast Nein gesagt.“
    „Musste ich doch, oder nich’? Konnte ihn schließlich nich’ hierher komm’ lassen, damit er noch Janna und Lainey aufregt.“
    „Aufregt?“
    „Na ja, dann hätt’ er womöglich noch was von dem aufgeschlitzten Jungen erzählt. Janna findet es hier draußen sowieso schon unheimlich. Über so was redet man nich’, wenn junge Frauen dabei sind.“
    „Mein lieber Mann, ich hasse es, dir deine Illusionen zu rauben, aber die Frauen sind heutzutage auch nicht mehr das, was sie mal waren. Ich bezweifle, dass Janna es zu schätzen weiß, wenn man ihr etwas vorenthält. Aber das sollte im Moment meine geringste Sorge sein.“
    „Was meinst ’n damit?“
    „Was wird aus mir?“
    Arty grunzte. „Dir gehts doch gut, oder nich’?“
    „Im Moment schon, aber was ist später?“
    „Später?“
    Clay starrte den Alten an. Er stellte sich absichtlich dumm. Aber warum? Tat er es aus Sorge um Janna und Lainey, oder hatte er seine eigenen Gründe?
    Weder die eine noch die andere Antwort waren ein Trost.

6. KAPITEL
    E r stand da und wartete, während Janna die Verandatreppe hinunterging, um einen kurzen Spaziergang am See zu machen. Sie wusste nicht, dass er da war und sah ihn auch nicht, bis er aus der Dunkelheit in den schmalen Lichtstreifen trat, der aus dem Haus fiel.
    „Dr. Gower!“ Wie angewurzelt stand sie da und schaute mit weit aufgerissenen Augen auf die schlanke, drahtige Gestalt des Arztes, sein bereits schütter werdendes,

Weitere Kostenlose Bücher