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Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Titel: Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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er die halbe Nacht angekämpft hatte – dem drängenden Wunsch, ihren Zopf aufzumachen und ihr Haar über sie zu breiten wie einen schimmernden Schleier, dem primitiven Bedürfnis, in sie einzudringen und sich im Wunder ihrer samtigen Weichheit zu verlieren.
    Einen Sekundenbruchteil lang fragte er sich, ob sie ihn zu bezirzen versuchte, ob sie ihn als Partner für ihr Bett oder gar als Sexsklaven auserkoren hatte. Sie wirkte so zugänglich, so verletzlich.
    Dann hatte ihn die Wirklichkeit wieder, und er kam nicht umhin, sich zu überlegen, was sie mit so einem Vorgehen bezwecken könnte. Und auch, was sie von ihm verlangen würde, wenn sie ihn erst einmal dort hatte, wo sie ihn haben wollte.
    Du lieber Himmel, er brauchte eine Ablenkung, und zwar dringend. Deshalb fragte er bedächtig: „Haben Sie schon einmal etwas von einer Pflanze namens Becher der Aphrodite gehört?“
    Ihr Blick war offen. „Sie ist mir ein- oder zweimal in alten Büchern begegnet. Doch sie ist ausgestorben, stimmt’s?“
    „Nicht ganz. Die Farbe, die man daraus gewinnen kann, ist fast unbeschreiblich, kein reines Blau, sondern eher Aquamarin. Aber dunkler und noch leuchtender als Krickentenblau, grüner als Türkis, mit einem ganz leichten purpurroten Schimmer.“
    „Das klingt atemberaubend.“
    „Die Franzosen, die sich zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts in Louisiana aufhielten, waren ganz verrückt danach, weil die Farbe so gut zu all den weichen Grau- und Korallenrottönen passte, die damals in Mode waren. Das ist der Hauptgrund dafür, dass die Pflanze heute fast ausgestorben ist. Die alten französischen Siedler nannten die Farbe couleur de l’amour, die Farbe der Liebe.“
    Eine ganze Weile sah sie ihn nachdenklich an, bevor sie fragte: „Sie wollen mich verkohlen, stimmt’s?“
    „Würde ich so etwas jemals tun?“
    „Mit größtem Vergnügen, da wette ich.“
    Und damit hatte sie nicht ganz Unrecht. Er wandte sich ab und sagte über die Schulter: „Na schön. Dann nehme ich an, dass Sie nichts weiter darüber hören möchten.“
    „Soll das heißen, dass Sie mich zu dieser Pflanze führen könnten?“
    „Gut möglich.“
    „Aber nur, wenn ich Sie laufen lasse, nehme ich an.“ Jetzt war ihr Ton wieder feindselig. Sie warf den Kopf in den Nacken und sah ihn mit funkelnden Augen an.
    „Solange ich hier festgebunden bin, dürfte es mir schwer fallen, Sie irgendwo hinzuführen. Wenn Sie mich losbinden, bringe ich Sie überall hin, wo Sie hinwollen.“
    In dem Moment, in dem sie den Mund aufmachte, um zu antworten, fiel eine Tür zu.
    „Janna, Mädel! Sind Sie da?“
    Vom guten alten Arty gerettet, dachte Clay erleichtert. Arty hatte ihn davor bewahrt, etwas absolut Törichtes zu tun wie zum Beispiel, Janna Kerr zu sagen, dass er mit ihr zu jeder Schandtat bereit wäre. Er war ganz nah daran gewesen zu vergessen, wo er war und wie er dort hingekommen war. Ganz zu schweigen davon, dass er sich vor dem, was sie von ihm wollen könnte, zu fürchten begann.
    Es war durchaus möglich, dass Janna dieselbe Erleichterung verspürte, da sie sofort aufsprang und das Zimmer verließ. „Hier, Arty“, rief sie. „Kommen Sie rein.“
    Sie kam nicht zurück. Clay konnte undeutlich hören, dass sich der alte Trapper mit ihr in der Küche unterhielt. Aus den Bruchstücken, die er aufschnappte, reimte er sich zusammen, dass Alligator Arty sich bemüßigt gefühlt hatte, in der Hütte nach dem Rechten zu sehen. Außerdem hatte er für den Waschbären, den er Lainey geschenkt hatte, eine Mahlzeit aus lebenden Flusskrebsen dabei, ein Leckerbissen, wie er sagte. Diese Behauptung zweifelte Clay nicht an, doch er war sich fast sicher, dass sich das Tier nicht, wie behauptet, im Wald verlaufen hatte, sondern in eine von Artys Fallen getappt war.
    Jetzt machte der alte Schwindler darauf aufmerksam, dass es auf Mittag zuging, und ließ ziemlich unverblümt durchblicken, dass er eine Einladung zum Essen nicht ausschlagen würde. Allem Anschein nach war er mit Jannas und Laineys Lebensgewohnheiten bestens vertraut und fühlte sich in der Angelhütte schon fast wie zu Hause. Trotzdem war Clay überzeugt davon, dass sich der Alte für jede Wohltat, die man ihm zukommen ließ, mehr als angemessen revanchierte.
    Gleichzeitig aber war ihm nicht ganz wohl bei der Vorstellung, dass Arty so oft hier herumhing. Der alte Knabe war zwar schwer in Ordnung, aber sogar sein bester Freund müsste zugeben, dass er nicht ganz sauber war. Und als Clay Arty

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