Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen
unhöflich, sich auf meine Kosten lustig zu machen?“ fragte Clay bestürzt.
„Da schätzt du sie aber ganz falsch ein. In diesem Punkt kennt sie keine Hemmungen. Und wahrscheinlich tut sie es auch, wenn ich ihr erzähle, dass du tagelang auf Gedeih und Verderb einer liebestollen Amazone ausgeliefert …“
„So ist es nicht!“
Roan wurde wieder ernst. „Nein? Dann erzähl mir, wie diese Frau es geschafft hat, dich zu betäuben und hinter Schloss und Riegel zu halten und dich dennoch dazu gebracht hat, dass du all dem auch noch etwas abgewinnen konntest.“
„Das habe ich nie behauptet.“
„Dann hast du aber ganz schön lange gebraucht, um dich zu befreien.“
„Ich bin nicht frei“, informierte Clay ihn. „Ich gehe wieder zurück.“
Roan zog die Augenbrauen zusammen. „Du machst was?“
„Heute Nacht noch. Sobald ich mit Doc gesprochen habe.“
„Was willst du denn von Doc? Sie hat dich doch nicht etwa verletzt, oder?“
„Nein, sie hat mich nicht verletzt“, gab Clay entnervt zurück. „Ich will ihm nur ein paar Fragen stellen und ihm ein paar Sachen zeigen, die ich beim Herumkramen in Jannas Schreibtisch gefunden habe.“
„Die Untersuchungsergebnisse der Kleinen“, mutmaßte Roan und fügte, nachdem Clay genickt hatte, hinzu: „Und was genau willst du in Erfahrung bringen?“
„Zum einen, ob sie wirklich Matts Tochter ist.“
„Und?“
„Und ob sie tatsächlich so krank ist, wie Janna behauptet.“
„Kannst du das nicht selbst beurteilen?“
Clay warf ihm einen bösen Blick zu. „Kann nicht schaden, auf Nummer sicher zu gehen.“
„Und was dann?“
„Es würde helfen, wenn ich ein paar Informationen über den Arzt hätte, der die Kleine behandelt.“ Es war ein Ausweichmanöver, aber er hoffte, dass Roan es nicht merkte.
Der Sheriff zog hinter sich eine Küchenschublade auf und nahm einen Stift und einen Notizblock heraus. „Hast du einen Namen?“
„Lainey nannte ihn Dr. Bauer oder Gower, ich bin mir nicht sicher. Ich vermute, dass er als Nierenfacharzt praktiziert hat oder es immer noch tut, wahrscheinlich in New Orleans oder in Baton Rouge.“
„Das müsste eigentlich reichen“, sagte Roan, während er mehrmals mit der Spitze seines Stifts auf seine Aufzeichnungen tippte. „Sonst noch was?“
„Ich würde gern von hier aus Doc Watson anrufen und fragen, ob ich kurz noch vorbeikommen kann.“
„Du willst also heute Nacht tatsächlich wieder rüberfahren?“
„Ich muss“, erwiderte Clay mit einem verschmitzten Lächeln. „Vor dem Wecken morgen früh will ich zurück sein.“
„Immer langsam. Ich würde gern noch ein bisschen mehr über deine Gefängniswärterin hören.“
Wenn er seine Situation selbst als Gefängnis bezeichnete, war das eine Sache, entdeckte Clay, aber wenn es jemand anders tat, gefiel ihm das nicht sonderlich. „Ein andermal. Ich muss noch mal nach Hause in meine Dunkelkammer, bevor ich mich wieder auf den Weg mache.“
„Du kannst in so einer Situation an Fotos denken?“
„Die hier sind etwas ganz Besonderes.“
„Du hast sie ja nicht mehr alle“, sagte Roan leidenschaftslos. „Und was ist mit meiner Hochzeit? Gedenkst du wenigstens, dort aufzutauchen?“
Clay hob die Hand zum Schwur. „Ehrenwort.“
„Ich verlasse mich darauf“, meinte sein Cousin grimmig. „Und angenommen, diese Amazone schaut in deinem Bett nach, während du unterwegs bist?“
Clay holte tief Luft und atmete mit einem langsamen Kopfschütteln wieder aus. „Dann habe ich eben Pech gehabt. Obwohl es mir verdammt gegen den Strich gehen würde, das verpasst zu haben.“
Roan warf seinen Stift hin und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Richtig. Und jetzt hilf mir noch mal kurz auf die Sprünge. Wer war das bloß, der mir vor nicht allzu langer Zeit gesagt hat, dass ich, was eine bestimmte Frau anbelangt, keine Chance habe?“
„Du solltest keine voreiligen Schlussfolgerungen ziehen. Du weißt nicht, warum ich zurückgehe.“
„Vermutlich wegen Matt, weil du es sicher wissen musst, ob er etwas von sich selbst zurückgelassen hat.“
„Vielleicht.“
„Oder weil du so kinderlieb bist.“
Clay warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
„Oder weil du fair spielen willst? Vielleicht willst ja auch du derjenige sein, der Janna Kerr ins Bett zieht statt umgekehrt?“
„Schon möglich. Oder könnte es nicht sein, dass ich das Gefühl habe, dass sie Hilfe braucht, und zwar dringend?“
„Na, dann sag schon endlich, was ist es?“ fragte
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