Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen
ihrem Wasserglas auf und ab, ein sicherer Hinweis darauf, wie irritiert sie war. Clay antwortete so beruhigend wie er konnte: „Mit Jagen, Angeln, Fallenstellen und als Führer. Außerdem bekommt er, soweit ich weiß, ein bisschen Geld vom Staat.“
„Das ist nicht viel.“
„Arty braucht nicht viel.“ Einen Moment hielt er inne, dann fuhr er fort: „Er ist einfach nur ein Sonderling. Er würde dir nie etwas antun. Oder Lainey.“
„Kannst du mir das garantieren?“
Da er es nicht konnte, hüllte er sich in grimmiges Schweigen.
Sie lachte kurz auf. „Jetzt weißt du, warum ich ihn nicht gebeten habe, mich zu begleiten. Abgesehen davon, dass er die Pflanze nicht kennt.“
„Dann gibst du jetzt also auf?“
Der Blick, den sie ihm zuwarf, war offen, obwohl sie ihr Glas immer noch wie einen Schutzschild vor sich hielt. „Ich gebe nie auf.“
Sie meinte es ernst, und das gefiel Clay, trotz alledem.
Am Abend wartete er, bis Lainey nach allen Vorbereitungsprozeduren für die Dialyse schließlich im Bett war und Janna geduscht hatte. Als er sich sicher zu sein glaubte, dass seine Gefängniswärterin nach einem langen Nachmittag im Freien endlich schlief, befreite er sich ein weiteres Mal von seinen Fesseln. Dann schlich er mit seinen Schuhen in der Hand aus dem Haus.
Das alte Aluminiumboot am Bootssteg war einsatzbereit, da Janna es heute bereits benutzt hatte. Wenige Sekunden und ein paar Paddelschläge später war er draußen auf dem See. Nicht lange danach kletterte Clay an Bord seines eigenen Boots, das, abgeschirmt von den langen Zweigen einer alten Trauerweide, in einer kleinen Bucht hinter Artys baufälliger Hütte lag. Bei der ersten Umdrehung des Zündschlüssels fing Jenny an, leise zu brummen. Sekunden später wendete er und nahm Kurs auf Turn-Coupe.
Clay sah, dass Roan noch wach war, denn das Licht im Arbeitszimmer seines Hauses – er nannte es Dog Trot – brannte. Schnell vertäute er das Boot und ging dann die Auffahrt hinauf. Auf sein Klopfen hin öffnete Roan fast sofort und sagte: „Wird auch langsam Zeit, Cousin. Warum hat das denn so lange gedauert?“
„Gehe ich recht in der Annahme, dass du mich erwartet hast?“
„Von der Sekunde an, in der mir klar wurde, dass du irgendwo in der Nähe von Denise’ alter Angelhütte sein musst.“
Roan trat einen Schritt beiseite, um den Besucher ins Haus zu lassen. Clay nickte, als er die Küche betrat. Augenblicklich erhob sich Old Beau, Roans Bluthund, um ihn zu begrüßen. Während Clay die große Schnauze des Hundes rieb und ihn sanft an den Ohren zog, meinte er: „Die Filmdosen, richtig?“
„Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der diese Dinger in Mengen verbraucht wie andere Leute Papiertücher. Aber was soll das? Versteckst du dich vor irgendwem?“
„Wenn du mir versprichst, nicht zu lachen, erzähle ich es dir“, sagte Clay, zog sich unter dem Tisch einen Küchenstuhl hervor, drehte ihn um und setzte sich rittlings darauf.
Der Sheriff beobachtete ihn einen Moment wortlos. Dann fragte er schließlich: „Willst du was Kaltes trinken? Bier? Wasser?“
Clay lehnte ab. Roan nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und hebelte den Kronkorken ab, bevor er zum Tisch hinüberschlenderte und sich gegenüber von Clay auf einen Stuhl fallen ließ. „Es wird doch wohl nichts mit dieser blonden Amazone zu tun haben, mit der ich gesprochen habe.“
„Könnte sein.“
„Ach ja? Aber doch keine faule Sache, oder?“
Clay stützte sein Kinn auf die Lehne, während er darüber nachdachte. Schließlich meinte er: „Hängt ganz davon ab, wie man es sieht.“
„Und wie siehst du es?“
Roan konnte sehr direkt sein. Manche Menschen fühlten sich davon eingeschüchtert, aber Clay war daran gewöhnt.
„Eine krasse Fehleinschätzung vielleicht?“
„Klingt nicht gerade lustig.“
„Dachte mir schon, dass du irgendwas in der Richtung sagst“, erwiderte Clay trocken. Mehr konnte er von Roan nicht erwarten, das wusste er. Sorgsam seine Worte wählend, erzählte er seinem Cousin die ganze Geschichte.
Nachdem er geendet hatte, schaute Roan ihn lange forschend an. Dann fingen seine Augen an zu glitzern. Er presste die Lippen so fest aufeinander, bis sie nur noch ein dünner Strich waren. Trotzdem zogen sich seine Mundwinkel nach oben, und das Glitzern in seinen Augen verstärkte sich, bis er nicht mehr an sich halten konnte und lachend herausplatzte: „Warte nur, bis Tory das hört!“
„Deine Braut ist doch bestimmt nicht so
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