Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen
gab es natürlich nicht, ungeachtet seines Verhaltens von letzter Nacht oder ihres kurzen Beisammenseins am Nachmittag vorher.
„Das freut mich sehr“, sagte Regina schlicht. „Aber Sie sollten sich wirklich ein bisschen Ruhe gönnen. Stress kann seltsame Auswirkungen haben. April und ich dachten, dass Sie vielleicht jetzt, wo die Krise fast vorüber ist, ganz gern mal duschen und ein paar Stunden schlafen würden. Clay könnte Sie nach The Haven in unser Haus fahren.“
„Oder nach Chemin-a-Haut“, warf April ein.
„Ich dachte, wir fahren einfach nach Grand Point“, entgegnete Clay.
April warf ihm einen strahlenden Blick zu. „Meinst du?“
„Also wirklich“, sagte Janna im selben Moment entrüstet.
„Ganz ohne Hintergedanken, Ladys“, versicherte er, beschwörend die Hand mit der Handfläche nach außen hebend. „Ich denke nur, dass uns das Krankenhaus bei Bedarf so leichter erreichen kann.“
„Weil sie wissen, dass du interessiert bist, ich verstehe.“ Reginas Stimme war ausdruckslos und ihr Gesicht wirkte vollkommen unschuldig. Vielleicht zu unschuldig.
„Hör zu“, begann Clay.
„Ich weiß Ihre Freundlichkeit zu schätzen“, mischte sich Janna mit erhobener Stimme ein. „Aber laut Dr. Hargrove wird es vierundzwanzig Stunden dauern, bis wir ein bisschen aufatmen können. Vorher gehe ich nirgends hin und danach wahrscheinlich auch nicht.“
„Mama?“
Der klägliche Ruf, der von den Schläuchen in der Nase gedämpft wurde, kam vom Bett hinter ihr. Sofort sprang Janna auf und trat schnell ans Krankenbett ihrer Tochter. Sanft berührte sie Laineys Hand und sagte: „Hier bin ich, Schätzchen.“
„Ich hab so Durst.“
Es war eine verständliche Klage, weil die Flüssigkeitsmenge, die Lainey zugeführt wurde, strikt begrenzt war, und doch erfüllten Janna die ersten Worte, die Lainey seit vielen Stunden gesprochen hatte, mit so einem Glücksgefühl, dass ihr Tränen in die Augen schossen. „Ich will sehen, ob ich einen Eiswürfel oder so etwas bekommen kann.“
Lainey nickte, dann ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen. Als sie Clay entdeckte, huschte über ihr Gesicht ein Lächeln, das allerdings sofort wieder verblasste, da sie die Frauen neben ihm sah. Verwirrt schaute sie von einer zur anderen. „Wer ist das?“
„Diese Damen gehören zu Clays Familie“, erklärte Janna und hoffte, dass weitere Nachfragen unterblieben. Lainey konnte jetzt keine Aufregung vertragen.
„Hallo“, grüßte Regina. Während sie sprach, wanderte ihr Blick von dem schmalen Gesicht des Mädchens zu Clay und wieder zurück. „Du bist ein hübsches Mädchen, genau wie …“
„Deine Mutter“, unterbrach April sie hastig, während sie Janna einen Blick zuwarf.
„Finden Sie?“ meinte Janna ausdruckslos. Es schien fast so, als stellten sie einen Vergleich zwischen Lainey und Clay an, aber das würde bedeuten, dass sie über Laineys Herkunft Bescheid wussten. Und das konnten sie nur, wenn Clay es ihnen erzählt hatte, vielleicht bei einem Anruf, als er beim Mittagessen war, oder bei dem heimlichen Ausflug, den Arty erwähnt hatte.
Wer wusste es noch? Die Antwort auf diese Frage war entscheidend. Je mehr Leute es wussten, desto schwieriger wurde es für sie, mit Dr. Gower in Kontakt zu treten. Besonders wenn einer der Menschen, die das Geheimnis kannten, Roan Benedict, der Sheriff von Tunica Parish, war.
Lainey hatte schweigend dagelegen und Regina angeschaut, offensichtlich fasziniert von deren Halskette mit dem kunstvollen Amethystanhänger. Jetzt sagte sie: „Das ist eine schöne Kette.“
Regina legte eine Hand auf den Anhänger. „Sie gehörte Kanes Großmutter Crompton. Kanes Großvater gab sie mir, als Courtney Morgan geboren wurde.“ Ihr Lächeln bekam etwas Verschmitztes. „Ich glaube, damit wollte er mich bestechen, mit dem Kinderkriegen so lange weiterzumachen, bis er einen Enkel hat.“
„Ein Familienerbstück“, meinte Janna tonlos.
„Ja. Eines Tages wird es Courtney gehören.“
„Und in der Zwischenzeit ist es bei niemandem besser aufgehoben als bei ihr“, warf Clay ein. „Regina ist nämlich eine Expertin für alten Schmuck und handelt auch damit, inzwischen allerdings fast nur noch übers Internet.“
„Aber ich würde natürlich nie auch nur ein einziges Schmuckstück aus Kanes Familie verkaufen, denn ich will schließlich nicht aus dem Clan ausgestoßen werden“, erwiderte die rothaarige Frau mit einem tiefen Auflachen.
Janna konnte sich
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