Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen
heißen?“
„Kane und Regina, Luke und April, vielleicht sogar Tory, obwohl du ja weißt …“
„Dass in ein paar Wochen die Hochzeit ist und sie alle Hände voll zu tun hat. Ja, ich weiß.“
„Nur eine freundliche Erinnerung. Falls du nicht auftauchen solltest, könnte sie dich mit einer Pistole holen.“
„Als ob du das zulassen würdest.“
„Gelingt mir nicht immer, sie aufzuhalten. Du kennst Tory ja.“
Das tat er. Seine zukünftige angeheiratete Cousine war ebenso unberechenbar wie umwerfend. Clay mochte sie sehr, aber das hieß noch lange nicht, dass er sein Leben nach ihren Wünschen ausrichtete. Er sagte: „Ich werde da sein. Es sei denn, es kommt irgendetwas Wichtiges dazwischen, wie zum Beispiel, dass Lainey doch noch nach New Orleans gebracht werden muss.“
„Fein.“ Der Sheriff hielt einen Moment inne. „Eine Schande, dass wir nicht schon früher von Lainey wussten. Janna hätte ein bisschen Hilfe bestimmt gut gebrauchen können.“
„Ja. Aber die braucht sie, wenn alles erst vorbei ist, immer noch.“ Die Bemerkung war eine Art Test, wie weit die Familiensolidarität reichte.
„Wenn Lainey das alles erst hinter sich hat, wird sie mehr Cousins und Cousinen haben, als ihr lieb ist.“
„Sie wird es bald hinter sich haben“, erwiderte Clay. „Zumindest wenn es nach ihrem Onkel geht.“
Roan stülpte sich seinen Stetson wieder auf den Kopf, den er in der Hand gehalten hatte, dann zog er ihn so tief in die Stirn, dass seine Augen unter der Hutkrempe im Schatten lagen. „Dann ist das also der Weg?“
„So ist es.“
„Sie ist eine Benedict und wird immer eine Benedict bleiben.“
„So oder so.“ In Clays Ton schwang kein Hauch von Kompromissbereitschaft mit.
Die Sekunden zogen sich in die Länge, während Roan ihn beobachtete und Clay, die Schultern gestrafft und ohne mit der Wimper zu zucken, zurückstarrte. Dann entspannten sich Roans straffe Gesichtszüge ein wenig. „Und was ist mit ihrer Mutter?“
„Ich würde es vorziehen, wenn sie in der Nähe ist, aber wenn nicht, dann eben nicht.“ Clays Schultermuskeln waren so angespannt, dass sie sich bei seinem Schulterzucken kaum hoben.
„Ich hoffe, du weißt, was du tust.“
„Ja“, gab Clay grimmig zurück. „Das hoffe ich auch.“
14. KAPITEL
J anna hatte den Eindruck, in der vergangenen Nacht offenbar nicht zurechnungsfähig gewesen zu sein oder so mit den Nerven am Ende, dass sie keine vernünftige Entscheidung zu treffen vermocht hatte. Einen anderen Grund konnte es nicht dafür geben, dass sie Clay Benedicts Anweisung gefolgt war und sich hatte überreden lassen, Lainey hierher zu bringen. Bei Tageslicht besehen kam ihr das mehr als dumm vor. Sie hätte genauso gut einen Zeppelin anmieten können, der ein Banner hinter sich herzog, auf dem in Leuchtschrift die Ankunft ihrer an Niereninsuffizienz leidenden Tochter bekannt gegeben wurde, und zwar genau zu dem Zeitpunkt, da in der Gegend zwei Jugendliche ohne innere Organe tot aufgefunden worden waren.
Hatte sie sich dafür die ganze Zeit über im Wald versteckt? Sie hatte die Nierentransplantation für Lainey aufs Spiel gesetzt, ganz zu schweigen davon, dass sie das Risiko, eingesperrt zu werden, in Kauf genommen hatte. Und wofür? Für zwei breite Schultern und ein Paar dunkelblauer Augen? Die kurze Antwort lautete: Ja. Ja, und zwar, weil sie seit dem Tag, an dem sie Clay Benedict zum ersten Mal getroffen hatte, nicht mehr logisch denken konnte.
Janna warf ihm einen kurzen Blick zu. Er saß auf dem einzigen Stuhl im Raum, während sie es sich auf dem kleinen Sofa bequem gemacht hatte, das bei Bedarf zu einem Bett umfunktioniert werden konnte. Auf seinen eingefallenen Wangen schimmerte ein Bartschatten, seine Haare waren zerrauft, und er trug immer noch das schwarze T-Shirt, das er sich in aller Eile übergezogen hatte, dazu Jeans und Laufschuhe ohne Socken. Dennoch wirkte er bereit und in der Lage, die Welt neu zu ordnen, falls es notwendig werden sollte.
Es war nicht fair.
Als ob er ihren Blick auf sich gespürt hätte, wandte er jetzt den Kopf. Ihre Augen trafen sich für einen nicht enden wollenden Moment. Schließlich riss sie ihren Blick los und schaute zur Seite.
Natürlich war sie Clay für alles, was er getan hatte, dankbar. Es war durchaus möglich, dass er Lainey in dieser Situation das Leben gerettet hatte. Doch wozu sollte das gut gewesen sein, wenn ihre Tochter am Ende trotzdem sterben musste?
Aber heute würde es nicht mehr geschehen,
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