Der Berg Der Abenteuer
wird uns gar nicht glauben wollen, wenn wir ihm das alles erzählen.«
Die Kinder beendeten das unterbrochene Mahl. Niemand störte sie mehr. Aus dem Schlafzimmer des Königs drang kein Ton. Vielleicht hatte er sich zu Bett gelegt, oder er war in die unheimliche Grube mit der farbigen Masse gegangen. Die Kinder beschlossen, niemals wieder dorthin zu gehen.
»Was sollen wir jetzt machen?« fragte Jack schließlich.
»Kannst du nicht etwas vorschlagen, Schneelein? Kiki, jetzt hast du aber wirklich genug Pfirsiche gefressen.«
»Armer Polly«, sagte Kiki traurig und wischte den Schnabel sorgfältig am Tischtuch ab.
»Da kommt jemand!« rief Lucy plötzlich leise. »Versteckt euch, schnell!«
Dina sprang auf. »Kommt hinter die Wandvorhänge!«
Die anderen folgten ihr und schlüpften mit klopfendem Herzen hinter die losen Vorhänge.
Kaum waren sie verschwunden, als zwei Japaner das Zimmer betraten, um den Tisch abzuräumen. Sie schwatzten lebhaft miteinander. Offenbar waren sie überrascht, daß so viel von den Speisen gegessen worden war.
Die Kinder hörten die kleinen Füße der Japaner hin und her eilen. Plötzlich ertönte ein lauter Ausruf, den sie nicht verstanden. Was mochte vorgefallen sein? Sie horchten mit angehaltenem Atem. Kiki saß stumm und verwirrt auf Jacks Schulter.
Da schrie Lucy laut auf. Einer der Japaner hatte ihre Füße unter dem Vorhang entdeckt und hielt sie fest. »Hilfe! Hilfe!« schrie das Mädchen in Todesangst. Jack und Philipp stürzten hinter den Vorhängen hervor.
Auf dem Gipfel
Die beiden Japaner hielten die laut schreiende Lucy fest. Jack und Philipp eilten ihr sofort zu Hilfe. Aber zur ihrer Überraschung wurden sie mit einer solchen Leichtigkeit zurückgeworfen, als wären sie Federn. Ein kleiner Griff der Männer, und schon lagen sie der Länge nach auf dem Boden.
Im Nu waren sie wieder auf den Beinen. Aber diesmal wandte einer der Japaner einen anderen Griff an. Philipp flog in hohem Bogen über seinen Kopf hinweg und landete mitten auf dem Tisch, so daß die Teller in die Höhe sprangen. Es entstand ein großer Tumult. Die Kinder riefen und schrien durcheinander, das Geschirr fiel klirrend zu Boden. Kiki flog kreischend durch die Luft. Er versuchte die Männer anzugreifen, wurde jedoch von ihnen abgewehrt.
Plötzlich erschienen vier weitere Japaner auf der Bildfläche. Da gaben die Kinder den Widerstand auf und ließen sich gefangennehmen. Kiki ergriff, immer noch kreischend, die Flucht. Schneelein war verschwunden.
Die vier Kinder wurden in einen anderen Raum geführt, der lange nicht so reich ausgestattet war wie die Räume des Königs. Einfache Teppiche bedeckten die Wände. An der Decke sah man die kahlen Felsen.
Lucy schluchzte herzerweichend, Dina sah sehr blaß aus. Die Jungens setzten trotzige Gesichter auf. Alle vier mußten sich in einer Reihe an der Wand aufstellen. Philipp versuchte, durch einen Griff in die Tasche festzustellen, ob die Blindschleiche bei der Balgerei nicht verletzt worden war. Blindie Glitzel gefiel das Leben in dem Berg gar nicht. Sie war sehr träge geworden, wollte Philipp aber doch nicht verlassen. Auch jetzt lag sie ruhig zusammengerollt in ihrem Winkel. Philipp dachte an Schneelein und Kiki. Es war doch sonst nicht Kikis Art, so schnell die Flucht zu ergreifen. Er mußte sich sehr erschreckt haben. Vielleicht war er von einem Teller getroffen worden, als das Geschirr durch die Luft flog.
Nach kurzer Zeit betraten Mejer und Morlik, die beiden
»Ratgeber« des Königs, das Zimmer. Mejer machte ein finsteres Gesicht und durchbohrte die Kinder mit seinen Blicken.
»Soso, ihr seid also vier. Drei von euch kamen wohl hierher, um diesen Jungen zu befreien, wie? Ihr dachtet es euch wohl furchtbar einfach, von hier zu entkommen.
Und dann war es doch nicht so einfach, wie?« Ein böses Lächeln verzerrte sein Raubvogelgesicht.
Die Kinder schwiegen. »Woher wußtet ihr, wie man die Strickleiter herunterläßt?« Mejer stieß die Frage so heftig hervor, daß die Kinder zusammenzuckten. »Wer hat euch gezeigt, wie man das macht? Nun?«
Als er noch immer keine Antwort bekam, verengten sich seine Augen zu schmalen Schlitzen. Den Mädchen wurde unbehaglich zumute. Wie schrecklich dieser Mensch aussah!
»Ich habe euch etwas gefragt«, sagte er übertrieben langsam und deutlich. »Du da, antworte mir!« Er fuhr auf Jack los.
»Ich habe meinen Grips angestrengt«, antwortete Jack kühl.
»Kennt sonst noch jemand den Eingang?« fragte Morlik
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