Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
starrköpfiger und rechthaberischer Cowboy, der einer langen Linie von starrköpfigen und rechthaberischen Cowboys entstammte, entschied er sich für Letzteres. Er glaubte nicht, dass sie tatsächlich aus Parable wegziehen würde. Jeder hier wusste, sie beide gehörten zusammen. Doch dann verließ sie ihr Zuhause, ging mit Jeffrey weg und kehrte eben nicht nach kurzer Zeit zurück, wie Hutch es sich ständig eingeredet hatte.
Seitdem hatte es immer wieder Momente gegeben, in denen er sich gefragt hatte, wie es dazu hatte kommen können - so wie gerade jetzt. Er stand mit geschlossenen Augen in der Küche und ließ die Erinnerungen Revue passieren.
Drei Tage nach der Hochzeit in Vegas hatte Kendra ihn angerufen, und selbst da hätte er am liebsten zu ihr gesagt: „Das ist verkehrt. Komm zurück nach Hause.“ Aber er war viel zu stolz gewesen und hatte „Lady Chamberlain“ alles Gute gewünscht und dann voller Wut den Hörer auf die Gabel geknallt.
Danach waren sie sich ein paar Mal begegnet, insbesondere in der Zeit, nachdem sich Chamberlain praktisch aus seiner Ehe freigekauft und den Großen Teich überquert hatte, um wieder den Lebensstil eines englischen Adligen zu pflegen. Kendra war in Parable geblieben, ganz allein in dem Herrenhaus an der Rodeo Road, das die Dimensionen eines mittleren Hotels aufwies.
So klein, wie Parable war, blieb es gar nicht aus, dass sie sich von Zeit zu Zeit über den Weg liefen. Ein paar Mal waren sie beide sogar dicht davor gewesen, sich wieder zu vertragen und einen Neuanfang zu versuchen, doch es kam immer irgendetwas dazwischen, was vermutlich damit zusammenhing, dass keiner von ihnen bereit war, dem jeweils anderen ernsthaft zu vertrauen.
Letzten Samstag am Esstisch in Joslyns lauter Küche waren sie höflich miteinander umgegangen, doch Kendra hatte auf ihn den Eindruck gemacht, als wollte sie jeden Moment aus der Haut fahren. Kaum hatten sie aufgegessen und Geschirr und Besteck in die Spülmaschine sortiert, war sie mit ihrem Mädchen aufgebrochen und in ihrem praktischen Mommy-Van nach Hause gefahren. Was war nur aus dem kleinen BMW-Cabrio geworden, das sie früher gefahren hatte?
„Sie hat nicht damit gerechnet, dir heute hier zu begegnen“, hatte Joslyn zu ihm gesagt und seine Hand berührt, nachdem Kendra sich mit dem Kind auf den Weg gemacht hatte.
Hutch hatte seinem Halbbruder daraufhin einen wütenden Blick zugeworfen. „Ich kann mir gut vorstellen, wie sie sich gefühlt haben muss.“
Aber Slade hatte ihn einfach nur von oben herab angesehen.
Dieses Essen war nur noch eine ferne Erinnerung, und nach einem langen schweißtreibenden Arbeitstag im Staub stand Hutch nun in seiner lachhaft großen Küche. Er versuchte sich darauf zu konzentrieren, sich irgendetwas zum Abendessen zuzubereiten, aber keines der wenigen potenziellen Wissenschaftsexperimente im Kühlschrank vermochte ihn anzusprechen. So wenig, wie ihn sein allzu leeres Haus ansprach, in dem es eigentlich von lärmenden Kindern und geretteten Hunden aus dem Tierheim nur so wimmeln sollte. Niemand machte Lärm, niemand rannte durch die Zimmer und Gänge, stattdessen war alles stumm und kalt und leer.
Seufzend fuhr er sich durchs Haar und schloss die Kühlschranktür. Er ging nach oben, duschte und zog eine saubere Jeans, ein weißes Hemd und seine besten Stiefel an. Er hatte sich jetzt verdammt noch mal lange genug versteckt, und er hatte die Nase voll davon, darauf zu achten, ja von niemandem gesehen zu werden.
Stattdessen würde er jetzt einen seiner Trucks nehmen, nach Parable zum Butter Biscuit Café fahren, sich auf einen Hocker an der Theke setzen und wie üblich Cheeseburger, Pommes und einen Milkshake bestellen. Und was die Fragen und abschätzigen Blicke anging, die er bestimmt ernten würde, dachte er nur: Traut euch nur. Kommt ruhig her.
Eine Woche hatte Kendra Zeit gehabt, um die Begegnung mit Hutch am letzten Samstagabend zu verarbeiten, und zum größten Teil war es ihr auch schon gelungen.
Aber eben nur zum größten Teil.
Schließlich hatte sie ja auch andere Dinge zu erledigen. An erster Stelle stand der Umzug ihres Maklerbüros aus dem Herrenhaus an der Rodeo Road in das kleine Ladenlokal nahe dem Butter Biscuit Café. Dann hatte sie Madison in der ganzjährig geöffneten Kindertagesstätte mit Vorschule angemeldet und parallel Ausschau gehalten nach einem gemütlichen Haus mit zwei Schlafzimmern, das nicht zu weit von Parable entfernt lag.
In einer Stadt wie dieser waren
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