Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
anderen Makler zu beauftragen“, erklärte er ohne Vorrede. In seinen Augen war ein zorniges Funkeln zu sehen.
Kendra schloss die Ladentür auf und dirigierte Daisy nach drinnen, die sofort unter dem Schreibtisch Zuflucht suchte, an dem üblicherweise Joslyn saß.
„Das ist Ihr gutes Recht“, erwiderte sie in kühlem Tonfall, stellte die Handtasche auf den Tisch und suchte den Vertrag heraus, den McQuillan tags zuvor unterschrieben hatte.
Der Deputy nahm das Dokument entgegen, riss es einmal in der Mitte durch und warf es auf ihren Schreibtisch. Dann machte er kehrt, ging mit stampfenden Schritten nach draußen und warf die Tür hinter sich zu.
„Das ist ja hervorragend gelaufen“, sagte Kendra missmutig zu Daisy, die eben unter Joslyns Schreibtisch hervorkam, da die Luft jetzt wieder rein war.
Die folgende Stunde verbrachte Kendra mit Routinearbeiten, bearbeitete die eingegangenen E-Mails, erledigte Telefonate und suchte im Internet nach Haus- und Grundstückseigentümern, die auf eigene Faust ihre Immobilie verkaufen wollten. Dabei wurde sie jedoch nicht fündig, und sie spielte bereits mit dem Gedanken, den Laden abzuschließen und für den Rest des Tages blauzumachen, da bekam sie unerwartet Besuch von Walker Parrish.
Daisy lief sofort zu ihm, und er beugte sich lachend vor, um die Hündin hinter den Ohren zu kraulen.
„Meine Bekannte hat sich überlegt, dass sie sich Ihr Haus persönlich ansehen möchte“, sagte er zu Kendra, die einmal mehr feststellen musste, dass er wirklich sehr attraktiv war, und sich dann wunderte, dass er bei ihr dennoch keinerlei körperliche Reaktion hervorrief. „Bis nach dem 4. Juli ist Casey mit ihrer Band auf Tour, aber sie sagt, sie könnte Ende nächster Woche kurz herkommen.“
„Casey? Doch nicht Casey Elder?“, fragte Kendra und hielt gespannt den Atem an. Ihre Arbeit hatte sie schon einige Male mit Promis in Kontakt gebracht, und sie war normalerweise nicht der Typ, der beim Anblick eines Stars dahinschmolz. Aber Casey Elder war nun mal einer der wichtigsten Namen in der Country-Szene, und Kendra war ein Fan ihrer Musik.
„Ähm …“, stammelte Walker betreten. „Ja, Casey Elder. Allerdings hätte ich ihren Namen gar nicht erwähnen sollen.“
„Ihr Geheimnis ist bei mir sicher“, beruhigte sie ihn. „Aber in dem Moment, in dem Ms Elder hier in Parable auftaucht, wird es jeder wissen. Immerhin ist sie ein echter Superstar.“
Walker lachte leise. „Sie hatte schon mit dem Gedanken gespielt, sich zu verkleiden.“
„Dann schlage ich eine Hornbrille und einen dichten schwarzen Schnauzbart vor, damit man sie für Groucho Marx hält“, scherzte sie, wurde dann aber gleich wieder ernst. „Es muss schwierig sein, wenn man überall so schnell wiedererkannt wird.“
„Ach, Casey kommt mit dem Ruhm ganz gut zurecht“, sagte Walker, während sich Daisy hinsetzte und ihn voller Bewunderung betrachtete. „Außerdem habe ich ihr versichert, dass sie hier zwar viele Fans hat, dass man sie aber nicht die ganze Zeit über belagern wird.“
Dieses Versprechen würde er auch halten können. Natürlich würden die Leute anfangs neugierig sein, aber wenn sie sich entschied, auf Dauer ein Teil dieser Gemeinde zu werden, dann würde man sie mit Selbstgebackenem begrüßen und sie zum Abendessen einladen, so wie man es mit jedem anderen auch machte, der sich hier in Parable niederließ.
„Dann haben ihr also die Fotos gefallen, die Sie bei der Führung durch das Haus gemacht haben?“, hakte Kendra nach und fragte sich, in welchem Verhältnis Walker und Casey zueinander standen. Aber dann sagte sie sich, dass sie das nichts anging, und sie würde auch nicht auf dieses Thema zu sprechen kommen.
„Ja, die haben ihr gefallen“, antwortete Walker und machte den Eindruck, noch etwas ergänzen zu wollen, aber sich nicht darüber im Klaren zu sein, ob er das wirklich machen sollte.
„Haben Sie ihr den Kaufpreis genannt?“
„Sie hat nicht mal mit der Wimper gezuckt“, ließ er sie wissen. Der eigenartige Gesichtsausdruck war noch immer da.
„Walker“, überwand sie sich schließlich. „Was ist los?“
„Casey ist aus Dallas“, erklärte er nur widerwillig. „Ich weiß nicht, ob ihr tatsächlich klar ist, was es heißt, in einer Kleinstadt zu leben, auch wenn sie ständig Lieder über dieses Leben schreibt und aufnimmt.“
Schweigend verschränkte sie die Arme vor der Brust, legte den Kopf ein wenig schräg und musterte den Mann. Worauf wollte er
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