Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
Slades Bestellung auf, der das Gleiche haben wollte wie Boone und Hutch. Nachdem sie in Richtung Küche verschwunden war, fragte Boone verwundert: „Shea? Die ist doch ein richtig braves Kind. Soweit ich weiß, hat sie noch nie irgendwelchen Ärger gehabt.“
Seufzend fuhr sich Slade durchs Haar und wirkte dabei, als müsste er irgendwelchen Ärger runterschlucken. „Sie ist ein braves Kind“, stimmte er ihm zu. „Aber sie ist auch normal.“
„Ich kann dir nicht folgen“, gab Boone zurück, der seine Pfannkuchen herunterschlang, als fürchte er, jemand könnte sie ihm wegnehmen. Wenn man ihn so sah, konnte man den Eindruck bekommen, dass er seit einer Woche nichts mehr gegessen hatte.
Hutch fragte sich, ob Shea vielleicht seit Neustem einen Freund hatte, was den Beschützerinstinkt ihres Stiefvaters geweckt haben könnte. Aber ihn ging dieses Thema nichts an, also würde er auch keine Fragen dazu stellen. Stattdessen widmete er sich weiter seinem Frühstück.
„In ein paar Tagen haben wir den 4. Juli“, sagte Slade zu Boone. „Du weißt, wie das läuft. Sobald das Feuerwerk abgefeuert wird, klettern immer ein paar Kinder rauf auf den Wasserturm, um besser sehen zu können. Joslyn hat gehört, wie Shea mit einer Freundin genau darüber am Telefon gesprochen hat.“
Hutch zuckte leicht zusammen, als der Wasserturm erwähnt wurde, aber weder Boone noch Slade bekamen davon etwas mit, weil sie mit ihren eigenen Sorgen genug zu tun hatten. Ihm konnte das nur recht sein.
„Und jetzt glaubst du, sie wird mit ihren Freundinnen auf den Turm klettern?“, fragte Boone, der auf einmal leicht amüsiert klang.
„Joslyn und ich, wir beide haben sie darauf angesprochen, aber sie sagt, so was Dummes würde sie nicht machen“, antwortete Slade. „Aber …“
„Auf den Wasserturm zu steigen, ist zwar gefährlich“, stimmte Boone ihm in einem etwas versöhnlicheren Tonfall bei, „aber du weißt, es ist nicht verboten.“
„Könntest du am Samstagabend nicht einen Deputy da platzieren?“, schlug Slade vor, „damit der die Augen offen hält?“
Boone war sein ehrliches Bedauern anzusehen, als er in einer hilflosen Geste die Hände spreizte. „Die Antwort darauf solltest du dir selbst geben können, Slade. Du weißt, ich habe nicht so viele Leute. Und die Deputys, die ich habe, brauche ich, damit bei den Feierlichkeiten alles in geordneten Bahnen verläuft. Nach dem Rodeo sind die Leute richtig aufgeheizt, und wenn sie dann noch ein paar Attraktionen auf der Kirmes mitmachen und noch ein paar Bier trinken, dann genügt schon irgendeine Kleinigkeit, und man geht sich gegenseitig an den Kragen.“
„Ach, verdammt, Boone“, hielt Slade dagegen, gerade als Essie ihm seine Bestellung brachte. „Wenn von dem verdammten Turm ein Kind runterfällt, kann es sich das Genick brechen! Ich dachte, die Polizei ist unser ‚Freund und Helfer‘.“
„Ich kann mich nicht vierteilen, um überall zu sein“, machte Boone ihm klar. „Und meine Deputys können das auch nicht. Ich kann dir höchstens versprechen, dass einer von ihnen ab und zu am Wasserturm vorbeifährt und nach dem Rechten sieht.“
Slade sank ein wenig in sich zusammen. „Dann werde ich mich eben selbst da hinstellen und aufpassen. Auf jeden Fall während des Feuerwerks.“
Daraufhin hob Boone seine Hand und zeigte mit der Gabel auf Slade. „Du bist hier nicht mehr der Sheriff, und du bist auch keiner meiner Deputys. Du kannst gern Shea im Auge behalten, wenn du dich dann besser fühlst. Ob die anderen Eltern sich auch so um ihre Kinder sorgen, soll nicht dein Problem sein. Dass dieser Turm eine Gefahr darstellt, daran gibt es gar keinen Zweifel. Aber seit einem halben Jahrhundert oder noch länger klettern Kinder auf den Wasserturm, und noch nie ist eines von ihnen kopfüber abgestürzt. Stimmt‘s?“
„Es gibt für alles ein erstes Mal“, gab Slade mürrisch zurück und widmete sich seinen Pfannkuchen.
Hutch vermied es, die simpelste Lösung - ein Abriss des alten Wasserturms - anzusprechen, weil sich seit Jahrzehnten schon einflussreichere Leute als er genau dafür eingesetzt hatten. Außerdem hatte er keine Lust, Slade an diesen demütigenden Nachmittag zu erinnern, als sie beide noch Kinder gewesen waren und er es fast nicht mehr geschafft hatte, wieder nach unten zu klettern.
Zu Hutchs Erleichterung schlug die Unterhaltung eine andere Richtung ein, da Slade Boone fragte, wie lange denn die Jungs bei ihm bleiben würden.
„Bis
Weitere Kostenlose Bücher