Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
eigentlich hinaus?
„Casey und ich …“, begann er, hielt inne und räusperte sich. „Wir haben eine … eine etwas komplizierte Beziehung.“
Hatte ich doch richtig getippt, dachte sie und triumphierte innerlich. Die zwei sind nicht bloß befreundet.
„Sie müssen mir das nicht erklären“, betonte sie sofort.
Aber Walker schien entschlossen zu sein, weiterzureden. „Wir waren nie verheiratet, wir waren eigentlich noch nicht mal richtig zusammen … aber …“ Er unterbrach sich und schluckte. „Trotzdem … bin ich der Vater von Caseys Kindern.“
Kendra bekam vor Staunen kaum den Mund zu. Dabei war sie gar nicht so verblüfft über das, was er gesagt hatte, sondern vielmehr darüber, dass er ihr so etwas überhaupt anvertraute. „Ich weiß nicht …“, begann sie eine Erwiderung, weiter kam sie jedoch nicht, da sie gar keine Ahnung hatte, was sie überhaupt dazu sagen sollte.
„Die Kinder wissen bis heute nichts davon“, fuhr er fort. „Casey und ich wollen es ihnen schonend beibringen, wenn sie sich erst mal hier eingelebt haben.“
„Dann ist es also ein Geheimnis“, sagte Kendra leise.
Walker nickte, fuhr sich durchs Haar und schlug sich einmal kurz seinen Hut gegen den Oberschenkel. „Niemand sonst weiß davon“, fügte er hinzu. „Nicht mal Brylee.“
„Und … warum erzählen Sie es mir?“
„Das kann ich mir selbst nicht erklären“, gestand er ihr und stand verunsichert da, was schon ein seltsames Bild war, wo er doch sonst immer so viel Selbstbewusstsein ausstrahlte.
„Ich werde schweigen wie ein Grab“, versprach sie ihm.
Walker lächelte sie dankbar und sichtlich erleichtert an. „Vielen Dank“, sagte er. „Casey wird sich in Kürze bei Ihnen melden, um einen Termin für das Haus zu vereinbaren.“
„Gut. Ich hoffe, es gefällt ihr.“
„Das hoffe ich auch“, erwiderte Walker in einem Tonfall, der für Kendra schon etwas Sehnsüchtiges an sich hatte.
Dann aber schüttelte sie sich innerlich, um sich von diesem romantischen Gedanken zu befreien. Seit Hutch sie am Whisper Creek geküsst hatte, neigte sie dazu, viel zu häufig und zu ausgiebig über die Liebe nachzudenken.
Walker ging zur Tür, während sie sich wieder an ihren Schreibtisch setzte. Zum Abschied lächelte er ihr über seine Schulter zu.
„Sehr interessant“, sagte sie zu Daisy, nachdem er gegangen war. Die Hündin zog sich unter Joslyns Schreibtisch zurück, und wenig später war von ihr nur noch ein leises Schnarchen zu vernehmen.
Kendra hätte am liebsten sofort zum Hörer gegriffen und Joslyn und Tara angerufen, um sie zu fragen, ob sie etwas Näheres über Walker und Casey Elder wussten, doch natürlich tat sie es nicht. Schließlich hatte sie ihm versprochen, kein Wort zu verraten, und wenn es eine Sache gab, an die Kendra Shepherd unverrückbar glaubte, dann die, dass man Versprechen immer hielt.
15. KAPITEL
Der Samstagmorgen traf auf die Minute genau ein, auch wenn Madison davon überzeugt gewesen war, dass er auf jeden Fall verschoben werden, vielleicht sogar ganz ausfallen würde.
Es war ein warmer, sonniger Morgen, der Himmel war so blau, dass Kendras Herz bei diesem Anblick von wehmütigen Stichen geplagt wurde. Sie stand an der Spüle, die Hände in das heiße Wasser getaucht, und sah durch das Fenster gleich vor ihr nach draußen sah. Ihrer Meinung nach rechtfertigten zwei kleine Schüsseln, ein paar Löffel und ein benutzter Kochtopf nicht, die Spülmaschine zu benutzen. Außerdem hatten ihre unruhigen Hände so wenigstens etwas zu tun.
Inzwischen war es ein paar Tage her, seit sie Hutch das letzte Mal gesehen hatte. Er hatte einmal angerufen, um mit ihr zu verabreden, wann er sie zum Rodeo abholen sollte. Sie hatten sich auf halb zwölf geeinigt.
Bei seinem Anruf hatte er sich fast ein wenig schüchtern angehört, aber das war wahrscheinlich nur ein Täuschungsmanöver gewesen, denn eines war dieser heißblütige Cowboy Hutch Carmody ganz bestimmt nicht: schüchtern.
Sie hatte wie beiläufig erwidert, die Uhrzeit sei okay. Aber ihre Gelassenheit war nur gespielt gewesen, denn in Wahrheit hatte sie zu ihrer großen Verärgerung seit diesem Moment jede freie Minute damit verbracht, darüber nachzudenken, ob das jetzt wohl ein richtiges Date wäre oder ob sie nur einen gemeinsamen Ausflug unternahmen, da ja Madison mit von der Partie sein würde. Die Kleiderfragen war hingegen relativ leicht gewesen: Langärmliges T-Shirt, Jeans und Turnschuhe sollten für sie und Madison
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