Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
genügen.
Aber was ist mit meinen Haaren? ging es ihr durch den Kopf. Und sollte sie sich schminken? Sie wollte sich natürlich von ihrer besten Seite präsentieren, aber auch wieder nicht den Eindruck erwecken, dass sie sich mit Hutch davonstehlen und auf die Bergwiese zurückziehen wollte.
War sie eine Rabenmutter, wenn sie über so etwas auch nur nachdachte ? Madison litt unter Trennungsangst, auch wenn sie sich in ihrer Umgebung - also vor allem im neuen Haus und in der Vorschule - mit jedem Tag ein wenig sicherer fühlte, und es gab ohnehin nur wenige Menschen, denen sie ihre Tochter anvertrauen würde: Joslyn, Tara und natürlich Opal. Aber die hatten alle ganz sicher schon etwas vor, und wenn sie eine von ihnen bitten würde, eine Weile auf Madison aufzupassen, dann würden sie alle drei sofort wissen, wohin sie sich zurückziehen wollte - und auch mit wem .
Hinter ihr schlurften Madison und Daisy über den Linoleumboden, Madison lachte ausgelassen, Daisy bellte übermütig und damit ganz so wie immer, wenn die beiden miteinander spielten.
Kendra zog den Stopfen, damit das Wasser aus dem Spülbecken ablaufen konnte, dann spülte sie die Hände ab, trocknete sie an ihrer geblümten Schürze und drehte sich zu Kind und Hund um. Laut genug, um auch gehört zu werden, rief sie dann: „Wir sollten uns jetzt besser auf den Weg machen. Wir wollen ja Daisy erst noch zu Tara fahren und dann rechtzeitig zurück sein, wenn Mr Hutch uns abholen kommt.“
Es war Taras Vorschlag gewesen, Daisy bei ihr übernachten zu lassen. Sie wohnte weiter draußen auf dem Land und damit recht weit vom Feuerwerk, sodass es dort nicht so laut und für die Hündin womöglich beängstigend sein konnte. Außerdem hatte sie ja Lucy, und so konnten sich die beiden Hunde gegenseitig Gesellschaft leisten. Am Morgen konnte Tara ihr die Hündin dann nach Hause bringen, oder Kendra kam sie auf der Hühnerfarm abholen, je nachdem, was ihr lieber war.
Madison nickte so eifrig, dass Kendra fast schon befürchtete, ihr könnte davon schwindlig werden. Die Kleine platzte ohnehin vor Freude: neue Stiefel und ein ganzer Tag mit Hutch Carmody - konnte so was überhaupt noch gesteigert werden? Seitdem sie gefrühstückt hatten, war Madison nicht mehr ruhig gewesen, da sie nicht wusste, wie sie die Zeit überbrücken sollte, bis sie sich endlich auf den Weg machen konnten.
Dabei war es nicht so einfach zu sagen, was bei ihr die größte Begeisterung auslöste: dass sie endlich die versprochenen Cowgirl-Stiefel bekommen würde, dass sie Hutch erleben konnte, wie der auf einem Bullen ritt, dass sie die Kirmesattraktionen zu sehen bekam oder dass es ein Feuerwerk geben würde. Das war allerdings frühestens für zehn Uhr angesetzt, weil erst dann der Himmel dunkel genug war, um das brillante Lichtspektakel richtig genießen zu können.
Als sie alle in Kendras Volvo saßen und losfahren konnten, ging ihr nicht zum ersten Mal die Erkenntnis durch den Kopf, dass es für Madison ein sehr langer Tag werden sollte. Unwillkürlich biss sie sich auf die Unterlippe, bevor sie rückwärts aus der Auffahrt fuhr und sich in den fließenden Verkehr einfädelte. Für sie selbst würde das allerdings auch ein langer Tag werden, würde sie doch die meiste Zeit Hutch an ihrer Seite haben. Worüber sollten sie bloß reden, wenn sie sich erst mal begrüßt hatten? Ganz sicher nicht über alte Zeiten - weißt du noch, wie toll der Sex damals war? -, so viel war klar, doch das Problem an der Gegenwart war, dass es kaum Themen gab, über die sie beide sich unterhalten konnten.
Und was sollte sein, wenn sie ständig an diesen leidenschaftlichen Kuss neulich abends am Whisper Creek denken musste? Sie wäre dann in einem Zustand der Dauererregung, der sie bis zum Abend sicher verglühen lassen würde.
„Können wir beim Rodeo für Daisy ein Geschenk kaufen?“, wollte Madison wissen, als sie bereits seit einer Weile auf dem Weg zu Tara waren. „Und auch für Leviticus und Lucy?“
Kendra wusste, ihr kleines Mädchen machte sich Sorgen, die Hunde könnten sich einsam fühlen und Angst bekommen. „Ich glaube, das ist eine gute Idee“, erwiderte sie lächelnd. „Weißt du was? Wenn wir uns für deine Stiefel umsehen, dann halten wir Ausschau, ob wir was finden, was den Hunden gefallen könnte.“ Sofort jubelte Madison, was Daisy zum Anlass nahm, wieder ausgelassen zu bellen.
Als sie bei Tara vorfuhren, kam die gerade aus dem großen Hühnerstall. Sie trug
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