Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
Suche nach einem Hund begaben.
Aber wie üblich schien das Universum keine Rücksicht auf ihre Pläne zu nehmen.
Sie schloss das Gartentor hinter sich und folgte Martie über die Veranda zur Haustür.
Die junge Retriever-Hündin schien wirklich schon auf sie zu warten, denn sie saß mit einer roten Schleife um den Hals kerzengerade auf dem Teppich im winzigen Flur. Der hoffnungsvolle Ausdruck in den schokoladenbraunen Augen ließ Kendra augenblicklich dahinschmelzen.
Madison dagegen stemmte die Hände in die Hüften, neigte den Kopf und musterte das hellbeige Fellknäuel.
Mit einem Ausdruck, den man beinahe als Lächeln bezeichnen konnte, erhob die Hündin sich und ging auf Madison zu. Wo bist du denn nur gewesen? schien das Tier zu fragen. Wir wollten doch zusammen spielen .
Langsam drehte sich Madison zu Kendra um. „Sie ist so schön“, sagte sie ehrfürchtig, so als hätte sie noch nie einen anderen Hund wie diesen gesehen.
„Ja, sehr schön sogar“, stimmte Kendra ihr zu und spürte, dass sie einen Kloß im Hals hatte. Sie erkannte in Madison so viel von sich selbst wieder, dass sie sich immer wieder bremsen musste. Madison war Madison, und Kendra könnte keinen größeren Fehler begehen, als ihre Tochter als Vorwand zu benutzen, um sich ihre eigenen Kindheitssehnsüchte nachträglich zu erfüllen.
Martie besaß langjährige Erfahrung darin, verstoßene Tiere in Familien unterzubringen, in denen sie geliebt wurden. Deshalb stand sie jetzt nur da und wartete schweigend ab. Sie glaubte daran, dass die Dinge sich in ihrem eigenen Tempo entwickeln mussten, was nach Kendras Meinung gar keine so üble Einstellung war, auch wenn sie selbst noch weit davon entfernt war, selber so zu denken.
Als kleines Mädchen hatte sie um jeden winzigen Funken Aufmerksamkeit vonseiten ihrer Großmutter kämpfen müssen. In ihrem Beruf war sie regelrecht besessen davon, Erfolg zu haben, weil sie davon überzeugt war, dass sich nichts Gutes ereignen würde, wenn sie nicht selbst dafür sorgte.
Aber nachdem nun Madison in ihr Leben getreten war, gab es einen Grund, ein paar Dinge zu ändern. Vor allem lernte sie langsam, das zu schätzen, was sie hatte, anstatt immer nur nach noch mehr zu streben.
Madison sah sie immer noch an. „Können wir sie mitnehmen, Mommy?“, fragte sie und hoffte unüberhörbar auf ein Ja als Antwort. „Bitte! Können wir sie Daisy nennen?“
Kendra kämpfte mit den Tränen, als sie sich neben ihre Tochter kniete, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein. „Ich dachte, du wolltest sie Emma nennen.“
„Daisy ist keine Emma“, gab sie kopfschüttelnd zurück. „Sie ist eine Daisy.“
Kendra legte ihrer Tochter locker einen Arm um die Schultern. „Okay“, sagte sie mit sanfter Stimme. „Dann soll sie Daisy heißen.“
„Dann kann sie mit uns mitkommen?“, hakte Madison nach und sah Kendra mit großen Augen an. Sie konnte ihre Freude kaum noch bändigen.
„Na ja, erst müssen noch ein paar Dinge erledigt werden.“ Kendra stand auf und drehte sich zu Martie um. Eine Hand ließ sie auf Madisons Kopf liegen.
„Geimpft ist Daisy bereits“, sagte Martie. „Und Sie, Kendra Shepherd, kannte ich schon, als Sie noch so klein waren wie Ihre Tochter. Ich weiß, diese Hündin wird es bei Ihnen gut haben. Nur darauf kommt es an.“
Vermutlich erinnerte sich die Frau an die Gelegenheiten, bei denen Kendra hierher ins Tierheim gekommen war. Sie war damals die jüngste freiwillige Helferin gewesen, sie hatte die Boxen sauber gemacht, Wassernäpfe aufgefüllt und dafür gesorgt, dass jedem Tier ein paar Streicheleinheiten und ein paar nette Worte zuteilwurden.
„Sie kriegen auch einen kostenlosen Besuch beim Tierarzt dazu“, sprach Martie weiter, als müsste Kendra erst noch überredet werden, dabei war die Entscheidung längst gefallen.
Madison strahlte über das ganze Gesicht. „Dann nehmen wir Daisy jetzt sofort mit nach Hause“, rief sie überglücklich, woraufhin Kendra und Martie zu lachen begannen.
„Erst müssen wir noch ein paar Formulare ausfüllen“, erklärte die ältere Frau. „Bring Daisy mit in mein Büro, dann könnt ihr zwei euch schon mal beschnuppern, während deine Mom und ich den Papierkram erledigen.“
Zwar machte Madison den Eindruck, als würde sie am liebsten mit Daisy von hier verschwinden und nach Hause laufen, damit die Erwachsenen es sich nicht noch im letzten Moment anders überlegten, aber sie nickte pflichtbewusst. „Okay“, sagte sie und streichelte
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