Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
Erdnussbutter und Marmelade zu schmieren. Kendra goss Milch in zwei Gläser, dann setzten sie sich an den Tisch. Daisy legte sich in der Nähe von Madisons Stuhl auf den Boden, spitzte die Ohren und ließ sie nicht aus den Augen, da sie vermutlich darauf hoffte, dass noch irgendetwas Essbares auf den Boden fiel.
In diesem Punkt war Martie aber unerbittlich gewesen. Ein Hund sollte keine Reste von dem Essen bekommen, das für Menschen bestimmt war, und auch mit Leckerchen sollte man sehr sparsam umgehen. Was ein Hund vom Menschen vor allem brauchte, waren Liebe und Zuneigung.
Als sie aufgegessen und den Tisch abgeräumt hatten, verkündete Madison gähnend, dass es für Daisy ein anstrengender Morgen gewesen war und sie jetzt erst einmal schlafen müsste.
Kendra musste lächeln. Normalerweise war Madison nur unter lautstarkem Protest zu einem Mittagsschlaf zu überreden. Sie schlug vor, dass sie ihre Kirchenkleider erst einmal gegen etwas Bequemeres tauschten.
Madison zog eine rosa Baumwollshorts und eine kurzärmelige blaue Bluse an, Kendra wählte eine Jeans und dazu einen dünnen grünen Pullover. Als sie aus dem Schlafzimmer zurückkam, lagen Madison und Daisy eng aneinandergeschmiegt in dem Körbchen, das eigentlich für die Hündin gedacht war. Doch Kendra brachte es nicht übers Herz, Madison von dem Tier wegzuholen.
Leg dich mit den Hunden schlafen und du wirst mit Flöhen aufwachen, hatte ihre Großmutter immer gesagt.
Ach, hör schon auf, Gramma, gab Kendra wortlos zurück.
„Schlaf gut“, sagte sie zu Madison, dann nahm sie ein Buch aus dem Regal und ging nach draußen, um im Schatten der Ahornbäume im Garten eine Weile zu lesen.
Es war eine idyllische Szene, Bienen summten umher, Blumen mit Blüten in allen erdenklichen Farben wiegten sich in der leichten Brise, und über allem erstrahlte der wolkenlose Himmel von Montana in kräftigem Blau.
Beim Lesen entspannte sie sich nach einer Weile so sehr, dass sie wohl irgendwann eindöste. Auf jeden Fall schlug sie plötzlich die Augen auf und sah, dass Hutch Carmody nur ein paar Schritte von ihr entfernt stand.
Sie kniff ein paar Mal die Augen zu, aber er löste sich nicht in Luft auf.
Also doch kein Traum. Mist .
„Tut mir leid“, sagte er ohne einen Funken Bedauern. „Ich wollte dich nicht aufwecken.“
Sie straffte die Schultern und sah zum Cottage, dessen Tür offen stand. Von Madison war nichts zu sehen. Kendra ging schnell ins Haus, um nach ihnen zu sehen, und fand Kind und Hund weiterhin friedlich schlafend im Körbchen vor. Leise kehrte sie nach draußen zu Hutch zurück.
Wieso hatte sie sein Kommen nicht gehört? Sein Truck stand in der Auffahrt zum Haus, nur einen Steinwurf von der Stelle entfernt, an der sie gesessen und gelesen hatte. Sie hätte doch wenigstens den Kies knirschen oder die Fahrertür ins Schloss fallen hören müssen.
„Was machst du hier?“, fragte sie ihn im Flüsterton, noch zu durcheinander für Höflichkeiten.
Hutch hob die Hände und grinste. „Erschieß mich nicht, ich bin unbewaffnet“, sagte er und wich ihrer Frage aus, was sie daran erinnerte, dass er schon immer ein Meister darin gewesen war, Themen aus dem Weg zu gehen, die ihm nicht gefielen.
Sie stieß den angehaltenen Atem aus und hob das Buch auf, das ihr vorhin vor Schreck aus der Hand gerutscht war.
„Was machst du hier?“, wiederholte sie gereizt.
Er bedeutete ihr, sich hinzusetzen, und da ihre Knie noch etwas wacklig waren, ließ sie sich auf ihren Liegestuhl sinken. Er zog einen zweiten Stuhl heran und nahm neben ihr Platz. Beide schauten stur geradeaus, als säßen sie nebeneinander im Flugzeug und hörten aufmerksam den Sicherheitsanweisungen der Flugbegleiter zu.
„Erzähl mir von deinem kleinen Mädchen“, bat Hutch schließlich.
„Warum sollte ich?“, entgegnete sie, froh, dass ihre Stimme so ruhig und gelassen klang.
„Vermutlich, weil sie unsere Tochter hätte sein können“, antwortete er.
Seine Worte waren wie ein Schlag in den Magen. Nachdem der erste Schwall Adrenalin abgeebbt war, wusste sie, dass es sinnlos war, ihm diese Informationen vorzuenthalten. Parable war so klein, hier kannte jeder jeden, und vor allem die pikanten Geschichten machten rasend schnell die Runde.
„Von irgendwem würdest du es ja sowieso erfahren“, lenkte sie mit unüberhörbarer Missbilligung ein. Sie sprach sehr leise weiter, weil sie vermeiden wollte, dass Madison aufwachte und etwas von ihrer Unterhaltung mitbekam. „Ich kann es
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