Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
bei Kendra?“
Hutch verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich neben der Spüle gegen den Tresen. „Immerhin so gut, dass sie morgen mit Madison herkommt, damit die Kleine reiten kann.“ Das war mehr, als er jedem anderen Menschen erzählt hätte, aber das schuldete er Opal. Außerdem fiel es ihm leicht, mit ihr über solche Dinge zu reden.“
Opal strahlte vor Freude. „Dann werden sie zum Abendessen bleiben“, verkündete sie. „Ich werde meine berühmte Tamale-Pastete machen. Kendra hat die immer geliebt, und ihr kleines Mädchen wird sie auch mögen.“
„Dann solltest besser du diese Einladung aussprechen“, meinte er und spreizte die Hände. Er musste an den Kuss denken. Inzwischen bedauerte Kendra sicher, dass sie ihn hatte gewähren lassen, anstatt ihm eine Ohrfeige zu geben. „Wenn ich davon anfange, wird sie eher ablehnen.“
„Tja, da frage ich mich doch, wie so etwas sein kann“, meinte Opal und tat so, als müsse sie angestrengt nachdenken. Schließlich wanderte ihr Blick zurück zum Hund, und sie fragte: „Du wirst Leviticus doch behalten, oder?“
„Solange sich niemand meldet, der ihn sucht“, erwiderte Hutch. „Ich werde morgen bei Martie nachfragen, ob jemand den Hund vermisst.“
„Niemand vermisst ihn“, erklärte Opal mit trauriger Gewissheit. „Wenn er jemandem gehören würde, hätte er ein Halsband und eine Hundemarke um.“
Hutch verspürte Mitleid mit dem Hund, aber auch einen Anflug von Besitzgier. Leviticus würde nur Ärger machen, er würde an allem rumkauen und er war vermutlich nicht mal stubenrein. Trotzdem wollte er ihn behalten. Das war für ihn im Moment das Wichtigste, abgesehen lediglich davon, dass er einen gemeinsamen Nenner mit Kendra finden wollte, damit sie wieder gelassener miteinander umgehen konnten.
Den morgigen Tag konnte er kaum noch abwarten.
11. KAPITEL
„Ich brauche Stiefel“, verkündete Madison am nächsten Morgen beim Frühstück. „Können wir welche kaufen gehen? Bitte! Können wir das heute machen?“
Von dem Moment an, als Madison aufgewacht war, drehte sich für sie alles nur noch um den anstehenden Ritt auf einem Pferd auf der Whisper-Creek-Ranch. Selbst als sie die Schale ihrer absoluten Lieblingscornflakes auslöffelte, bewegte sie unter dem Tisch bereits die Beine hin und her, als sei es bereits halb vier am Nachmittag und sie müsse rennen, um ja nicht ihr großes Abenteuer zu verpassen.
„Wir werden sehen“, antwortete Kendra und nippte an ihrem Kaffee. Normalerweise ließ sie das Frühstück nicht aus, doch an diesem Morgen konnte sie nicht mal einen Bissen Toastbrot runterkriegen. Sie hatte diese ganze Sache angeleiert und sich auf ein weiteres Geplänkel mit Hutch eingestellt - und nun wurden sie und Madison allmählich von der Realität eingeholt.
Was hatte sie da nur getan?
Und vor allem: Warum hatte sie sich und ihre Tochter völlig unnötig in diese Situation manövriert?
„Alle anderen in der Vorschule haben Stiefel“, beharrte Madison.
Daisy hatte ihren Napf leer gegessen, durchquerte das Zimmer und stellte sich zu Madison, um den Kopf auf ihren Oberschenkel zu legen. Dabei sah sie sie mit einem Ausdruck reiner, selbstloser Liebe in ihren Augen an, wie man ihn von einem Heiligen erwarten sollte.
„Die meisten von ihnen haben ja auch mit dem Reiten begonnen, als sie noch ganz klein waren“, hielt Kendra dagegen und verzog das Gesicht, als sie die Kaffeetasse abstellte. Was war bloß los mit ihr? Normalerweise war eine Tasse Kaffee ein Muss, aber heute Morgen schmeckte das Zeug einfach nur bitter und widerlich. „Stell dir vor, du gehst heute reiten und merkst dabei, dass dir das gar keinen Spaß macht. Dann hast du deine Reitstiefel und willst eigentlich nie wieder auf einem Pferd sitzen.“
„Ganz bestimmt nicht“, widersprach Madison ohne einen Hauch von Zweifel. Woher nahm sie nur diese unerschütterliche Überzeugung? War das etwas Genetisches? Irgendein Überbleibsel ihrer englischen Vorfahren, die zu Pferd auf die Jagd gegangen waren und Hecken und Bäche hatten überwinden müssen?
Kendra verdrängte diesen Gedanken. Sie hatte letzte Nacht kaum ein Auge zugetan, weil ihr tausend Dinge durch den Kopf gegangen waren, was alles schiefgehen könnte. Das rächte sich jetzt, da ihre Überlegungen genauso wirr waren wie ihre Gefühle. „Und wieso bist du dir da so sicher, junge Lady?“, forderte sie Madison mit einem schwachen Lächeln heraus.
Grinsend erwiderte Madison: „Du hast
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