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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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sein.“
    „Das glaube ich kaum.“
    Bradley gab seinem Gesicht einen kühlen, distanzierten Ausdruck. „Wie oft haben Sie es schon versucht?“
    „Na, noch nie. Wir vermeiden solche Situationen. So sind unsere Anweisungen.“
    „Sie haben also keinerlei Erfahrung.“
    Najima zögerte. „Nein.“
    „Ich bin immer noch Ihr Commander, Mr. Najima.“
    Najima blickte von Mara zu Tsubata und dann wieder zu Bradley. Er hatte rein technisch immer noch das Kommando hier. Aber es gibt eine psychologische Kraft, die oft stärker ist als Legalismen, und unter dem lastenden Schweigen der Drei wich Najima schließlich dem Blick Bradleys aus. Er räusperte sich tief und rumpelnd und sagte: „Ich glaube, ich habe verstanden, Sir.“
    „Die Relaisstation Vier ist nicht allzu weit entfernt“, sagte Bradley in neutralem Ton.
    „Können wir dort unterkommen?“ fragte Mara.
    „Unsere Stationen sind alle sicher“, sagte Najima. Er betrachtete Bradley forschend und als müsse er sich bemühen, den Anschluß nicht zu verlieren. „Sie scheinen eine ganze Menge über unsere Operationen zu wissen, Sir.“
    „Ich mache stets meine Hausaufgaben“, sagte Bradley. Er ließ seine Stimme gleichförmig und geistesabwesend klingen. Vor allem durfte er Najima nicht wissen lassen, wieviel hiervon abhing. Wenn der Mann Verdacht schöpfte, könnte er leicht eine Anfrage zur Erde beamen. Und falls das geschähe, würden die wenigen, kostbaren Tage, die Bradley noch blieben, weiter zusammenschrumpfen, und die Folgen würden jeden von ihnen treffen.
     
    Der Schreiter ließ die schäumende Vulkankuppel in zügigem Tempo hinter sich. Bradley gab vor, sich wieder ausruhen zu müssen, und kehrte in den wie ein Stück Torte geformten Abschnitt zurück, in dem sich die Schlafräume befanden. Der Schreiter war eine Kuppel, die auf hydraulischen Schwingarmen befestigt war, und die Steuerkabine nahm die Hälfte dieser Kuppel in Anspruch. Der restliche Teil war in drei Lager- und Besatzungsräume eingeteilt. Es war ein interessanter Kommentar zur Menschheit, fand Bradley, daß die Planer sich für getrennte Räume entschieden hatten, obgleich jeder davon so klein sein mußte. Auf den ersten Blick hätte man glauben sollen, daß die durch das ständige Leben in geschlossenen Räumen, abgekapselt von dem knirschenden Gefühl Titans, hervorgerufene Klaustrophobie nach großen Räumen verlangt hätte, nach einem Gefühl von luftiger, ausgedehnter Weite. Aber selbst hier wollten die Menschen lieber ihre Privatsphäre behalten. Die Reibung, die sich aus dem ständigen Kontakt ergab, erwies sich als zu anstrengend.
    Kleine, kleine Gesten im Angesicht des Fremden, dachte er.
    Bradley spähte durch die wächserne Transparenz der Fensterluke und versuchte, trotz des Geschaukels einen Blick auf das zu erhaschen, weshalb er hergekommen war: Die großen, kristallenen Netze, die Titan umspannten und deren Natur im Dunkeln lag. Er wußte, daß es in der Nähe eine ganze Reihe von ihnen gab. Der Titan-Orbiter hatte sie völlig übersehen. Unter der rotbraunen Wolkendecke spannen die weißen Fasern ein scheinbar ungeordnetes Netz. Frühe Spekulationen hatten in Titan so etwas wie eine eisige Ursuppe gesehen, reich an Methan und Ammoniak. Das Netz schien allerdings einige ölartige Kettenmoleküle zu enthalten, aber damit endete die Analogie zur Erde auch. An manchen Stellen war das Kristallgebilde von simpler, monokliner Struktur, und an anderen, da, wo sich die weißen Stränge durch Gletscherspalten und Eisfelder zogen, verschmolz es zu komplexen, ineinander verschlungenen Matrizes. Die erste bemannte Expedition hatte gelbe Farbmarkierungen in der Nähe des Netzes hinterlassen. Einige Wochen später sickerten zitronenfarbene Flecken und Tupfen kilometerweit entfernt hervor. Es gab eine Art von Verdauung – ein leichter Abbau des Öls, das die Männer verwendet hatten –, aber keinerlei Hinweis darauf, wie die Energie nutzbar gemacht wurde. Augenscheinlich lieferte es die elektrische Energie für die gelegentlich ausbrechenden zuckenden Ströme, die sich über die Titanoberfläche kräuselten, aber nicht einmal in diesem einzelnen, einfachen Punkt herrschte wirklich Klarheit.
    Bradley ließ sich zurücksinken; das angestrengte Blinzeln ermüdete ihn. Najima und die anderen in der Kuiper-Basis zeigten sich in ihren Berichten angesichts der Erfolglosigkeit ihrer Experimente immer wieder von neuem überrascht. Die Entwicklung von genauen Prüfverfahren erforderte

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