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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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hin­te­re Teil war völ­lig zer­trüm­mert. Ei­ne Sau­er­stoff­fla­sche ex­plo­dier­te laut­los auf­blü­hend. Die Trüm­mer ka­men auf sie zu­ge­rast wie ei­ne Wol­ke sum­men­der Hor­nis­sen. Ein furcht­ba­rer kal­ter Schmerz zog sich ste­chend durch ihr Bein, und vor ih­ren weit auf­ge­ris­se­nen Au­gen er­schie­nen pur­pur­ro­te Fle­cken. Dann schob es sich wie ein dun­kel­vio­let­ter Film zwi­schen sie und das Shutt­le. Et­was schlug schar­rend ge­gen ih­re Sichtschei­be. Ein schmet­tern­der Stoß traf ih­re Schul­ter und ei­ne wir­beln­de, ro­te Fins­ter­nis hüll­te sie ein.
    Sie ha­ben ihn fast er­reicht.
    Co­rey zün­det den ver­blie­be­nen Treib­stoff und tau­melt nach Süd­wes­ten. Hin­ter ihm zie­hen die Ku­geln un­be­irrt und eben­mä­ßig ih­re wei­te, ge­krümm­te Bahn.
    Er weicht aus. Für einen Mo­ment stoppt er den Fu­si­ons­bren­ner und glei­tet an ei­ner fla­chen Wind­front ab­wärts. Aber sie kom­men im­mer noch nä­her.
    Ei­ne von ih­nen ist den üb­ri­gen vor­aus. Es ist die größ­te, und von ihr kommt ein dröh­nen­der Baß­ak­kord, der mei­ne klei­ne Kap­sel vi­brie­ren läßt. Sie singt von der Wan­der­schaft, von der Paa­rung, von un­er­gründ­li­chen Zie­len. Das ge­wal­ti­ge Ge­schöpf schwebt mit flie­ßen­der An­mut in dem matt­glän­zen­den Licht.
    Ein Don­ner­schlag er­faßt mich und schleu­dert mich hoch. Neue Stru­del sau­gen mich auf. Die Si­che­run­gen sind voll­kom­men über­las­tet – pop. Ein ste­chen­der, schmo­ren­der Ge­ruch steigt auf. Im glei­ßen­den Licht se­he ich die rie­si­ge Ku­gel, und sie er­füllt mein gan­zes Ge­sichts­feld. Ein phos­pho­res­zie­ren­des Spit­zen­ge­flecht tanzt auf ih­rer Ober­flä­che.
    Das Fu­si­ons-Kom­pres­si­ons­trieb­werk ist noch nicht voll­stän­dig auf­ge­la­den, aber …
    Zwi­schen den Stahl­ka­beln über mir spal­tet sich ein mes­sing­far­be­ner, ver­zerr­ter Blitz. Die meis­ten mei­ner Sub­sys­te­me rea­gie­ren nicht mehr. Die Ser­vo­steue­rung ist schwer­fäl­lig und trä­ge. Schril­le Pa­nik er­greift mich.
    Ich zün­de das Trieb­werk.
    Nichts.
    Nichts pas­siert.
    Ich re­ak­ti­vie­re nun das Not­sys­tem und ver­bin­de es mit dem Au­to­pi­lo­ten.
    Ich zün­de noch ein­mal.
    Im­mer noch nichts.
    Ich trei­be jetzt oh­ne Brenn­stoff.
    Um mich her­um bil­den die ku­gel­för­mi­gen Brü­der ei­ne sechs­e­cki­ge Fi­gur, und sie sin­gen. Sie ru­fen mich mit ih­ren ma­gne­ti­schen Stim­men. Sie schwim­men in die­ser fremd­ar­ti­gen See – Del­phi­ne, Wa­le, schran­ken­los. Ju­bi­lie­rend sin­gen sie von ein­zel­nen Freu­den, die sich zu dem grund­le­gen­den Schmerz un­se­rer Tren­nung vom Mit­tel­punkt der Din­ge ver­wi­schen. Ih­re hei­li­ge Hym­ne ver­zehrt mich. Sen­gen­de Flam­men tan­zen auf mei­nen Sen­so­ren. Ein lau­ter, dröh­nen­der Schrei. Der bron­ze­ne Blitz zer­teilt sich, um­fängt mich. Ich wen­de mich um, und ich …

9

    Br­ad­ley war­te­te vor der Luft­schleu­se. Die Not­fall­sa­ni­tä­ter wa­ren hin­ein­ge­stürzt, um sie zu be­han­deln, als Tsuba­ta sie her­ein­trug. No­rah Mann sag­te, daß ih­re Ver­let­zun­gen nicht all­zu ernst sei­en. Einen blei­ben­den Scha­den wür­de es nicht ge­ben.
    Raw­lins war kurz vor­bei­ge­kom­men, groß­mäu­lig und of­fi­zi­ös; er woll­te Ma­ra un­ver­züg­lich un­ter Ar­rest stel­len. Br­ad­ley hat­te ihm ein paar Din­ge ge­sagt – er er­in­ner­te sich nicht mehr ge­nau, was –, aber sei­ne Wor­te hat­ten mehr Ge­walt als Be­deu­tung be­ses­sen. Sie be­wirk­ten, daß der an­de­re Mann und sei­ne we­ni­gen An­hän­ger zu­nächst in grim­mi­ges Schwei­gen ver­fie­len und sich dann wie­der auf ih­re Pos­ten troll­ten.
    Ein jun­ger Mann trat zu Br­ad­ley, mur­mel­te ihm ein paar Wor­te zu und ver­schwand wie­der. Sie hat­ten ge­ra­de die Trüm­mer von Co­reys ge­schickt an­ge­leg­ter Fal­le ge­fun­den: ein klei­ner Ra­dio­emp­fän­ger, ei­ne win­zi­ge che­mi­sche La­dung, kaum groß ge­nug, um ein win­zi­ges Loch in die Sau­er­stoff­fla­schen zu rei­ßen. Ein letz­tes Ge­schenk vor dem To­de.
    Br­ad­ley war­te­te, die Hän­de auf dem Rücken ver­schränkt;

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