Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
Vom Netzwerk:
blin­zelnd ver­such­te er, ein san­di­ges Ge­fühl in den Au­gen nie­der­zu­kämp­fen. Aus ir­gend­ei­nem Grun­de war sei­ne Sicht nach un­ten dun­kel und wie ver­klebt. Er konn­te die Schweiß­näh­te auf dem Fuß­bo­den nicht er­ken­nen. Er wuß­te, daß die Leu­te sich um die Bay ver­sam­mel­ten, ihn be­ob­ach­te­ten und auf Neu­ig­kei­ten über Ma­ra war­te­ten. Er hör­te, wie sie flüs­ternd mit­ein­an­der spra­chen, aber er ver­stand kei­ne Ein­zel­hei­ten. Den­noch wärm­te ihn die wach­sen­de, ge­schäf­ti­ge Un­ru­he un­ter den Leu­ten, sei­nen Leu­ten. In mü­ßi­ger Ra­tio­na­li­tät frag­te er sich, wie vie­le Wor­te wohl je­den Tag im Orb ge­spro­chen wur­den. Ganz si­cher Mil­lio­nen. Die meis­ten da­von tri­vi­al, fast al­le in ge­wis­ser Wei­se falsch, aber je­des ein­zel­ne wich­tig. Das Uni­ver­sum scher­te sich nicht um Wor­te, sie wa­ren nicht sei­ne Spra­che. Es hat­te kein Ge­fühl für das Wort­netz, das je­de Per­son für die an­de­ren aus­warf. Und so war das Orb ein selt­sa­mer, hoh­ler Punkt, der sich in­mit­ten ei­ner großen, not­wen­di­gen Lee­re um sich selbst dreh­te. Ein Ort, und ein Ge­fühl von Ge­bor­gen­heit.
    Die Schleu­sen­tür teil­te sich. Ma­ra war nackt bis auf den Slip, aber sie hielt sich auf­recht und hum­pel­te, auf Tsuba­tas Schul­ter ge­stützt, her­aus. Blu­tig ro­te Ab­schür­fun­gen an Bei­nen, Schul­ter und Bauch hat­te man ab­ge­tupft und mit ei­ner be­reits ver­krus­ten­den, kris­tal­li­nen Schutz­schicht be­deckt.
    Die Men­ge vor der Schleu­se seufz­te auf, als sie er­schi­en, und das Ge­räusch war so dicht, daß man es fast se­hen konn­te. Al­le re­de­ten durch­ein­an­der, aber Br­ad­ley fi­xier­te Ma­ra und Tsuba­ta, wie sie in schmerz­haf­ter Lang­sam­keit auf ihn zu­ka­men. Die Leu­te teil­ten sich und öff­ne­ten einen Gang, so daß er freie Sicht hat­te. Ma­ras Mund stand ein we­nig of­fen, sie at­me­te tief, und ihr Ge­sicht war bleich. Aber ih­re Au­gen hat­ten ihr wil­des Glit­zern be­hal­ten, und sie wa­ren starr auf Br­ad­ley ge­rich­tet.
    „Sie ha­ben mir von Co­rey er­zählt“, sag­te sie, als Tsuba­ta mit ihr ste­hen­blieb.
    „Jetzt kannst du ein wei­te­res Ex­pe­ri­ment ab­schrei­ben.“
    „Wir ha­ben einen Mann ver­lo­ren“, sag­te Br­ad­ley sanft. „Einen von vie­len.“
    „Wie­der ein tech­no­lo­gi­scher Hal­te­punkt für den Zu­stand der Mensch­heit. Und wie al­le an­dern hat er nicht funk­tio­niert.“ Ma­ra sag­te das oh­ne den üb­li­chen bit­te­ren Un­ter­ton. Den tie­fen Fal­ten der Er­schöp­fung in ih­rem Ge­sicht zum Trotz fun­kel­ten ih­re Au­gen. Sie lä­chel­te tro­cken und mit her­ab­ge­zo­ge­nen Mund­win­keln.
    „Viel­leicht.“
    „Wie­so müßt ihr im­mer am Hirn her­ump­fu­schen, Br­ad­ley?“ sag­te Ma­ra mit plötz­li­cher, neu­er Ener­gie. „Wie­so ent­wi­ckelt ihr nicht Men­schen, die Zei­tun­gen ver­dau­en kön­nen, oder lernt, wie man Pho­to­syn­the­se voll­zieht? Wie­so ver­dreht ihr die DNS, um die In­tel­li­genz zu stei­gern? Wie soll denn das gut­ge­hen? Zum Teu­fel, die Men­schen, die das tun, sind geis­tes­krank – das ist näm­lich der ei­gent­li­che Grund für das Pro­jekt.“
    „Ich weiß.“
    „Ja, ja.“ Tsuba­ta drück­te sie sanft an sich, und sie schi­en sich in sei­nem Arm zu ent­span­nen. Die Leu­te dräng­ten sich um die drei in der Mit­te und er­fan­den un­ter vie­len Oohs und Aahs Ge­schich­ten für­ein­an­der.
    Sie sind al­le ein Teil der ge­sam­ten Ma­trix, dach­te Br­ad­ley, ein Gan­zes. Hier drau­ßen, fern von dort, wo sie an­ge­fan­gen hat­ten, gab es ei­ne Lee­re, die sich nur mit der Ver­knüp­fung von Men­schen fül­len ließ. Mit ei­ner Ge­mein­schaft.
    „Komm her, Br­ad­ley“, sag­te Ma­ra. „Ich will dir et­was ins Ohr sa­gen.“
    Br­ad­ley neig­te sich steif nach vom und streck­te die Hän­de aus, um sie zu stüt­zen.
    Im­pul­siv ließ sie sich in Br­ad­leys Ar­me glei­ten. Sie hob den Kopf und leg­te ih­ren Mund auf sei­nen, bei­na­he wie um ihn am Wei­ter­re­den zu hin­dern. Ih­re Au­gen kräu­sel­ten sich ge­nüß­lich. Es be­gann wie ein ein­fa­cher Kuß, und dann glitt ih­re Zun­ge

Weitere Kostenlose Bücher