Der Bernstein-Mensch
ich nicht. Und es überrascht mich, daß Sie glauben, sie sei entfernt.“
„Wir haben sie entfernt. Meine Leute …“
„Das war wahrscheinlich eine falsche Spur. Mara wußte, daß Sie die Leitung bei einer Routineüberprüfung finden würden. Wenn sie wirklich mit Corey reden will, so bin ich ziemlich sicher, daß die beiden eine gut versteckte Sendemöglichkeit gefunden haben.“
„Dann werden wir die verdammt noch mal auch noch durchschneiden. Wir kämmen dieses ganze …“
Bradley wußte, daß Rawlins jetzt im Vorteil war. Es war nur eine Frage der Zeit, wann er das Orb in der Hand haben würde. Wenn Bradley erst einmal einen Befehl von der Erde mißachtet hatte, gab es genügend Leute im Orb, um ihn schließlich aus dem Amt zu drängen. Aber Zeit war jetzt alles. Solange die Aurora unterwegs war, konnte man eigentlich nichts unternehmen. Aber wenn die Besatzung Zeit hatte …
Bradley beschloß, Rawlins’ Drängen einen Dämpfer aufzusetzen. Hörbar ächzend sank er in seinem Stuhl zusammen und ließ alle Lebendigkeit aus seinem Gesicht verfliegen. Er leckte über seine Lippen, wo das fleckige Braun in frisches Rosa überging, eine geübte Geste. Dann ließ er seinen Mund leicht erschlaffen, und sein Kopf wackelte.
„Ja, ja, alles zu seiner Zeit, da bin ich sicher. Sie reden da, und ich kann nicht allem folgen, was Sie sagen.“ Der wunderliche, ansteigende Tonfall gelang ihm perfekt. Seine Stimme wurde unsicher und brach mit dem Ende des Satzes. „Komisch, sagten wir immer, aber der einzige Muskel, der niemals müde wird, ist die Zunge.“
Er blinzelte eulenhaft und sah zur Seite, scheinbar gedankenverloren. Rawlins, der sich unbeobachtet glaubte, grinste in einem heimlichen Gefühl der Überlegenheit. Dieser letzte Satz, der so sehr wie die Feststellung eines alten Mannes klang, ein heimelig-weiser Ratschlag, saft- und kraftlos ausgesprochen – dieser Satz war genug. Rawlins würde den Flug der Aurora abwarten. Er hatte Zeit. Ein Fossil wie Bradley konnte man schließlich beliebig ausmanövrieren. Es war nicht erforderlich, politisches Kapital aufzuhäufen.
„Ich meine immer noch …“ begann Reynolds, seine Worte sorgsam wählend.
Eine rote Lampe blinkte auf der Konsole. Bradley beugte sich mit der Zerbrechlichkeit eines alten Mannes nach vorn und meldete sich. Es war Tsubata. „Mara ist draußen“, sagte er knapp. „Sie ist vor fünfzehn Minuten durch die Schleuse. Jetzt ist sie schon hinter dem Pfannkuchen.“
„Was!“ Rawlins sprang auf.
„Schicken Sie ihr niemanden nach“, sagte Bradley schnell. „Rühren Sie sich nicht, verstehen Sie? Unternehmen Sie gar nichts!“
„Wenn dieses Biest …“ Rawlins schlug mit der Faust auf die Konsole.
Bradley sah ihn unbewegt an und überlegte. „Daran hatte ich nicht gedacht“, sagte er. „Ich habe nicht geglaubt, daß sie so gut sind.“
„Was? An was gedacht?“
„Daß es eine Extraverbindung zur Aurora gab, war selbstverständlich. Aber es ist klar, warum Mara hinausgegangen ist. Sie entzieht sich unserem Zugriff, so gut sie kann. Es bedeutet, daß sie und Corey unsere Code-Leitung zur Erde angezapft haben.“ Zum ersten Mal, seit die Ereignisse ihren Lauf genommen hatten, spürte Bradley, wie Angst in ihm hochstieg.
Als der Scheitelpunkt näherrückt, ruft Mara mich auf der zweiten Leitung, auf der, die noch aktiv ist. Ich höre die Meldung von der Erde: ein weiterer Punkt in der analytischen Fortführung der Entwicklung ihres animalischen Stammbaums. Corey fühlt sich nicht einmal bemüßigt, seine Optik zu drehen und auf die Sichel der Erde zu richten; er ist in Sicherheit vor ihnen, undeineneue Gravitationsquelle saugt ihn auf. Und so konvergiert er tangential.
Der
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