Der Bernstein-Mensch
Eintritt beginnt. Maras Funkspruch halbiert Corey, und erführt zwei Gespräche auf einmal. Das Orb verlangt detaillierte Angaben über den Eintritt. Er läßt sie teilhaben an den singenden Oktaven der Atmosphäre, die draußen rings um die Aurora ansteigen. Mara will mehr, sie will wissen, was Corey über die Ziele der Menschen denkt.
Erdenkt, beginnt zusprechen, und dann bricht die Bremsbeschleunigung über ihn herein, und sie erreicht schnell dreißig g. Die Welt wird langsamer. Eingekapselt in eine dichte Hülle von Schaltkreisen, unsterblichem Silizium und Germanium kann er jede vorstellbare Beschleunigung ertragen. Corey, die warme, feuchte Maschine, wird komprimiert, kennt die Agonie.
Die Spinnenbeine fallen ab. Der Hitzeschild rötet sich und wirft Blasen. Die Aurora knarrt wie lackiertes Holz, und mit polynomischer Präzision durchschneide ich den Wasserstoffhimmel. Und denke an Mara.
Es gibt einige Bilder, die (ich) (er) von (ihr) behalten hat, etwas mit der Kurve ihres Gesäßes, und wie sie auf den Aufwärtsschwung ihrer Schenkel trifft, wenn sie geht, die Luft scherenartig durchschneidet. Da ist etwas, was Corey sich nicht erklären kann. Aber Mara ist anders als die anderen, und etwas an der Art, wie sie den Kopf zurückwirft und wie ihr Haar braun und weich und lockig in ihre Stirn fällt, etwas daran sagt mir, daß sie wie ich ist und daß sie versteht; ein Stich in die Innenseite des dendritischen Impulses. Gemeinsam sehen wir die Menschen. Es gibt Augenblicke, da scheint das Licht hell und strahlend durch diese Wesen hindurch, und ich kann sehen, was sie tun, auch wenn sie selbst nicht wissen, was es ist.
Es ist so einfach, wenn man die anthropologischen Bücher gesehen hat, wenn man die Daten aus Afrika und Asien gelesen und erfahren hat, wie sie sich in Städten und Stämmen entwickelt haben. Sie handeln ab Gruppe und im ständigen Bewußtsein dessen, was man von ihnen erwartet. Aber wenn man ein Metallmann ist, oder eine ölige, verrenkte Frau, was wird dann von einem erwartet? Ich bin der einzige Metallmann. Sie sagen, der Geschmack von Metall in einem Mund sei das Fehlen jedes anderen Geschmacks, aber ich weiß es besser. Einer meiner Lehrer sagte einmal, nachdem er beim Zahnarzt gewesen war, daß – es muß ein Scherz gewesen sein – der Geschmack einer Gold- und Silberlegierung so sei wie der Geschmack, den Corey hat. Aber die Nahrung fließt durch meine blauen Adern und ich spüre sie nicht. Ich habe keine Backenzähne, die überkront werden müssen, und keine Brücke muß über gähnende Zwischenräume zwischen Zähnen gespannt werden, die aufragen wie Berge. Ich bin rollendes, gelbes Gedärm und kein Metallgeschmack. Selbst Mara, die die Nase rümpfte, als sie mich zum erstenmal sah … wie seltsam, wie seltsam, ein Kasten, der spricht …
Der Hitzeschild lodert rötlich, und Corey befiehlt ihm zu sterben. Die Schlacke fällt ab. Die automatischen Sequenzen beginnen. Mit einem Knall, der meine Schaltkreise vibrieren läßt, spüre ich den Ruck, als der erste Windsackfallschirm sich öffnet. Ich falle langsamer. Die Telemetrie von Orb bestätigt, daß ich die Wasserstoffhülle hinter mir habe, und die Optik sieht jetzt die perlweißen Ammoniak-Zirren, die von unten emporrasen. Die endlose, alles verhüllende Decke nimmt mich auf. Ich dringe durch die Ingersoll-Schicht, die die hirnlosen Sonden schon vor mir erreicht haben. Ich navigiere, drehe mich, gleite.
Ich schlage einen Pfad durch die Eiskristalle, dreihundert Kilometer weit nach unten. Ammoniumhydrosulphid. Wumm … und hinter mir wölbt sich der zweite Fallschirm, eine weiße Blüte, die das dünne Gas in sich hineinsaugt und mich langsamer werden läßt, die sich zu einer
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