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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Tur­bu­len­zen wir­beln um mich her­um, und die Mach-Zah­len stei­gen und fal­len sto­chas­tisch. Al­les ist so, wie die Sti­mu­la­tio­nen sag­ten. Ich füh­le mich be­hag­lich, die Wär­me um­hüllt mich, und ich war­te. Die Kon­zen­tra­ti­on des Am­mo­ni­um­hy­dro­sul­phids wird ge­rin­ger, und mei­ne feuch­ten Per­zep­to­ren fin­den im­mer mehr Was­se­reis in den wir­beln­den Wol­ken.
    In­fra­rot-Ra­dar er­tas­tet die zu­sam­men­ge­drück­ten At­mo­sphä­re­schich­ten un­ter mir und bringt selt­sam fle­cki­ge Re­so­nan­zen. Sie er­schei­nen wie Licht­fünk­chen, die sich ver­grö­ßern, dif­fus wer­den und dann ih­re al­te Ge­stalt wie­der an­neh­men. In der He­li­um­was­ser­stoff-At­mo­sphä­re kom­men die fer­nen, an der Un­ter­sei­te pur­pur­ro­ten Wol­ken­bän­ke klar und deut­lich an.
    Co­rey läßt sich fal­len. Der Fu­si­ons­re­ak­tor ver­stummt, der Bal­lon über mir kühlt sich ab und ich schwe­be ste­tig ab­wärts. Ich glei­te an den Hän­gen der Ju­pi­ter­win­de hin­ab. Die Kap­sel wiegt sich sanft wie ein Ba­by in die­ser Mut­ter al­ler Pla­ne­ten. Mei­ne In­stru­men­te schie­ben sich hin­aus in den heu­len­den Wir­bel: sie son­die­ren und mes­sen und las­sen Strö­me von ro­hen Da­ten zum Orb zu­rück­flie­ßen, als sei ich ein rie­si­ges Herz, das ei­ne Bot­schaft durch einen auf­ge­dun­se­nen Kör­per pumpt.
    Der Was­ser­ge­halt rings­um­her steigt. (Er) (es) spürt einen hart­nä­cki­gen Druck von un­ten, und es wird wär­mer. Das Was­ser wird im­mer reich­li­cher. Ich kann die Luft kau­en. Die Son­ne ist hier trüb, und ich se­he in­fra­rot; ge­le­gent­lich blen­det mich ein kur­z­er, ga­bel­för­mi­ger Blitz. Das Orb sagt, daß die Stür­me nicht nach­las­sen, und ich re­gis­trie­re ma­gne­ti­sche Tur­bu­len­zen auf vie­len Wel­len­be­rei­chen. Am­mo­niak­schnee sinkt auf mich her­ab und ver­duns­tet zi­schend. Wenn ich mei­ne Sen­so­ren nicht hät­te, gä­be es kein Oben, kein Un­ten. Ich bin in der Schwe­be. Stür­me we­hen mich mit ste­ti­gen drei­hun­dert Ki­lo­me­tern in der Stun­de nach Wes­ten.
    Zu­erst füh­le ich das Pul­sie­ren auf Ka­nal 107. Ein dich­tes In­fra­schall-Rol­len durch­läuft mich. Es steigt an, ver­harrt, senkt sich wie­der, und dann piepst es, ver­zerrt sich und ent­glei­tet. Ich las­se es noch ein­mal ab­spie­len und durch­lö­che­re es mit mei­nen Ana­ly­sen. Die Fou­ri­er-Trans­for­ma­ti­on zeigt ei­ne Glät­te, die mein Ohr nicht wahr­ge­nom­men hat. Fre­quen­zen ver­schmel­zen mit­ein­an­der. Har­mo­ni­en sam­meln sich, bil­den Kas­ka­den und ver­schwim­men zu ei­ner auf­stei­gen­den Rhap­so­die. Ei­ne Co­da gibt es nicht; das Gan­ze en­det ab­rupt.
    Ich wer­fe ei­ne Ro­bot­son­de ab. Sie tru­delt hin­un­ter in die dich­ten, bro­deln­den Win­de. Im Fal­len treibt sie seit­wärts ab, und so er­gibt sich ei­ne gu­te Win­kel­di­stanz zu mir. Mit zwei Mi­kro­pho­nen mes­se ich schnell die Pha­sen­ver­schie­bung und fin­de die Quel­le – sie liegt et­wa zwan­zig Ki­lo­me­ter un­ter mir. Es ist heiß dort, aber viel­leicht kann ich die Zo­ne er­rei­chen.
    Co­rey dros­selt das Schnur­ren sei­ner Fu­si­ons­ma­schi­ne. Er läßt ein we­nig hei­ßes Was­ser­stoff­gas aus dem Bal­lon ent­wei­chen und die Gon­del be­ginnt zu sin­ken. Er lauscht und über­legt. Das Orb ver­langt är­ger­lich nach De­tails, und Co­rey speit ge­schwind Strö­me von Da­ten zu­rück.
    Das ho­he Rol­len kommt wie­der. Co­rey ver­hält sich ganz still und läßt die Klän­ge durch sich hin­durch­rie­seln.
    Ein Wind­stoß drängt Co­rey seit­wärts, und die Gon­del zerrt wild an den vi­brie­ren­den Ka­beln. Ich zün­de die Rück­wärts­dü­sen und glei­che die Tur­bu­lenz aus.
    Ge­wandt tan­ze ich. Schlank, gra­zi­ös und jung glei­te ich.
    Als die Stö­rung über­wun­den ist, rich­tet sich Co­reys Auf­merk­sam­keit wie­der auf das rol­len­de Ge­räusch. Es kommt wie­der, stär­ker jetzt als zu­vor. Aber ver­mischt mit die­sem akus­ti­schen Vi­brie­ren be­merkt Co­rey ein neu­es Phä­no­men: Das un­ge­ord­ne­te Rum­peln der Ma­gnet­strö­mung rings um die Gon­del er­scheint

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