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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Zah­len sind, aber daß ih­re Rei­hen­fol­ge mit Arith­me­tik nichts zu tun hat. Man muß den nor­ma­len Kon­text des Sys­tems ver­las­sen, um es zu se­hen.“
    „8, 5, 4 … oh, ich ver­ste­he. Al­pha­be­ti­sche Rei­hen­fol­ge, Eng­lisch.“
    „Ge­nau.“ Ma­ra wirk­te selt­sam er­freut. „Und ich ver­su­che zu ler­nen, so zu den­ken. Kon­tex­te zu ver­las­sen.“
    Br­ad­ley merk­te, daß Van­ce ne­ben ihm stand. Wie lan­ge der Mann schon da­ge­stan­den hat­te, wuß­te er nicht.
    „Sie ha­ben es schnel­ler ge­löst als ich“, sag­te Van­ce mit gleich­för­mi­ger Stim­me und oh­ne je­de Be­to­nung. „Ich ha­be über zwan­zig Mi­nu­ten ge­braucht.“
    Br­ad­ley lä­chel­te und gab ir­gend­ei­ne un­ver­bind­li­che Ant­wort, aber er be­merk­te die fei­nen Fal­ten im Ge­sicht des jun­gen Man­nes. Er kann­te Van­ces Ak­te und sah in ihm den Ty­pus des pflicht­be­wuß­ten, bra­ven Jun­gen, der ei­ne na­tür­li­che Ziel­schei­be für Ma­ras Hän­se­lei­en war. Mit ei­nem Blick be­griff Br­ad­ley, daß Van­ces ein­zi­ge Ver­tei­di­gung sei­ne Ge­duld war, und die in­ne­re Über­zeu­gung, daß er am En­de sieg­reich blei­ben wür­de. Er wür­de das Puzz­le selbst lö­sen.
    Br­ad­ley lä­chel­te wie­der und mach­te einen klei­nen Scherz, der sie bei­de zum La­chen brach­te. Von der Brücke her wand­ten sich ih­nen Köp­fe zu; dies war kein Ort für Fröh­lich­keit. Br­ad­ley wink­te ih­nen, sich wie­der ih­rer Ar­beit zu­zu­wen­den. Er hat­te das stän­dig wach­sen­de Emp­fin­den, daß die dy­na­mi­sche Span­nung, die er ha­ben woll­te, jetzt ar­bei­te­te, daß die Kräf­te in Ma­ra und Van­ce und den an­de­ren sich jetzt end­lich er­wei­sen wür­den. Ei­ner von die­sen bei­den hier wür­de sehr wahr­schein­lich das Puzz­le lö­sen, und es war so gut wie si­cher, daß die­ser ei­ne nicht der ru­hi­ge, aus­ge­gli­che­ne, ehr­gei­zi­ge Van­ce war.

6

    Ih­rem sorg­lo­sen, leb­haf­ten Ver­hal­ten zum Trotz konn­te Ma­ra, wie Br­ad­ley be­merk­te, sich nie für lan­ge aus der Flug­über­wa­chung ent­fer­nen. Je nä­her die Au­ro­ra auf ih­rer el­lip­ti­schen Bahn dem Schnitt­punkt mit der Ju­pi­ter-At­mo­sphä­re kam, de­sto mehr Zeit ver­brach­te sie da­mit, auf ih­rem No­tiz­block her­um­zu­krit­zeln und das Haupt­dis­play zu be­ob­ach­ten. Der Raum summ­te vor Ak­ti­vi­tät wie ein Bie­nen­stock. Br­ad­ley muß­te sich aus­ru­hen. Die Gra­vi­ta­ti­on war hier stär­ker, und nach ei­ner Wei­le er­wach­te in sei­nen Ge­len­ken ein alt­ver­trau­ter Schmerz, der ihn mehr als al­les an­de­re dar­an er­in­ner­te, daß ei­ne Rück­kehr zur Er­de schmerz­haft, viel­leicht un­mög­lich sein wür­de. Auf der Er­de gab es ei­ni­ge, die äl­ter wa­ren als er, aber die schwam­men jetzt in Im­mer­si­ons­tanks, im Auf­trieb ih­res Reich­tums, der sie le­ben­dig er­hielt. Viel­leicht wür­de er auf dem Mond noch ein halb­wegs an­stän­di­ges Le­ben füh­ren kön­nen, und die Re­gie­rung wür­de si­cher für ihn tun, was in ih­ren Kräf­ten stand – noch im­mer, das wuß­te er, wur­de er dort un­ten ver­ehrt –, aber das wä­re nur ein mat­ter Ab­klatsch von dem, was er hier schon hat­te. Hier hat­te er einen Platz, hier gab es im­mer noch die Hoff­nung, daß er noch ei­ne Rol­le spie­len konn­te.
    Das war näm­lich die ent­schei­den­de Fra­ge, dach­te er. Tie­re leb­ten zehn­mal so lan­ge wie sie brauch­ten, um er­wach­sen zu wer­den. Jetzt, da die Men­schen dies auch er­reicht hat­ten, muß­te die Ge­sell­schaft neu­ge­stal­tet wer­den. Er war nur der ers­te ei­ner stän­dig wach­sen­den Schar von un­glaub­lich al­ten Men­schen. So wür­de der Geist des ho­hen Al­ters am En­de viel­leicht die gan­ze Mensch­heit be­herr­schen.
    Ein Ad­ju­tant be­rühr­te sei­nen Ell­bo­gen. „Da ist ei­ne Vor­rang­mel­dung auf dem Co­de-Re­lais von der Er­de, Sir.“
    „Ge­ben Sie mir ei­ne Zu­sam­men­fas­sung.“
    „Es ist ver­trau­lich zu be­han­deln, Sir.“ Der Mann war or­dent­lich und kor­rekt und ab­so­lut nicht be­reit, ein Ri­si­ko ein­zu­ge­hen.
    Br­ad­ley warf einen Blick auf die lang­ge­streck­te Bahn der Au­ro­ra. „Ich

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