Der Bernstein-Mensch
genetisches Roulette spielen sollen, so wie auch der Rest von euch gemacht wurde!“
„Mara …“
„Und ich hätte eine Mutter haben können, die mich wirklich liebte und mich durch das Leben führte und mir sagte, wie man einen reichen Mann mit einem schwachen Herzen heiratet?“
Rawlins trat unbehaglich von einem Bein aufs andere und warf den Männern um ihn herum einen Blick zu. „Vielleicht können wir herauskommen und verhandeln. Wir könnten uns irgendwo außerhalb des Orb treffen …“
„Traut euch raus und ich ramm euch die Eingeweide aus dem Arsch.“
Der Lautsprecher klickte scharf und metallisch. Bradley lächelte matt und sah die Männer einen nach dem andern an. Das war ein alter Trick, aber er funktionierte. Jeder von ihnen tat, als würde er woanders hinsehen.
„Ich nehme an, damit sind Ihre Verhandlungen beendet. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie jetzt wieder auf Ihre Posten gingen.“
Corey taucht hinab. Die Isolationsschale unter mir rötet sich mit dem Abstieg, bis die Überlastungssicherungen durchbrennen und ich in kühlere Regionen hochziehen muß. Dünne Oblaten schweben nahebei.
Es sind wächserne Bruchstücke von komplexen Kohlenstoffverbindungen. Ammoniak, Wasser, Chlor. Eine schwankende Temperatur, bösartige Aufwinde, eine beständig in Richtung Westen treibende Strömung. Ich schwimme, ich meide die strudelnden Fallen der Gaswirbel, ich kämpfe mich durch kreisende Wogen.
Während ich nach dem rollenden Signal suche, vergeht die Zeit. Ein Erdentag verstreicht. (Ein absurdes Zeitmaß. Nichts Irdisches ist hier von Bedeutung.) Ich esse, lausche dem schwachen Wispern, rede mit Mara. Sie steht isoliert, drei Kilometer vom Orb entfernt. Mißtrauisch. Wachsam. Sie lacht über Rawlins, aber manchmal gibt sie zu, daß sie ihn fürchtet. Es ist gut für sie, daß sie jetzt nicht im Orb ist. Sie braucht die Abgeschiedenheit, um arbeiten zu können. So hat sie das Bewässerungsproblem in Nordafrika gelöst: In totaler Isolation setzte sie die abgegriffenen Fakten zu einer Form zusammen, die die Ingenieure nicht erschließen konnten. Am Ende ist Mara immer allein.
Ich schwimme durch Hagelwolken von Kohlenwasserstoffen. Kein freies Oxygen. Dies haben die hirnlosen Robotsonden schon in den Jahren zuvor gemeldet, bevor sie dann hilflos in die Hitzeschichten hinuntertrudelten. Jetzt schwebe ich durch diese schwach energiegeladenen chemischen Agenzien, in denen nach Überzeugung der Wissenschaftler kein Lebewesen existieren kann. Aktive Lebewesen brauchen höhere Energiereaktionen. Und so weisen mich die Stimmen aus dem Orb auch daraufhin, daß die Wellenlängen, die ich aus den trillernden Stimmen herausgefiltert habe, riesenhaft sind – Hunderte von Metern lang. Viel zu lang für jedes Lebewesen. Also sind es Naturphänomene, und das Orb bittet mich, dieses interessante Ereignis zu verfolgen.
Ich navigiere durch den wächsernen Schnee, und die rieselnden Geräusche kehren wieder. Diesmal ist das magnetische Pulsieren kraftvoll, nicht mehr nur ein bloßes Flattern an der Obergrenze des Geräuschspektrums. Ich folge ihm nach Südosten, und ich drossele den Fusionsreaktor, um schneller zu sinken. In diesem dunstigen Sturzbach sind meine Infrarotsensoren und die Optik blind, aber die Mikrowellen bringen mir ein körniges Bild. Kleine Punkte vor mir tanzen flackernd. Ich nähere mich ihnen. Sie sind jetzt unter mir, aber ich weiß nicht wie tief.
Corey sendet einen scharfen Strahl von Mikrowellen-Energie aus und wartet auf das zurückgeworfene Echo. Die Reichweite beträgt nur vierzig Kilometer. Sie beschleunigt ihre Fallgeschwindigkeit. Der
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