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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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hier viel zu stu­die­ren. Ich brau­che Zeit. Ich ge­be kur­ze Ener­gie­stö­ße mit dem Fu­si­ons­re­ak­tor ab, und der Bal­lon über mir er­hitzt sich und schwillt an. In ei­nem bru­ta­len, schlin­gern­den Ruck wird Co­rey nach oben ge­ris­sen. Auf­wärts durch sam­te­ne Strö­mun­gen. Die Gon­del knarrt wie mor­sches Holz, und viel­fa­che Gra­vi­ta­ti­on preßt Co­reys Kör­per zu­sam­men. Er spürt, wie das Blut sich klum­pig durch ihn pumpt. Er (es) (sie) fragt sich, ob die­ses Herz, die­ses brau­ne, sich bal­len­de Or­gan, wohl auch ku­gel­för­mig sein mag – ei­ne ro­si­ge Ku­gel, pum­pend im Zen­trum des Le­bens.
    Die um­ein­an­der­rol­len­den We­sen wei­chen nach un­ten zu­rück. Noch im­mer tan­zen sie ih­ren ele­gan­ten Wal­zer. Die ro­tie­ren­den Wol­ken­wän­de des Zy­klons ver­jün­gen sich nach au­ßen und kom­men im­mer nä­her, je hö­her ich stei­ge.
    Ich schal­te die Op­tik um und er­hal­te ein Bild von der Spit­ze mei­nes auf­stre­ben­den Bal­lons. Ein mat­ter schwar­zer Fleck zeigt mir, daß in der Wol­ken­de­cke über mir ein bei­na­he frei­es Loch ist. Fast kann ich die Ster­ne se­hen. Aber das Loch liegt min­des­tens hun­dert Ki­lo­me­ter hö­her, und ich ha­be nicht die Ab­sicht, so weit zu stei­gen.
    Ich flie­ße ste­tig da­hin, den Schwung der wir­beln­den Tur­bu­len­zen aus­glei­chend. Ei­ne boh­ren­de Freu­de liegt in die­sen Be­we­gun­gen, und ich ge­nie­ße sie.
    Ich be­trach­te die We­sen dort un­ten. Es ist wahr, sie be­we­gen sich in macht­vol­ler Lang­sam­keit. Sie wir­ken eher wie trei­ben­der See­tang oder wie gra­sen­des Vieh. Ihr Tanz ist nicht leicht und flüch­tig wie mei­ner. Noch nie ha­ben sie die Ster­ne ge­se­hen, auch nicht durch die­ses Au­ge im Zy­klon, die­ses Loch, das sich tief durch die Wol­ken­bän­ke bohrt. Sie ken­nen nur die­se be­grenz­te Welt.
    Co­rey hält in­ne und emp­fängt die Nach­richt von Ma­ra, und er über­denkt sie.
    Ma­ra ist hin­durch­ge­drun­gen, mit­ten ins Zen­trum. Sie spürt, wie es hier ist. Sie hat durch mei­ne Au­gen ge­se­hen. Auf ei­ner ge­krümm­ten Flä­che gibt es kei­ne eu­kli­di­schen Be­stimmt­hei­ten. Die Win­kel­sum­me ei­nes Drei­ecks be­trägt nicht 180 Grad. Wie dies den Geist formt, das weiß ich nicht; ich bin den Men­schen im­mer noch nä­her als die­sen be­schau­li­chen Wie­der­käu­ern dort un­ten.
    Mei­ne In­stru­men­te er­fas­sen sie. Das Ma­gnet­feld zeigt im­mer noch sein Flie­ßen und Strö­men. Der ho­he, schar­fe Ton flu­tet wie­der über mich hin­weg. Ich be­gin­ne das Si­gnal zu ana­ly­sie­ren, es mit dem Com­pu­ter in sei­ne Kom­po­nen­ten auf­zu­spal­ten.
    Und ich ge­be es auf.
    Viel­leicht ist dies nicht der Kern. Ma­ra sieht kla­rer, denn sie ist nicht so de­tail­be­ses­sen wie ich. Ich muß mich ent­span­nen und dar­auf war­ten, daß die Din­ge sich von al­lein er­öff­nen.
    Da­bei durch­flie­ßen mich die tie­fen, wel­len­den Tö­ne von un­ten. Ich bin frei, ich schwe­be. Ich füh­le mich kühl und glatt. Die Klän­ge ver­schmel­zen, und end­lich spü­re ich ein Lied. Es ist ei­ne ru­hi­ge, klin­gen­de Bot­schaft. Ge­las­sen. Hei­ter. Sie hallt durch mei­ne Hül­le und fin­det dort ei­ne ke­ra­mi­sche Fes­tig­keit. Die ge­schwol­le­nen Har­mo­ni­en sam­meln neue Kräf­te.
    In­stink­tiv ant­wor­te ich. Co­rey rich­tet sei­nen Sen­der aus. Mein Si­gnal ist dünn und schwach, aber auf die­se kur­ze Di­stanz – –
    Sie hö­ren! Sie wie­der­ho­len mei­nen Ruf. Ein lan­ges, rum­peln­des Si­gnal schwingt durch das Ma­gnet­feld rings um die Gon­del. Es ist ei­ne rie­si­ge Hand, die mich er­greift, im wal­len­den Weiß die­ser frem­den Luft. Es ist grö­ßer als al­les, was ich ken­ne.

7

    „Die Si­gna­le, die wir jetzt von ihm be­kom­men, ge­fal­len mir nicht“, sag­te Br­ad­ley. Er war­te­te, aber Ma­ra ant­wor­te­te nicht. „Sei­ne Nach­rich­ten sind un­zu­sam­men­hän­gend, und man­che er­ge­ben kei­nen Sinn.“
    „Co­rey hat nie sehr viel Sinn ge­habt“, sag­te Ma­ra geis­tes­ab­we­send. „Aber ich ver­ste­he, was du meinst. Ich re­de mit ihm.“
    Da­mit un­ter­brach sie die Ver­bin­dung. Br­ad­ley schal­te­te sich

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