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Der Beschütze

Der Beschütze

Titel: Der Beschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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Bruchstücke waren, wie ein Blizzard auf seiner Zunge. Nichts blieb hängen  – außer dem seltsamen Gefühl, dass er in all dem Schnee, unter dem weißen Himmel
und mit dieser Verstandesleere langsam durch jenen Tunnel aus Licht trieb, der zum Tod führt.
    Am Rand des steilen Abhangs, der nach Withypool hinunterführte, trat er auf die Bremse, und der Land Rover kam rutschend zum Stehen. Er stieg aus und verriegelte die Tür.
    Dann setzte er einen Fuß vor den anderen und sah zu, wie der Schnee unter ihm nachgab, hörte das leise, quietschende Knirschen und das Geräusch seines eigenen Atems, als er den schmalen Pfad hinaufstieg, der von den Häusern fort auf den Withypool Hill hinaufführte.
    Alles verschwand hinter ihm im Nebel. Der Wagen, die kniehohen Schlehdornbüsche auf halber Höhe des Hügels, das Dorf selbst. Er konnte nicht einmal mehr den Umriss des hohen Dorfangers jenseits des Weges ausmachen, alles war so weiß auf weiß.
    Oben auf dem Hügel war die Stille ein wattebedeckter Herzschlag. Jonas fühlte nichts, während er zuhörte, wie sie die Welt erfüllte.
    Er rief Peter Priddy an. Die Verbindung war schlecht.
    »Haben Sie es getan?«, fragte er leise.
    »… ist da?«
    »Haben Sie sie umgebracht, Peter? Sagen Sie’s mir einfach, bitte.«
    Priddy war der Einzige, der jetzt noch halbwegs als Täter in Betracht kam  – und Jonas hatte sich für ihn verbürgt, hatte Marvel von ihm fortgelotst. Priddy hatte ihn um einen Gefallen gebeten, und er hatte ihm diesen Gefallen aus fehlgeleiteter Loyalität getan.
    Und so was nennt sich Polizist!
    »Ich verstehe es, wenn Sie es waren. Wirklich, Pete. Aber ich muss es wissen. Weil, das ist mein Job. Das ist alles.« Jonas befand sich in einem Traum, es machte also nichts, wenn er ihn fragte.
    »Tut mir … kann … verstehen …«, log Priddy durch das statische Knistern.

    Ganz ruhig schleuderte Jonas sein Handy vom Withypool Hill. Es drehte sich wie ein ungehorsamer Bumerang träge in der Luft und landete lautlos irgendwo außer Sicht im Nebel, der um ihn herum aufstieg wie ein Meer aus Bleiche. Jonas sah zu, wie sich das tote schwarze Heidekraut vor seinen Augen in Weiß auflöste. Kein Wunder, dass er den Dorfanger nicht sehen konnte.
    Er wandte sich zum Gehen.
    Und hatte sich verirrt.
    Einfach so.
    Er war schon hundertmal hier gewesen, doch er hatte keine Ahnung, wie er zu seinem Wagen zurückkommen sollte. Die Schlehen und der Dorfanger waren die einzigen Orientierungspunkte in der Landschaft, und beide waren hinter einem Magiertuch aus weißer Feuchtigkeit verborgen.
    Er stand da und sah den Nebel um seine Beine wirbeln. Seine eigenen Füße verschwammen darin. Bald würde der Dunst ihn zudecken wie eine Flut, und er wäre verschwunden.
    Der Gedanke war beruhigend.
    Er würde verschwunden sein. Er würde seinen Job nicht mehr machen müssen  – diesen Job, bei dem er so spektakulär versagte.
    Jonas schloss die Augen.
    Jetzt, wo das Adrenalin des Anstiegs hier herauf verflogen war, war ihm bitterkalt. Er hatte seine Handschuhe im Auto gelassen, zusammen mit der kratzigen Decke.
    Egal.
    Jonas setzte sich hin.
    Es war kalt und nass, doch die Erleichterung machte ihn gefühllos. Die Erleichterung des gefassten Hinnehmens.
    Er kreuzte die Beine wie ein Schuljunge und legte die Hände auf die Knie.
    Das hier war das Ende, und es war gar nicht so schlimm.
    Es war das Einfachste, was er je getan hatte.
    Er fragte sich, ob er wohl umkippen oder sitzen bleiben
würde, so dass Wanderer ihn hier finden würden wie einen eisigen Buddha.
    Jonas lächelte.
    Der Nebel streichelte sein Gesicht wie eine tote Geliebte.
    Sein Handy klingelte.
    Irgendwo im weißen Nichts bimmelte es sein vernünftiges, altmodisches Telefonklingeln  – wie das Telefon, das sie gehabt hatten, als er klein gewesen war.
    Es klingelte wieder und wieder. Vielleicht war es Lucy. Vielleicht brauchte sie ihn. Jonas stand auf und folgte dem Geräusch.
    Er fand das Handy, als es gerade aufhörte zu klingeln. Behutsam hob er es aus einer Vertiefung im Schnee auf, die sein Gehirn nur langsam als seinen eigenen Fußabdruck registrierte.
    Er folgte seinen Fußspuren zum Wagen zurück, dann rief er Lucy an, doch es meldete sich niemand.
    Jonas fuhr nach Shipcott zurück, und hinter ihm verblasste der Traum zu Weiß.
    Dabei vergaß er den Eisbuddha ganz und gar, und Peter Priddy auch.
     
    Marvel war schon wieder zu spät dran. Die Autos waren schon wieder weg. Schon wieder ein Déjà-vu.
    In

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