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Der Beschütze

Der Beschütze

Titel: Der Beschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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hatte. Wenn er den Anschein erweckte, ihr gegenüber offen zu sein, dann war sie vielleicht ihrerseits aufrichtig, und er konnte neue Informationen sammeln, um seinen Fall zu unterfüttern. Das war ja auch weiß Gott notwendig.
    »Wie heißen Sie?«, begann er und sah dann zu, wie sie sich ganz kurz alle Mühe gab, es ihm nicht zu sagen. Er wusste, dass sie fand, dadurch büße sie etwas von ihrer Stärke ein, und sie hatte recht damit. Deswegen hatte er ja gefragt.
    »Lucy«, sagte sie schließlich, weil es ihrer Natur entsprach, eine höfliche Frage höflich zu beantworten.
    Also erzählte Marvel Lucy, warum er Jonas Holly vielversprechend fand. Kontaminierte Tatorte, verschwundene Kotze, zurückgehaltene wesentliche Beweise.

    Lucy starrte ihn unversöhnlich an. Wahrscheinlich hatte sie im Hause Holly die Hosen an, vermutete Marvel.
    »Sie sagen mir nichts, was ich nicht schon weiß«, unterbrach sie ihn, obwohl er an ihrer Miene sah, dass das eine Lüge war. »Ich höre hier was von jeder Menge Zufälligkeiten und Indizien  – und keinerlei Beweisen. Sie haben nicht einmal Beweise dafür, dass Danny etwas mit alldem zu tun hatte, geschweige denn Jonas.«
    Marvel war es nicht gewöhnt, dass jemand ihm auf den Kopf zusagte, dass er im Trüben fischte. Wenn er bei einem Fall der Leitende Ermittlungsbeamte war, war er gewohnt, dass die Leute taten, was er sagte, ohne seine Entscheidungen zu hinterfragen. Reynolds versuchte das manchmal, aber Reynolds war ja eigentlich gar kein richtiger Polizist; er hatte kein Gefühl für diesen Job.
    »Danny Marsh hat ein schriftliches Geständnis hinterlassen«, meinte er. »Mehr kann man mit so etwas nicht zu tun haben.«
    »Blödsinn!«, wehrte sie energisch ab. »Jonas hat mir erzählt, was da drin stand. Ich war’s. Es tut mir nicht leid. Das ist doch kein Mordgeständnis. Nach allem, was Sie wissen, könnte er auch die Katze vom Nachbarn überfahren haben.«
    Obwohl sie ihm das Leben ganz schön schwermachte, konnte Marvel nicht anders, er mochte Lucy Holly. Ihre standhafte Gegenwehr und ihre Bereitschaft, sich auf einen Kampf einzulassen, gefielen ihm. Wie sie da so mit funkelnden Augen auf dem Sofa saß  – und man ihre verkümmerten Beine nicht so deutlich sehen konnte  –, war Lucy Holly wirklich bezaubernd.
    »Jonas sagt, Sie haben noch nicht mal Fingerabdrücke!«
    Marvel zuckte die Achseln. »Heutzutage wissen die Leute Bescheid über Fingerabdrücke. Die tragen alle Chirurgenhandschuhe. Die Einzigen, die das nicht tun, sind Besoffene und Trottel. Wir haben in Marshs Garage eine ganze Schachtel voller Handschuhe gefunden.«

    »Und in Mark Dennis’ Arztpraxis haben Sie bestimmt mehrere Schachteln gefunden. Und beim Tierarzt in Dulverton auch«, gab sie zurück. »Jedenfalls, Sie haben keine Fingerabdrücke. Und was ist mit dem Knopf?«
    Verdammt. Sie wusste von dem Knopf. Das schwache Glied in seiner dürftigen Beweiskette gegen Jonas Holly.
    »Was denn für ein Knopf?«, fragte er.
    »Stellen Sie sich ja nicht blöd«, wies Lucy ihn mit einem strengen Blick zurecht, bei dem Marvel sich vorkam wie ein Dreijähriger, der gerade einen Spielkameraden mit einer Spielzeugeisenbahn gehauen hatte.
    »Das ist einer von fünfhunderttausend, die pro Jahr hergestellt werden.«
    »Für Uniformen, hat Jonas gesagt. Heißt das nicht, dass Leute wie Wachdienst-Angestellte und Türsteher verdächtig sein könnten? Und nicht Typen wie Danny, die bei der Arbeit einen Blaumann anhaben.«
    »Ihr Mann sollte nicht über die Details dieses Falles sprechen. Nicht einmal mit Ihnen. Es gibt da gewisse Dinge, die wir gern zurückhalten würden …«
    »Damit nur die Polizei und der Mörder davon wissen«, vollendete Lucy den Satz ungeduldig für ihn. »Das weiß doch jeder, der mal eine halbe Stunde vor dem Fernseher gesessen hat! Aber es stört mich, dass Sie das mit dem Knopf anscheinend nicht ernst nehmen. Stört Sie das etwa nicht?«
    Erwartungsvoll sah sie ihn an, und er wünschte sich abermals, er könnte ihr einfach sagen, sie könne ihn mal, und dann gehen. Alles wurde einfacher, wenn man diese Option hatte.
    »Wir wissen doch gar nicht, ob zwischen diesem Knopf und dem Mord an Mrs. Priddy überhaupt eine Verbindung besteht«, wandte er steif ein.
    »Darum geht’s doch gar nicht«, schoss sie zurück. »Es geht darum, wieso sollte Jonas Beweise finden oder mögliche Beweise, wenn er versucht hat, die Wahrheit zu verbergen? Findet
er jetzt Beweise, oder hält er welche

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