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Der Beschütze

Der Beschütze

Titel: Der Beschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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und einem Schirm, der dieselbe Farbe hatte wie der Fleck.
    Außerdem gab es dort einen Wecker, eine Schachtel mit Papiertaschentüchern und ein zerlesenes Exemplar von Frank Herberts Dune. Ferne Planeten, Kriege um die Droge namens »Spice« und riesige Würmer. Unter dem Pflegepersonal war auch ein Mann, fiel es Marvel wieder ein. Gary Irgendwas. Liss. Gary Liss. Er nahm an, dass das Buch ihm gehörte.
    Ein Blitz zuckte auf, und das Licht ging mit einem resignierten Klick aus. Erst fehlten Marvel die leisen Geräusche des elektrischen Stroms, dann stellte er sich um. Dank des schwindenden Tageslichts und des Unwetters war es im Haus jetzt fast dunkel, und er konnte fühlen, wie sein Herz heftiger pumpte. Marvel hatte Dunkelheit noch nie leiden können. So was Blödes! Ein Stromausfall  – das war alles. Nichts, wovor man Angst haben musste. Er holte eine aufladbare Mini-Stablampe aus der Tasche und knipste sie an. Seltsamerweise
fühlte er sich daraufhin nicht besser, sondern noch unwohler. Als wäre alles außerhalb des schmalen Lichtstrahls jetzt noch schwärzer und noch gefährlicher als vorher.
    Ein halbes Dutzend Weihnachtskarten wellte sich neben dem Bett vor Feuchtigkeit. Er betrachtete jede einzelne; es standen harmlose, bedeutungslose Sätze darauf, und unterschrieben waren sie mit den Namen alter Leute.
    Liebe Grüße von Jean und Arthur. Alles Liebe von Dolly, Geoff und der Familie.
    Marvel zog die Schubladen auf und begutachtete die Überbleibsel eines Lebens. Der Schrank enthielt nur wenige Kleidungsstücke, doch das, was da war, roch klamm. Ein Wintermantel, zwei Kleider, ein Rock, zwei Blusen, sorgsam zusammengelegte Unterwäsche, zwei Paar vernünftige Schuhe mit Schimmelflecken. Genug, um damit weiterzuleben, wäre Margaret Priddy je ein Wunder widerfahren anstatt eines Mordes. Die Schubladen waren Mini-Schrotthalden voll einzelner Ohrringe, alter Lippenstifte, ausländischer Münzen und etwas, das wie ein Paar Sporen aussah. Ganz hinten in der untersten Schublade fand sich eine Schmuckschatulle, die er mit einem gewissen Gefühl freudiger Erwartung öffnete. Doch sie enthielt lediglich vergilbte Einladungen zu Hochzeiten und Taufen und ein paar brüchige Briefe. Er entfaltete einen  … war nicht da, als wir ankamen, also haben wir im Wintergarten Kaffee getrunken und gewartet… der Ritt war schauerlich, wir sind fürchterlich aneinandergeraten, und ich war froh, das verrückte Vieh wieder im Stall abgeben und schnurstracks vom Hof marschieren zu können… natürlich hat Raymond den 63er aufgemacht  – er ist ja immer so ein Snob …
    Das Licht ging wieder an. Marvel faltete den Brief, schloss die Schublade und knipste die Taschenlampe aus. Seine Hände waren voller Fingerabdruckpulver; er wischte sie an den Chintzvorhängen ab. Debbie wäre ausgerastet, wenn sie das gesehen hätte.
    Der Fensterrahmen und das Fensterbrett waren ebenfalls
mit dem Pulver bestäubt, und er musterte den Rahmen mit geübtem Blick, hielt Ausschau nach irgendetwas, das die Leute von der Spurensicherung übersehen haben konnten. Immer dachte er, er würde vielleicht etwas finden, und für gewöhnlich wurde er enttäuscht. Sie kannten sich aus, und sie machten ihre Sache gut. So etwas wie das mit der Kotze kam äußerst selten vor, doch das würde ihn nicht davon abhalten, John Reeves bei nächster Gelegenheit ordentlich den Marsch zu blasen.
    Draußen hatten sich die Graupeln in Regen verwandelt.
    Er schaute zum Hochmoor hinüber, das so steil und so dicht hinter den Häusern aufragte, dass es dem Zimmer das letzte noch vorhandene Licht nahm.
    Hier leben zu müssen.
    Hier sterben zu müssen.
    Marvel schauderte und wandte sich vom Fenster ab. Bevor er wieder herkam, würde er Grey die Sicherungen im Haus überprüfen lassen; der Mann hielt sich für handwerklich begabt.
    Auf halbem Weg die Treppe hinunter hörte er ein Geräusch. Er erstarrte und hielt den Atem an. Wieder war das Geräusch zu vernehmen  – ein Kratzen, ein Klirren. Sein Blick folgte dem, was er hörte, zur Haustür, und er setzte sich wieder in Bewegung  – überraschend geräuschlos für einen Mann seines Alters und seiner Größe. Wieder ein Kratzen. Da war jemand an der Tür. Versuchte, leise zu sein. Versuchte einzubrechen? Er schob die Hand in die Tasche, fühlte sein Handy, wusste jedoch, dass es keinen Empfang hatte … Wusste, dass er allein hiermit fertigwerden musste … Fühlte, wie sein Herz bei diesem Gedanken abermals

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